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Umstrittener Rohstoff. Um Schiefergas zu gewinnen, muss das Gestein mittels Wasser unter hohem Druck aufgebrochen (gefrackt) werden. Kritiker fürchten Umweltschäden durch Chemikalien, die der Frac-Flüssigkeit zugesetzt werden .

© dpa

Schiefergas: Experten fordern, Risiken des „Fracking“ zu erforschen

Um die Gefahren der Schiefergas-Förderung solide zu klären, sollte ein Demonstrationsprojekt gestartet werden, sagen Fachleute. Wer das bezahlen soll, bleibt offen. Und erst recht die Frage nach einem Standort.

Je gründlicher konventionelle Erdgaslagerstätten ausgebeutet werden, umso interessanter werden Vorkommen in Schiefergestein. In den USA hat die Förderung von Schiefergas einen Boom ausgelöst und die Preise drastisch sinken lassen. Auch in Europa werden nennenswerte Vorkommen vermutet, die Gewinnung steht aber noch am Anfang. Vielerorts gibt es Widerstand. Im Zentrum der Kritik stehen die Flüssigkeiten, die bei dem „Fracking“ genannten Verfahren in mindestens 1000 Meter tiefe Schichten gepresst werden, um dort Wege für das Gas zu schaffen, das zur Förderbohrung strömen soll.

Die Flüssigkeiten, die auch wassergefährdende Chemikalien enthalten, können in die Umwelt gelangen, lautet die Sorge. Oft wird befürchtet, dass Substanzen aus der Tiefe durch die Gesteinsschichten bis ins Trinkwasser aufsteigen. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Die größere Gefahr geht von mangelhaften Bohrlöchern oder schlecht gesicherten Lagern für die Frack-Fluide an der Oberfläche aus. Das wurde am Montagabend bei einer Diskussion der Helmholtz-Gemeinschaft zum Thema Fracking in Berlin deutlich.

Uneins waren sich die Experten in der Frage, inwiefern sich die Erfahrungen in den USA auf Deutschland übertragen lassen. Peer Hoth aus dem Bundeswirtschaftsministerium erinnerte an die hohen Standards im deutschen Recht, die seiner Meinung nach eine umweltverträgliche Rohstoffgewinnung gewährleisten: „Solche Fälle, wie es sie in den USA gab, die sehe ich bei uns nicht.“ Michael Spielmann von der Deutschen Umwelthilfe kam zu einer anderen Einschätzung. Die aufwändige Umweltverträglichkeitsprüfung, wie sie für die Schiefergasgewinnung verpflichtend eingeführt werden soll, „verhindert letztlich nicht, dass die Technik doch zum Einsatz kommt und gravierende Folgen haben kann.“

Weitgehend einig waren sich die Fachleute darin, dass weitere Forschungen erfolgen sollten, um die offenen Fragen zu beantworten. Das betrifft zum einen Erkundungsbohrungen, mit denen die Vorräte an Schiefergas im Untergrund genauer ermittelt werden können. Zum anderen geht es um Untersuchungen, die klären sollen, wie groß die Risiken bei der Förderung tatsächlich sind und ob sie verringert werden können. Dafür wäre ein Demonstrationsprojekt nötig, bei dem mehrere Bohrungen in die Tiefe geführt und Gas gefördert wird, alles unter strenger Beobachtung zahlreicher Messgeräte.

Neben der Standortfrage wäre allerdings zu klären, wer das finanziert und koordiniert. Christoph Ewen, einer der Moderatoren des „Infodialogs Fracking“, brachte das Bundesforschungsministerium ins Spiel. Das hätte sich seiner Meinung nach viel früher einbringen sollen, „anstatt sich einfach rauszuhalten“.

Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, sieht das etwas anders. „Ein solches Demoprojekt zu starten, fällt meines Erachtens in die Verantwortung der Industrie, die die Technik einsetzen möchte“, sagte er dem Tagesspiegel. „Die Rolle der öffentlich finanzierten Forschung kann hier nur sein, beratend mitzuwirken.“

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