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 Freizügigkeit. Seit dem 1. Januar dürfen sich auch Bulgaren und Rumänen innerhalb der EU einen Job suchen.

© dpa

Schuldenkrise: Deutschland wird zum Einwanderungsland

Wegen der Schuldenkrise zieht es immer mehr Ausländer nach Deutschland. Die Freizügigkeit innerhalb der EU macht's möglich - und die sinkenden Hürden am Arbeitsmarkt.

Wegen der Schulden-Krise zieht es immer mehr Ausländer nach Deutschland. "Mit rund 400.000 dauerhaften Zuwanderern in 2012 liegt Deutschland erstmals in der OECD an zweiter Stelle nach den USA“, teilte die Industriestaaten-Gruppe am Dienstag zu ihrem Migrationsausblick mit. “Deutschland hat damit klassische Einwanderungsländer wie Kanada und Australien deutlich hinter sich gelassen.“ In keinem der 33 anderen OECD-Staaten habe es einen vergleichbaren Anstieg von 38 Prozent gegeben, betonte Experte Thomas Liebig von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). “Man kann hier ohne Übertreibung von einem Boom sprechen.“ 2009 lag Deutschland in der Rangliste noch auf dem achten Platz.

Der deutsche Arbeitsmarkt wird immer durchlässiger

Die OECD untersucht den Zustrom von Menschen, die mindestens ein Jahr bleiben. Deshalb liegen erst Zahlen für 2012 vor. Liebig geht davon aus, dass es 2013 weiteres Wachstum gegeben habe, “aber einen weniger spektakulären Anstieg“. Immer mehr Menschen kommen nach Deutschland, da es zunehmend weniger Hürden beim Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt gibt. Die Einwanderung im Zuge der sogenannten Personenfreizügigkeit macht mittlerweile mehr als drei Viertel der dauerhaften Zuwanderung nach Deutschland aus. Einen höheren Wert gibt es OECD-weit nur in der Schweiz und Österreich. Die Zusammenführung von Familien oder humanitäre Gründe spielen eine deutlich geringere Rolle.

Die Migranten bleiben im Schnitt länger als ein Jahr

Der Anstieg geht der OECD zufolge auch darauf zurück, dass die Migranten länger bleiben als früher. Jeder zweite Zuwanderer, der 2012 aus Europa gekommen sei, bleibe im Schnitt länger als ein Jahr, sagte Liebig der Nachrichtenagentur Reuters. Im Jahr davor hätten dies nur weniger als 40 Prozent getan. Dies hänge damit zusammen, dass die Wirtschaftskrise in den Heimatländern der Einwanderer - vor allem in Südeuropa - lange angehalten habe. “Die größte Gruppe der Einwanderer kommt jedoch nach wie vor aus den mittel- und osteuropäischen Ländern“, betonte Liebig. Wer in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen ist, hat eher einen Job und ist laut OECD im Schnitt besser qualifiziert als diejenigen, die vor 2007 eingewandert sind.

Anfang 2014 fielen die letzten Zugangshürden für Bulgaren und Rumänen, die in Deutschland einen Job suchen. Vor allem die Einwanderung aus diesen EU-Ländern hatte zu einer Debatte um Missbrauch von Sozialleistungen geführt. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass 2014 unterm Strich zwischen 100 000 und 180 000 Rumänen und Bulgaren nach Deutschland zuwandern könnten. rtr

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