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Adlershof: Hightech ohne Anschluss

Der Technologiepark Adlershof ist 2010 weiter gewachsen. Dennoch wird der Wissenschaftsstandort im Südosten Berlins irgendwie stiefmütterlich behandelt: Das S-Bahn-Angebot ist geschrumpft.

Berlin - Wer im Winter mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Adlershof will, sollte sich warm anziehen. Denn die S-Bahn fährt nur selten in den Technologiepark im Berliner Südosten hinaus. „Zwei Linien fahren gar nicht mehr nach Adlershof. Und wenn die S-Bahn dann auch noch mit verkürzten Zügen fährt, frieren sich die Leute hier die Füße ab. Das muss besser werden“, forderte Peter Strunk, Pressesprecher der Wista Management GmbH, der Betreibergesellschaft von Adlershof, am Montag anlässlich der Vorlage der Bilanz für das Jahr 2010. Die schlechte Anbindung dürfe nicht zum Standortnachteil werden. Immerhin kämen 44 Prozent der Angestellten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch die Studenten seien auf die Bahn angewiesen.

Ende 2010 waren im gesamten Entwicklungsgebiet Adlershof 883 Unternehmen und 17 wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt. Das entsprach einem Plus von 47 Ansiedlungen gegenüber 2009. Insgesamt arbeiten hier 14 110 Menschen, ein Prozent mehr als im Vorjahr. „Wir haben die Folge der Krise überwunden, stärker, als das vor Kurzem noch zu erwarten war“, kommentierte Wista-Chef Hardy Rudolf Schmitz die Zahlen.

20 Jahre nachdem der Technologiepark in Betrieb genommen wurde, sei Adlershof ein „Leuchtturm“ der Berliner Wissenschaftsstandorte geworden. Dank der öffentlichen Anschubfinanzierung stammten heute bereits zwei Drittel aller Investitionen aus privaten Mitteln. Wenn die Entwicklung weiter in dem Tempo voranschreite, „kann sich der Standort hinsichtlich Umsatz und Beschäftigung bis 2025 verdoppeln.“ 100 Hektar Fläche könnten noch erschlossen werden.

Wichtig für die weitere Entwicklung sei auch, dass andere, noch zu entwickelnde Technologie-Standorte wie Tempelhof, Tegel oder Charlottenburg ihrerseits ein klares Profil ausbildeten, damit sich die Standorte untereinander keine Unternehmen abjagten, sagte Schmitz.

Im Technologiepark Adlershof liegt der Schwerpunkt auf den Bereichen Optik und Photonik, Informationstechnik und Medien, sowie Biotechnologie und Photovoltaik. Christine Wedler vom Technologiekreis Adlershof sagte, vor allem die Optik sei ein Exportschlager. Diese Branche habe derzeit „den größten Schwung“. In dem Technologiekreis haben sich 73 Hightech-Firmen organisiert. Allein ihre Umsätze wuchsen im Jahr 2010 um 12,2 Prozent. 2009 waren es nur 4,3 Prozent gewesen. Auch die Zahl der Jobs wuchs mit 12,8 Prozent überdurchschnittlich. 30,4 Prozent der Beschäftigten seien Frauen, betonte Wedler. In ihrem Kreis erwarteten fast alle Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze für dieses Jahr. Die Anzahl der Beschäftigten solle entweder gehalten oder weiter ausgebaut werden.

Almuth Hartwig-Tiedt, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, erwartet für Berlin ein Wachstum von 2,5 Prozent in diesem Jahr. Adlershof sei „auch ein Spiegel unserer Wirtschaftspolitik“. Durch die Konzentration auf neue Technologien entstünden hier hochqualifizierte Arbeitsplätze. „Das ist gute Arbeit, von der man auch leben kann“, sagte die Staatssekretärin. Auch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft sei beispielhaft.

Kritik übte auch sie an der Infrastruktur: Sie wünsche sich eine Stromtankstelle an Berlins Hightech-Standort. Die Staatssekretärin war mit dem Elektroauto gekommen, das sie seit drei Monaten testet. Ihr Fahrer musste den Wagen mithilfe einer Kabeltrommel an der Steckdose aufladen.

Einen Lichtblick in Sachen Anschluss gab es aber auch: Walter Leibl, zuständig für Planung und Erschließung des Standorts, kündigte an, dass ab September eine Straßenbahn über den Campus Adlershof fahren wird.

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