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Kampf ums Wohnen: Graffiti am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.

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Wohnen wird teurer: Mieter suchen Hilfe gegen Mieterhöhungen

Mietervereine verzeichnen spürbaren Anstieg der Beratungen zu Mieterhöhungen. Der größte Aufreger bleiben aber die Betriebskosten.

Immer mehr Mieter in Ballungszentren leiden unter Mieterhöhungen und wenden sich deshalb an einen Mieterverein. In keinem anderen Bereich nehmen die Beratungsfälle so rasant zu. Das zeigt eine Auswertung des Deutschen Mieterbunds über die Rechtsberatungen, die 2015 in den Mietervereinen stattgefunden haben.  Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Dennoch sind die Mieterschützer sicher, dass sich der Trend noch verstärkt haben dürfte. „Wegen der Wohnungsnot und der steigenden Preise dürften die Beratungen zu Mieterhöhungen oder Kündigungen 2016 deutlich zugenommen haben“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds, Ulrich Ropertz, dem Tagesspiegel. „Gerade in Ballungsräumen könnten Beratungen zu Mieterhöhungen vielleicht schon das zweitwichtigste Thema geworden sein.“

Aufregerthema Nummer eins bleiben die Betriebskosten

Ganz oben auf der Liste stehen aber weiter die Betriebskosten. Kein Thema beschäftigt Mieter mehr. Mehr als ein Drittel aller Beratungen drehen sich in um die Frage, ob Heiz- oder andere Nebenkosten auf die Mieter abgewälzt werden dürfen – und in welcher Höhe. 2015 haben die 320 örtlichen Mietervereine rund 1,1 Millionen Rechtsberatungen durchgeführt.

„Rund die Hälfte aller Rechtsberatungen entfielen 2015 auf die Beratungsklassiker Betriebskosten und Wohnungsmängel“, sagte Ropertz. Wohnungsmängel – also der Streit um Reparaturen und Mietminderungen – rangieren bundesweit auf Platz zwei der Beratungsstatistik, gefolgt von Vertragsfragen im Vorfeld oder beim Abschluss eines Mietvertrags. Bei Auseinandersetzungen vor Gericht spielen Vertragsfragen dagegen eine größere Rolle. Mit knapp 28 Prozent sind sie der häufigste Grund für Mietrechtsprozesse.

Mieterhöhung: hoher Beratungsbedarf

Die verschärfte Lage auf dem Wohnungsmarkt führt dazu, dass sich immer mehr Mieter wegen geplanter Mieterhöhungen der Vermieter an die Mieterschützer wenden. Hier hat es 2015 im Vergleich zum Vorjahr einen spürbaren Anstieg der Beratungsfälle gegeben – vor allem in Großstädten. 12,5 Prozent aller Beratungen drehten sich hier um das Thema Mieterhöhung, 2014 waren es weniger als zehn Prozent. Die Frage, ob der Vermieter die Miete erhöhen darf und wie stark, war 2015 in den Großstädten das dritthäufigste Thema in der Mieterberatung. „In den Großstädten dreht sich mittlerweile jede achte Rechtsberatung um das Thema Mieterhöhung, und auch der Beratungsbedarf bei Fragen rund um die Vermieterkündigung steigt in den letzten Jahren wieder deutlich an“, sagte Ropertz. Die meisten Streitigkeiten können nach der Statistik des Mieterbunds außergerichtlich beigelegt werden. 97 Prozent der Fälle werden erledigt, ohne die Gerichte einzuschalten. Dennoch blieben 2015 noch immer über 260.000 Auseinandersetzungen, die vor den Amts- oder Landgerichten ausgetragen wurden. Mit einem Anteil von rund 16,8 Prozent machten Mietrechtsstreitigkeiten 2015 den Löwenanteil aller deutschen Zivilverfahren aus.

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