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Politker als Aufseher: Peer Steinbrück und Ex-CDU-Finanzexperte Friedrich Merz (l.) sitzen beide im Kontrollgremium bei Borussia Dortmund. Frauen sind dort nicht vertreten.

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Quotendebatte: Mehr Frauen für Borussia Dortmund

Familienministerin Schröder spricht mit Unternehmern und Politikern über individuelle Lösungen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück bekommt dabei sein Fett weg.

Eine Spitze gegen den politischen Gegner kann sich Familienministerin Kristina Schröder (CDU) nicht verkneifen. Gäbe es in Aufsichtsräten die von den Sozialdemokraten geforderte Frauenquote, hätte deren Kanzlerkandidat ein weiteres Problem. „Die sechs Aufsichtsratsposten bei Borussia Dortmund sind alle von Männern besetzt. Einer von ihnen ist Peer Steinbrück.“ Damit hat sie die Lacher auf ihrer Seite. Was angesichts der Tatsache, dass das erste Bundesforum des Unternehmensbündnisses „Mehr Frauen in Führungspositionen“ in Schröders eigenem Ministerium stattfindet, allerdings auch keine große Kunst ist.

Um in der Sprache der Ministerin zu bleiben: Auch der Rest des Montagnachmittags in Berlin verläuft für sie wie ein Heimspiel, bei dem der Gegner fast gar nicht stattfindet. Entspannt sitzt sie auf dem Podium und antwortet gut gelaunt den nicht allzu kritischen Fragen des Moderators. Ganz im Sinne der von ihr favorisierten Flexiquote – mehr Frauen in Führung, aber ohne feste Vorgabe – gehört sie in der Runde der Minderheit an. Neben ihr sitzt mit der Dülmener Bürgermeisterin Lisa Stremlau nur noch eine weitere Frau insgesamt drei Männern gegenüber.

Kristina Schröder
Kristina Schröder

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Den Konter auf Peer Steinbrück spart sich SPD-Frau Stremlau. Dafür betont sie die in ihren Augen notwendige Bedeutung einer starren Frauenquote. Das Wort „starr“ sei für sie allerdings negativ besetzt. Es gehe nicht darum, ob sie bei 30 oder 40 Prozent liege. Sie sei vielmehr als Signal für Unternehmen notwendig, damit sich überhaupt etwas bewege. Inzwischen bestünden mehr junge Frauen als Männer das Abitur und schlössen ein Hochschulstudium ab. Doch beim Blick in die Führungsebenen vieler Unternehmen „frage ich mich dann: Wo sind die tollen Frauen?“.

Marko Müller weiß es. Jedenfalls nicht bei Bombardier Transportation in Bautzen. Lediglich 13 Prozent der Belegschaft sei weiblich, sagt der Personalleiter. Eine Quote von 50 Prozent in der Metallindustrie oder im Fahrzeugbau sei kaum möglich. Dennoch sei es wichtig, dass Unternehmen passgenaue Lösungen erarbeiteten, sich Ziele setzten, die sie erreichen könnten. Wie rund 100 andere Unternehmen deutschlandweit nimmt Bombardier an der von Schröder ins Leben gerufenen Initiative regionaler Bündnisse teil: Die Firmen verpflichten sich, mit individuellen Maßnahmen mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Jochen Bruhn, Leiter der Rostocker Straßenbahn, hat schon aufgrund der persönlichen Erwerbsbiografie nichts gegen Gleichberechtigung. Vor Jahrzehnten sei er angestellt worden, um die damals vorherrschende Übermacht der Frauen ein wenig zu mildern, sagt er schmunzelnd. Quasi als Quotenmann.

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