zum Hauptinhalt
Relaxen im Showzelt des Tagesspiegel eMobility Summits.

© Kai-Uwe Heinrich

Elektromobilität: Bilanz der Projekt-Schaufenster ernüchternd

Regionale Projekt-Schaufenster sollen die Akzeptanz für Elektromobilität fördern, doch bei vielen kommt die Botschaft nicht an. Die Zahl der Neuzulassungen bleibt niedrig. Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen – besonders in Berlin.

Der Anspruch war hoch, die Förderung immerhin beachtlich: Mit 180 Millionen Euro unterstützte der Bund insgesamt vier sogenannte Schaufensterregionen für Elektromobilität. E-Autos mit Projekten erfahrbar machen, Akzeptanz schaffen, vielleicht sogar Begeisterung. Das war der Plan. Zwei Jahre nach dem Start der ersten Projekte und gut eineinhalb Jahre bevor die Förderung ausläuft, ist die Zwischenbilanz ernüchternd: „Es funktioniert so leidlich“, sagte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) beim eMobility Summit des Tagesspiegels am Freitag.

Wer einen Automarkt wie den deutschen umkrempeln wolle, müsse Milliarden in die Hand nehmen, nicht Millionen, sagte Lies. Cornelia Yzer (CDU), als Senatorin in Berlin zuständig für Wirtschaft und Technologie, mithin für das Internationale Schaufenster Berlin-Brandenburg, pflichtet bei: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Nur Winfried Hermann( Grüne), Verkehrsminister in Baden-Württemberg, will Elektromobilität in Deutschland nicht mit mehr Geld voranbringen, sondern mit Gesetzen: „Der Regierungswechsel hat uns viel Zeit gekostet“, sagte er. Nun soll aber bald das Elektromobilitätsgesetz kommen. Wenn es nach Hermann geht: sehr bald.

Zahl der Zulassungen deutlich niedriger als in Nachbarländern

Harsche Kritik kam dann auch vom Bundesverband eMobilität. Beiratsvorsitzender Jan Traenckner fragte: „Wann gesteht man sich eigentlich ein, dass die Förderung durch die Schaufenster gescheitert ist?“ Andere Länder hätten mit unterschiedlichen Förderansätzen bessere Ergebnisse erzielt. Teils mit den im Bundesverkehrsministerium bisher verpönten und vom Finanzministerium rundheraus abgelehnten direkten Kaufprämien.

Tatsächlich lag die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen 2013 in Norwegen (8564), Frankreich (14327) und den Niederlanden (22797) deutlich über den 7940 E-Autos, die im gleichen Jahr in Deutschland zugelassen wurden, wie McKinsey ermittelt hat.

Für Olaf Lies ist das aber noch kein Grund zur Besorgnis. „Der Erfolg ist im Jahr 2014 noch nicht messbar“, sagte er. Da es sich um eine Revolution der Art und Weise wie Mobilität in Deutschland verstanden wird, handele, werde die Akzeptanz exponentiell ansteigen. Die Schaufenster seien „eine gute Möglichkeit den Fokus auf ein Thema zu lenken, das sonst untergehen würde.“

Als Beispiel nannte er den Verkauf von 400 000 Elektrofahrrädern, sogenannten Pedelecs im letzten Jahr. Dass die Schaufensterregionen mit ihren Projekten aber maßgeblich zu dem Absatz beigetragen hätten, glaubt auch der Minister nicht.

Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU).
Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU).

© Kai-Uwe Heinrich

Cornelia Yzer will den Erfolg der Schaufenster ebenfalls erst später bewerten. Es komme nicht nur darauf an, ob das Schaufenster an sich gut funktioniere und die Nutzer begeistere, sondern auch darauf, ob daraus neue Projekte und Investitionen entstünden, die sich selbst tragen. So startete etwa BMW in Berlin im April die Serienproduktion des rein elektrischen Rollers „C Evolution“. Ein großer Erfolg für Berlin, findet die Senatorin. Perspektivisch gehe in Berlin sogar noch mehr. Da die Stadt mit rund 45 000 Neubürgern im Jahr rasant wachse, würden ohnehin „erhebliche Bau- und Infrastrukturmaßnahmen notwendig“, sagte sie. Bei alldem müsse Elektromobilität jetzt mitgedacht werden.

„Die öffentliche Hand muss Vorreiter sein“

In Baden-Württemberg rüstet man sich indes bereits für die Zeit nach 2015, wenn die Förderung für die Schaufenster ausläuft. „Wer wie wir so stark von der Automobilindustrie abhängig ist, muss einen Weg finden, weiter Autos zu verkaufen, ohne den Planeten zu zerstören“, sagte Verkehrsminister Hermann. Die Landesagentur für Elektromobilität soll noch bis mindestens 2020 bestehen bleiben. Wo heute noch konventionelle Busse gefördert würden, sollen bald nur noch Hybrid-Busse Förderung erhalten, kündigte der Minister an.

„Die öffentliche Hand muss Vorreiter sein“, sagte Hermann. Auch der Fuhrpark der Ministerien solle zu bis zu 20 Prozent auf E-Fahrzeuge umgestellt werden.

In Berlin sind aus 30 geplanten eMobility-Projekten mittlerweile 80 geworden. 50 weitere seien in der Vorbereitung, sagte Wirtschaftssenatorin Yzer. Kein Grund also, die Schaufensterregionen für gescheitert zu erklären, findet Yzer. Und auch Olaf Lies sieht Niedersachsen auf dem berühmten „guten Weg“. Wo der genau hinführt, bleibt offen.

Zur Startseite