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Mit der App "Straßensheriff" sollen Radwege künftig freigehalten werden.

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Berliner Projekt für Radfahrer-App: "Straßensheriff" verpetzt Falschparker

Wenn Autofahrer Radwege zuparken, dann ist das oft nicht nur ärgerlich, sondern für Radfahrer auch gefährlich. Mit der App Straßensheriff sollen sich diese künftig wehren können. Entweder mit einem zarten Hinweis an den Autofahrer oder gleich mit einer Anzeige.

Das Verhältnis zwischen Radfahrern und Autofahrern auf Berlins Straßen ist ja nicht unbedingt das beste. Auf der einen Seite sehen die Autofahrer, angeführt von Bundesverkehrsminister Ramsauer, sogenannte Kampfradler auf unseren Straßen. Auf der anderen Seite sehen sich Radfahrer, deren Zahl ja erfreulicherweise stetig zunimmt, von Autofahrer bedrängt, benachteiligt und nicht selten auch physisch bedroht. Insgesamt scheint es auf den Straßen Berlins immer rauer zuzugehen, wie ein Vorfall vom August zeigt. Damals haben zwei Männer vor einer Polizeistreife angehalten und einer Beamtin ins Gesicht geschlagen. Der Grund war, dass die Polizeistreife den beiden zu langsam fuhr.

Ob die Idee von Heinrich Strößenreuther und seinen Freunden zu mehr Frieden auf Berlins Straßen führt, darf eher bezweifelt werden. Sie könnte so manchem entnervten Radfahrer allerdings Genugtuung verschaffen. Denn mit ihrer App "Straßensheriff" wollen es die Entwickler aus Berlin Radfahrer ermöglichen via Smartphone falschparkende Autos zunächst zu ermahnen oder in einem zweiten Schritt direkt bei der Polizei oder Ordnungsamt anzuzeigen. Dazu nimmt die App ein Foto auf, verbindet dieses mit GPS-Daten der entsprechenden Position und sendet diese zusammen mit den Absenderdaten direkt an die Polizei. Soweit die Idee, deren Realisierung technisch gesehen heutzutage kaum mehr ein Problem darstellt.

Gift ins Verhältnis zwischen Rad- und Autofahrern?

Ob eine solche App allerdings wünschenswert für alle Verkehrsteilnehmer ist, darf bezweifelt werden. Initiator Heinrich Strößenreuther sagt dazu: "Das ist keine Konsensveranstaltung. Natürlich wird es Autofahrer geben, die sich darüber ärgern. Aber es geht vor allem darum die Radfahrer zu unterstützen." Die Verkehrsflächen in allen Städten seien ungleich zugunsten der Autofahrer verteilt. Wenn diese sich das Recht nähmen die verhältnismäßig kleinen Flächen, die für Radfahrer vorgesehen sind, auch noch zu beanspruchen, dann müssen sich die Radler auch wehren können. Eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Auto- und Radfahrern befürchtet Strößenreuther nicht. Schließlich sei die Beziehung jetzt schon vergiftet. "Straßensheriff" könne eher zur Einsicht bei Autofahrern führen als viele andere Maßnahmen.

Der ehemalige Bahnmanager ist schon seit vielen Jahren im Bereich Verkehr unterwegs. Für die Stadt Hamburg hat er an Konzepten zur Reduzierung der CO2-Emissionen mitgearbeitet. Dafür soll vor allem das Autofahren in Innenstädten unattraktiv gemacht und die freiwerdenden Flächen für Radfahrer umgewidmet werden. Daher sei Parken auf dem Radweg eben kein Kavaliersdelikt und müsse entsprechend geahndet werden. Auch mit den Berliner Ordnungsämtern hat der Initiator von "Straßensheriff" schon Kontakt aufgenommen. Mündlichen Zusagen zur Kooperation sollen bald auch schriftliche Vereinbarungen folgen.

Ein Angebot an Autofahrer

Nach Meinung von Heinrich Stößenreuther unternehmen die Behörden zu wenig um die Sicherheit von Radfahrern zu gewährleisten.
Nach Meinung von Heinrich Stößenreuther unternehmen die Behörden zu wenig um die Sicherheit von Radfahrern zu gewährleisten.

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Ein Angebot an Autofahrer möchte Strößenreuther mit seiner App doch machen. Diese können sich ebenfalls registrieren und bekämen so vor der Anzeige vielleicht noch einen dezenten Hinweis auf ihr Vergehen. "Das ist ein positives Angebot an die Autofahrer", sagt der Initiator und sieht das als ein Entgegenkommen für die andere Seite. Außerdem soll so eine kritische Masse an Registrierungen erreicht werden, die solche Benachrichtigungen an Autofahrer erst ermöglichen. Denn Autofahrer müssten sich bei "Straßensheriff" dann anmelden, um in Kontakt mit der Gegenseite zu kommen. "Es ist ein Angebot an Autofahrer. Das kann klappen, muss aber nicht." Dass diese, im Gegensatz zu Radfahrern, ja ohnehin schon behördlich registriert sind, sieht Strößenreuther als unproblematisch an. "Ein Auto wiegt gut anderthalb Tonnen und hat so ein viel größeres Gefährdungspotenzial als ein Radfahrer." Deshalb gäbe es hier keine Ungleichheit zwischen den beiden Verkehrsträgern.

Ob das Projekt letztendlich Realität wird, ist noch nicht gesichert. Auf einer eigenen Website wird dafür geworben und derzeit sammelt Heinrich Strößenreuther noch über eine Crowdfunding-Plattform finanzielle Mittel ein. Nach einer Woche sind schon acht Prozent des Kapitals gesammelt. "Das ist eine Art Volksabstimmung über das Projekt", sagt Strößenreuther. Er ist aber ziemlich optimistisch mithilfe der Medien genügend Aufmerksamkeit und damit auch genügend Kapital zusammen zu bekommen. So könnte es für notorische Falschparker auf Berlins Straßen bald deutlich teurer werden. Denn wenn sich die "Straßensheriff"-App erst mal auf vielen Smartphones befindet, dann ist der Weg zur Anzeige nur noch zwei, drei Klicks lang.

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