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Wirtschaft: Joop holt Wunderkind zurück

Potsdamer Designer zahlt Investorenpaar Sander aus

Potsdam - Der Potsdamer Modedesigner Wolfgang Joop will das von ihm gegründete Modelabel Wunderkind wieder komplett übernehmen. Das sagte Joops Sprecher und Partner Edwin Lemberg am Freitag in Potsdam. Joop werde „in den nächsten Tagen“ mit drei Investoren zusammen den 65-Prozent-Anteil des Ehepaars Gisa und Hans-Joachim Sander übernehmen. Über die Höhe des Kaufpreises könne noch nichts gesagt werden, ebenso wenig wie über die Investoren. „Herr Joop ist mitten in den Vertragsverhandlungen“, sagte Lemberg.

Gisa Sander, Erbin des Kosmetikkonzerns Wella, und ihr Ehemann lagen seit längerem mit Joop über Kreuz und hatten vergeblich eine neue Strategie eingefordert. Joop hatte auf Investitionen des Kunstsammler-Paares gepocht. Zum Jahresanfang noch schien es, als hätten sich Sanders, die im Jahr 2007 bei Wunderkind eingestiegen waren, mit ihren Renditeforderungen durchgesetzt: Da hatte Wunderkind einen Teil der Belegschaft entlassen und verkündet, dass die Marke breiter aufgestellt werden solle. Sanders hatten Joop stets gedrängt, auch preiswertere Stücke zu entwerfen.

Lemberg trat am Freitag Spekulationen entgegen, wonach Joop inzwischen so gut wie pleite sei: „Da ist nichts dran. Sonst könnte er ja wohl auch sein Angebot zum Kauf der Firmenanteile nicht unterlegen.“ Joop ist auch - beratend und als Imageträger - für eine Investorengruppe beim Unterwäschehersteller Schiesser engagiert, der im März an die Börse gebracht werden soll.

In den vergangenen zwei Wochen hatte es bei Wunderkind aus Investoren- und Interessentenkreisen geheißen, Joop habe erhebliche Verbindlichkeiten bei Sanders, die diese beim Verkauf ihres 65-Prozent-Anteils an Wunderkind mit abgelöst haben wollen. Ähnliches hatte auch der Finanzinvestor Clemens Vedder geäußert, dem Sanders nach langen, ergebnislosen Verhandlungen mit Joop ihre Firmenanteile verkaufen wollten. Vedder und Joop hatten sich danach gegenseitig öffentlich angegriffen. Noch zu Wochenbeginn hatte Vedder gesagt: „Die Heinis müssen verschwinden - alle.“ Gemeint waren Joops engste Mitarbeiter und Freunde.

Am Freitag sagte Vedder, er sei zufrieden, falls Joop tatsächlich Investoren gefunden habe. „Meine Aufgabe wäre dann erfüllt.“ Joop habe ihn inzwischen mehrfach angerufen und sei ihm entgegengekommen. Lemberg sagte am Freitag, Joop sei wieder optimistisch. „Im Oktober wird Wunderkind wieder auf den Schauen in Paris zu sehen sein - mit einer neuen Kollektion.“ Wunderkind verfüge noch immer über die Läden in Berlin, auf Sylt und in London. Auch die Neueröffnung eines weiteren Geschäfts in Berlin am Kurfürstendamm solle wieder vorangetrieben werden.

Joop hatte die Firma Wunderkind 1999 gegründet. Mit der im September 2004 in New York vorgestellten Kollektion hatte sie ihr internationales Debüt. Vor wenigen Tagen wurden Plagiatsvorwürfe gegen das Unternehmen erhoben.Der britische Künstler Marc Quinn hatte dem Unternehmen vorgeworfen, sich ungefragt bei seinem Œuvre bedient zu haben. Die auffälligen Blumenmuster der Frühlings- und Sommerkollektionen der Firma seien direkt und unverändert aus seiner Reihe von Orchideen- und Tulpen-Bildern übernommen, meint Quinn. PNN/HB

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