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Beliebtes Nahrungsmittel. Der Kabeljau landet oft auf deutschen Tellern.

© dpa

Grätchen-Frage: Die Flussbrasse soll den Nordseekabeljau retten

Riesige Fangflotten bedrohen die Artenvielfalt im Meer. Dabei gibt es kulinarische Alternativen aus heimischen Gewässern, auch in Berlin und Umgebung. Allerdings haben diese Fische einen Nachteil.

Makrele, Heilbutt, Scholle, Zander: Speisefische sind in der Tierwelt zahlreich vertreten. Mehr als 25 000 genießbare Arten gibt es laut der Nichtregierungsorganisation Slow Food weltweit. Allerdings landen rund um den Globus nur 20 Fischsorten in Bratpfanne oder Kochtopf – mit der Folge, dass sich ihre Bestände in den Weltmeeren immer weiter verringern. Nach Studien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen sind rund 28 Prozent der Fischbestände der wichtigsten gehandelten Arten wie Rotbarsch und Aal überfischt.

Der „Fish Dependance Day“ an diesem Sonntag, den das Nichtregierungsbündnis Ocean2012 ins Leben gerufen hat, soll Politik und Verbraucher darauf hinweisen, dass weltweit, aber auch in europäischen Gewässern viel mehr Fische gefangen werden, als auf natürlichem Wege nachwachsen können – und Alternativen des Konsums aufzeigen. Derzeit verbraucht ein Deutscher im Schnitt mehr als 15 Kilogramm Fisch pro Jahr; weil auch Nord- und Ostsee von der Überfischung betroffen sind, ist Deutschland statistisch gesehen ab dem 6. April für den Rest des Jahres vollständig auf den Import von Fisch und Meeresfrüchten angewiesen.

Mehr Gräten und kräftig im Geschmack

Das Aktionsbündnis Ocean2012 will diese Abhängigkeit durch eine nachhaltigere Fischereipolitik und umweltbewussteren Konsum beenden. „Die EU und Deutschland als weltgrößter Importmarkt für Fisch sind mit verantwortlich für die weltweite Überfischung“, sagt Francisco Mari, Fischereiexperte von Brot für die Welt. „Sie führt auch dazu, dass Fisch den Menschen in armen Ländern als wichtigste Eiweißquelle fehlt.“ Mari fordert, dass die EU ihre Fangkapazität auf den Weltmeeren drastisch reduziert.

Aber auch die Verbraucher spielen beim Kampf gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Meere eine wichtige Rolle. Wer guten Gewissens Fisch essen möchte, sollte sich schon vor dem Einkauf darüber informieren, welche Fischbestände gefährdet sind. Die internationale Naturschutzorganisation WWF etwa hat gerade einen Einkaufsratgeber herausgegeben, der aufzeigt, welche Arten gefährdet sind.

Statt beim Kochen auf stark nachgefragte Salzwasserfische wie Nordseekabeljau oder Schellfisch zurückzugreifen, sollten aus Sicht von Ocean2012 aber auch öfter auch weniger bekannte, aber durchaus schmackhafte Süßwasserfische auf den Tellern landen. In den Gewässern rund um Berlin tummeln sich beispielsweise Fischarten wie Rapfen, Giebel, Plötze oder Flussbrasse. „Sie haben mehr Gräten als andere Fische, und sie sind kräftiger im Geschmack“, sagt Sternekoch Stefan Hartmann.

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