zum Hauptinhalt
Hart umkämpft. Jahrelang hatte Metro-Chef Eckhard Cordes Probleme, Kaufhof loszuwerden. Jetzt bekämpfen sich gleich mehrere Bieter gegenseitig.

© picture alliance / dpa

Kaufhof: Erfolg von Benko und Berggruen wird immer unwahrscheinlicher

Gegen den einen ermittelt die Justiz, gegen den anderen protestiert die Belegschaft: Die Kaufhof-Bieter René Benko und Nicolas Berggruen geraten zunehmend in die Kritik. Wer könnte davon profitieren?

Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche kommen für den österreichischen Investor René Benko zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ans Licht. Im Rennen um die Warenhauskette Kaufhof galt der 34-jährige Chef der Immobilienfirma Signa zuletzt als klarer Favorit. Benko selbst hat in einem Tagesspiegel-Interview erklärt, an den Vorwürfen sei „nichts dran“. Inzwischen geht er noch einen Schritt weiter: „Wir orten in dieser Aktion eine Schmutzkübelkampagne im Zusammenhang mit dem Bieterverfahren Kaufhof“, teilt Signa mit. Die Wiener Staatsanwaltschaft erklärt dagegen, dass sie schon seit 2009 gegen Benko ermittele. Es sei keine anonyme Anzeige gewesen, die zu dem Verfahren geführt habe.

Eigentlich hatten sich die Beteiligten schon auf einen schnellen Vertragsabschluss noch vor Jahresende eingestellt. Doch das Ermittlungsverfahren könnte für Verzögerungen sorgen, daher wird es am Metro-Konzernsitz in Düsseldorf mit Argwohn beobachtet, ebenso in Duisburg, wo die Haniel-Gruppe residiert. Denn ihr gehören 34 Prozent des Metro-Konzerns, und sie braucht dringend Geld, um ihren hohen Schuldenstand zu verringern. Als Kaufpreis werden aus dem Verhandlungsumfeld 2,4 Milliarden Euro genannt, wobei die Immobilien mit drei Viertel dieser Summe zu Buche schlagen. Die angestrebte Sonderausschüttung aus dem Kaufhof-Verkauf könnte sich auf insgesamt 1,95 Milliarden Euro belaufen, wie Analysten der BHF-Bank berechnet haben – das wären gut 600 Millionen Euro für Haniel.

Bedenken gibt es jedoch nicht nur gegen Benko wegen des Ermittlungsverfahren, sondern auch gegen Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen, der Szenarien für eine Fusion von Karstadt und Kaufhof durchspielen ließ. Zwar ließ er erklären, ein entsprechendes Strategiepapier mit dem Titel „Projekt Zeus“, das dem Tagesspiegel vorliegt, sei nicht Gegenstand seiner Planungen. Aber welche Folgen eine Fusion haben könnte, ergibt sich daraus deutlich: Bis zu 6000 Mitarbeiter könnten entlassen werden – und das gemeinsame Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen könnte um 150 bis 250 Millionen Euro pro Jahr steigen. Ein Ausstiegsszenario ist in dem Berggruen-Papier ebenfalls schon festgehalten: Im Jahr 2016 könne die Deutsche Warenhaus AG an die Börse gebracht werden, und vorher solle man sich von den Karstadt-Sporthäusern und von der Luxussparte trennen. Dazu gehören das KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Kein Wunder, dass nicht nur die Gewerkschaften alarmiert sind, sondern Metro um Aufklärung gebeten hat.

Für Benko und Berggruen ist die Lage gleichermaßen kritisch. Denn wenn der eine Bieter die Justiz auf den Plan ruft und gegen den anderen die Belegschaft Sturm läuft, könnte die Stunde eines dritten schlagen. Noch haben sich vermutlich nicht alle Interessenten gezeigt. Aber auch Ex-Karstadt-Quelle-Chef Wolfgang Urban will Kaufhof gemeinsam mit anderen Investoren übernehmen, und die spanische Warenhauskette El Corte Inglés soll sich ebenfalls interessiert gezeigt haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false