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Sonnenenergie: 400 Milliarden Euro für Solaranlagen in Afrika

Die Vision von sauberem Solarstrom aus der Wüste soll Realität werden. Ein hochrangiges Konsortium formiert sich unter Führung der Münchener Rück. Auch die Politik ist gefordert.

Die Vision von sauberem Solarstrom aus der Wüste soll Realität werden. In der Fachwelt kursieren Pläne für das vom Club of Rome angedachte und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durchgerechnete Projekt namens Desertec mit riesigen Solarthermiekraftwerken in der Sahara schon länger. Den industriellen Startschuss gibt nun ein Treffen am 13. Juli in München, zu dem federführend der Versicherungskonzern Münchener Rück einlädt. Wüstenstrom für Europa sei keine Utopie mehr, „sondern technologisch bestechend und auch realisierbar“, sagte Münchener -Rück-Vorstand Thorsten Jeworrek am Dienstag.

Nach Einschätzung von Fachleuten sind die Kapazitäten für Wüstenstrom unbegrenzt. Eine Fläche von 300 mal 300 Kilometern würde ausreichen, um den globalen Energiebedarf komplett zu decken, ein Sechstel der Fläche genüge für Europa. Die eigentlichen Probleme sind indes politischer Natur, denn große Solarthermiekraftwerke sollen nur in politisch stabilen Ländern gebaut werden. Der Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie und Technologie der Grünen, begrüßte dennoch den Vorstoß der Münchener Rück. „Wir müssen schnelle Wege finden, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern“, sagte Fell dem Tagesspiegel. „Das Desertec-Konzept ist ein wichtiger Baustein dazu.“ Fell hat eine parteiübergreifende Parlamentariergruppe initiiert, die politische Rahmenbedingungen für eine Umsetzung des Konzepts ausarbeiten will. Er plädiert für eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). „Wir sollten die gesetzlichen Einspeisevergütungen auch für im Ausland erzeugten erneuerbaren Strom öffnen“, sagte Fell. „Wenn wir Nordafrika das Angebot machen, gemeinsam klimaverträgliche Stromquellen aufzubauen, hat das auch großes friedenspolitisches Gewicht.“

Um 15 Prozent des europäischen Strombedarfs zu decken, müssten 400 Milliarden Euro investiert werden. Wie diese Summe finanziert und politische Hürden überwunden werden können, will das Bündnis der Konzerne in den nächsten drei Jahren ausloten. Ab 2020 könnte dann erster Solarstrom aus der Sahara nach Europa fließen. Das Konsortium, das sich Mitte Juli in München gründen will, besteht fast ausschließlich aus deutschen Konzernen, darunter Siemens als Technologielieferant, RWE als Vertreter der Stromwirtschaft und die Deutsche Bank als Finanzierungspartner. Dem Vernehmen nach sind auch Eon, MAN Ferrostaal und der Schweizer Anlagenbauer ABB dabei, ebenso wie die Solar Millennium AG, eines der führenden Solarthermik-Unternehmen. Insgesamt sollen es rund 15 Konzerne sein, die unter dem Dach von Desertec der Solarthermie zum Durchbruch verhelfen wollen. Es gehe darum, einen konkreten Fahrplan für Desertec zu erstellen, erklärte Vorstand Jeworrek. Nach und nach könnte das Konsortium um weitere Mitglieder aus Europa und Nordafrika ergänzt werden. Es könne Jahrzehnte dauern, bis Desertec seine volle Kapazität erreicht habe.

Ohne Einspeisevergütung sei Solarstrom derzeit gegenüber Kohle zudem noch nicht wettbewerbsfähig. Nach Angaben von Desertec liegen die Kosten solarthermisch erzeugten Stroms zwischen zehn und 20 Cent. Kohlekraftwerke produzieren weit unter zehn Cent. Allerdings wird Strom aus Kohle wegen der CO2-Emissionszertifikate teurer, während Solarenergie wegen steigender Wirkungsgrade und zunehmender Massenproduktion billiger wird. Nach einer Prognose der Schweizer Bank Sarasin könnte die Leistung der weltweit installierten solarthermischen Kraftwerke von zuletzt gut einem Gigawatt auf 5500 Gigawatt 2012 steigen.

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