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Unterm Mikroskop werden die Holzfasern im Papier sichtbar.

© Schaffrath / TU Darmstadt

Neue Methode: Tropenhölzer im Papier finden

Ein Faser-Atlas soll helfen, illegal geschlagene Tropenhölzer in Papier und Zellstoffprodukten zu finden. Eine EU-Richtlinie schreibt den Nachweis ab 2013 vor.

Was steckt drin in unserem Papier? Hersteller werden auf diese Frage in Zukunft eine genaue Antwort haben müssen. Von Frühjahr 2013 an ist die Einfuhr von illegal geschlagenem Tropenholz in die EU verboten. Hersteller von Papier- oder Zellstoffprodukten müssen dann nachweisen, ob Tropenhölzer enthalten sind. Bislang ist dies jedoch kaum möglich. Das soll sich nun ändern: Im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) beginnen Forscher nun, erstmals Tropenhölzer zu katalogisieren.

400 Millionen Tonnen Papier werden jährlich weltweit produziert. Wie groß der Anteil von Tropenhölzern darin ist, weiß niemand. Das Problem ist, dass bei der Papierproduktion wichtige Informationen über das Holz verloren gehen. So werde zum Beispiel beim Kochen und Waschen der Holzfasern das Lignin herausgewaschen, erklärt Papieringenieur Heinz- Joachim Schaffrath von der Technischen Universität Darmstadt, Leiter des DBU-Vorhabens. Lignin hält wie ein Klebstoff die Holzfasern zusammen und ist charakteristisch für die einzelnen Holzarten. „Wenn man nur noch die Faser hat, ist es, wie wenn man nur das Blatt von einem Baum hat“, sagt Schaffrath. Dann könne man zwar eine Birke von einer Eiche unterscheiden, aber keine Untergattungen wie Weißbirke mehr bestimmen.

Tropenhölzer seien bislang nicht katalogisiert, da sie sich für Papierproduktion eigentlich nicht eigneten. In Ländern wie Südostasien werden sie trotzdem verwendet, weil sich illegal geschlagenes Holz so zu Geld machen lässt. „Bislang wissen wir nicht, wie die Fasern aussehen“, sagt Schaffrath. „Wenn unbekannte Fasern auftauchen, ist das für uns ein Indiz auf Tropenholz.“ Der Verdacht entstehe darüber hinaus, wenn zusätzlich zu den unbekannten Fasern auch Hölzer aus der Region, wie Akazie und Eukalyptus, nachgewiesen würden. Momentan sei das ein reines Ausschlussverfahren. „Es könnte auch Kirsche, Birne oder Apfelbaum sein.“ Auch die seien nicht katalogisiert, da sie zur Papierherstellung nicht verwendet werden.

Diese Unsicherheit soll sich nun ändern. In den kommenden zwei Jahren sollen 25 Tropenhölzer katalogisiert werden, um diese zumindest auf Gattungsebene nachweisen zu können. „Hundertprozentig sicher kann man nie sein“, sagt Schaffrath. Jedoch sei zum Beispiel in Südostasien in fast 90 Prozent des Tropenholzbestandes die Gattung „Red Meranti“ enthalten. „Wenn wir die nachweisen, können wir ziemlich sicher sein, dass das Holz aus tropischem Regenwald kommt.“

Am Hamburger Von-Thünen-Institut, das wie auch die Uni Hamburg an dem Projekt beteiligt ist, werden die Tropenhölzer zu Zellstoff verarbeitet. Dort lagert die weltweit größte Datenbank für Holz, mit 50 000 einzelnen Hölzern. Die Hamburger Forscher können die biochemische Zusammensetzung der Hölzer bestimmen und klassifizieren. Der dort erstellte Zellstoff wird dann nach Darmstadt geschickt, wo Schaffrath und seine Kollegen Dauerpräparate erstellen. Diese können dann unter dem Mikroskop mit Papierproben abgeglichen werden. Ein Präparat enthält etwa 500 Fasern, die Forscher gleichen immer fünf Präparate mit den Proben ab, also rund 2500 Fasern. „Wenn viel Tropenholz drin ist, finden wir 25 oder 30 Fasern“, sagt Schaffrath.

In den nächsten zwei Jahren soll so ein Faser-Atlas entstehen, in dem die Erkennungsmerkmale von Tropenhölzern aufgeschlüsselt sind. So können Papierhersteller ihre Produkte im eigenen Labor überprüfen. Die TU Darmstadt bietet Schulungen für die Hersteller an. Damit wird man auf die Frage: Was steckt drin in unserem Papier? zumindest eine Antwort haben: kein Tropenholz.

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