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Viel zu gucken und zu diskutieren gab es am ersten Tag des eMobility Summit im Verlagshaus des Tagesspiegels. Verkehrsminister Ramsauer schaute sich ein Elektrofahrzeug von Renault an, und hielt ebenso einen Vortrag wie Lanxess-Chef Heitmann.

© Mike Wolff

Verkehrsminister Ramsauer beim eMobility Summit: "Ich brenne für die Elektromobilität"

Zum zweiten Mal findet beim Tagesspiegel der eMobility Summit statt. Auch wenn sich die Euphorie in Sachen Elektromobilität gelegt hat, die Entwicklung dahin bleibt logisch, zwingend und nachhaltig. Politik, Unternehmen und Wissenschaft sehen Deutschland auf gutem Weg.

Die Zahlen sind ernüchternd, die Begeisterung des Publikums hat sich gelegt – aber die Elektromobilität in Deutschland ist in zwölf Monaten weiter vorangekommen als viele erwartet hatten. "Von einem Massenmarkt für Elektroautos sind wir zwar immer noch weit entfernt", räumte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Montag zum Auftakt des zweitägigen eMobility Summits des Tagesspiegels ein. Aber die technische und gesellschaftliche Entwicklung lasse sich nicht "per Dekret beschleunigen". Deutschland sei mit seinem alle Branchen einbeziehenden, technologieoffenen Ansatz "gut unterwegs".

Ähnlich äußerte sich Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobiliät (NPE): "Wir sind auf einem guten Weg, die Ausgangsposition Deutschlands hat sich deutlich verbessert." Auch der Autoverband VDA zeigte sich zufrieden: "Vieles, das vor einem Jahr noch auf dem Papier stand, ist jetzt bereits Realität", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann auf dem Summit. Kagermann wird Ergebnisse des Fortschrittsberichts der NPE, der am 20. Juni der Bundesregierung übergeben werden soll, an diesem Dienstag auf dem eMobility Summit erläutern.

"Phase der harten Arbeit"

Wie berichtet hat sich die aus Unternehmen, Wissenschaft und Politik gebildete Plattform auf sechs „Leuchttürme“ für Forschung & Entwicklung verständigt und für insgesamt 82 Konsortien ein Projektvolumen von zusammen rund 1,1 Milliarden Euro beantragt. Vier Schaufensterregionen, in denen die Praxistauglichkeit verschiedener Technologien und Geschäftsmodelle erprobt werden soll – unter anderem in Berlin-Brandenburg –, wurden bestimmt. Laut VDA hat sich die europäische Automobilindustrie jüngst auch auf ein einheitliches Steckersystem geeinigt. Bei der Batterieforschung gebe es ebenfalls erhebliche Fortschritte. In Dresden, München, Münster und Ulm entstehen Kompetenzzentren.

"Nach der anfänglichen Aufbruchstimmung sind wir jetzt in einer Phase der harten Arbeit angekommen", sagte Kagermann. Es gebe keinen Anlass mehr zu fürchten, Deutschland könne es nicht schaffen, 2020 Leitanbieter und -markt für Elektromobilität zu werden. "Wir sind zum Beispiel – anders als vor einem Jahr – wesentlich zuversichtlicher, dass es eine integrierte Batterieproduktion in Deutschland geben wird", sagte Kagermann.

Die Kritik der Industrie wies Ramsauer zurück

1,5 Milliarden Euro Umsatz mit grüner Mobilität: Lanxess-Chef Axel Heitmann bei seinem Vortrag beim eMobility-Summit des Tagesspiegels.
1,5 Milliarden Euro Umsatz mit grüner Mobilität: Lanxess-Chef Axel Heitmann bei seinem Vortrag beim eMobility-Summit des Tagesspiegels.

© Mike Wolff

Direkte staatliche Prämien, wie sie in anderen Ländern beim Kauf eines E-Autos gezahlt werden, lehnt die Bundesregierung weiter ab. "Wenn es vom Staat etwas gibt, werden die Deutschen mobil", ironisierte Verkehrsminister Ramsauer die Mentalität, "gerne gleich nach Zuschüssen zu rufen". Damit aus aktuell rund 4600 zugelassenen Elektroautos auf deutschen Straßen eine Million im Jahr 2020 werden, müssten zuerst alltagstaugliche Fahrzeuge die Nutzer überzeugen. Die Deutschen dürften dabei zunächst ruhig "Marktführer in einer Nische" sein, um später Marktführer des Massenmarktes werden zu können.

Die Kritik der Industrie, der Bund habe angekündigte Erleichterungen noch nicht umgesetzt, wies Ramsauer zurück: In Kürze werde das Kabinett über die Kfz- Steuerbefreiung sowie Sonderabschreibungen für Elektrofahrzeuge entscheiden. "Wir planen auch eine öffentliche Beschaffungsinitiative." Elektromobilität bleibe für die Regierung ein "zentrales Schwerpunktthema". Aber: "Wir brauchen Zeit", sagte der Minister und versicherte: "Ich brenne für die Elektromobilität – von zwei Enden."

Zwölf Milliarden für alternative Antriebe

Die Industrie warnte davor, Zeit zu verlieren: Es komme jetzt "entscheidend darauf an, die beschlossenen Maßnahmen konsequent umzusetzen und die Projekte zügig zu starten", sagte VDA-Präsident Wissmann. Dies gelte insbesondere für die Schaufenster. Der Markthochlauf von 2014 bis 2017 benötige "aktive Begleitung", um das Ziel von einer Million E- Fahrzeuge im Jahr 2020 zu erreichen, sagte Wissmann. Auch für die kommenden Jahre bräuchten die Unternehmen "einen Fahrplan, damit die Industrie bei ihren Investitionen Planungssicherheit hat". Die deutsche Autoindustrie steckt in den kommenden drei bis vier Jahren zehn bis zwölf Milliarden Euro in die Entwicklung alternativer Antriebe.

Auch andere Branchen setzen auf die neue Technologie – zum Beispiel die Chemieindustrie. "Lanxess hat 2011 etwa 20 Prozent seines Umsatzes, rund 1,5 Milliarden Euro, mit Produkten für eine grüne Mobilität gemacht", sagte Lanxess-Chef Axel Heitmann auf dem Summit. Ziel sei es, diesen Anteil auf 80 Prozent oder 2,7 Milliarden Euro zu steigern. Mit innovativen, "grünen" Reifen ließen sich Elektroautos effizienter bewegen. Würden alle Autoreifen weltweit durch "grüne" Pneus ersetzt, könnten laut Heitmann 20 Milliarden Liter Sprit und 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

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