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Sicher ist sicher: Die Zahl der Fahrradfahrer, die einen Helm tragen, wächst. Aber es verweigern sich immer noch viele.

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Diskussion um Helmpflicht: Ohne Kopfschutz wird es oft tödlich

Helmpflicht oder nicht? Die Diskussion weckt große Emotionen bei Auto- und bei Radfahrern, wie auch an den Kommentaren auf unserer Seite abzulesen ist. Eine gesetzliche Vorschrift wäre fraglos ein großer Eingriff für Radfahrer. Andererseits ist die Schutzwirkung unbestreitbar hoch.

Mit dem Urteil aus Schleswig-Holstein, wo einer Radfahrerin ohne Helm eine Mitschuld an einem Unfall zugesprochen wurde, ist die Diskussion um die Helmpflicht für Radfahrer wieder voll entbrannt. Die Radfahrer-Verbände wehren sich vehement gegen die Verpflichtung einen Helm zu tragen, weil sie einen dramatischen Rückgang der Fahrradnutzung fürchten. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) führt das Beispiel Australien an, wo 1991 eine Helmpflicht eingeführt wurde. Schon der Anteil der radfahrenden Kinder sei um 41 Prozent gesunken. Auch der ökologische Verkehrsclub VCD sieht deutlich mehr Potenzial in einem generellen Tempolimit innerstädtisch auf 30 km/h und bauliche Maßnahmen. Die Gefahr von schweren bis tödlichen Kopfverletzungen allerdings ist real und führt zu vielen Todesfällen jedes Jahr.

Nach Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherer erleiden Radfahrer bei 25,7 Prozent aller schweren Unfälle Verletzungen am Kopf. Nur die oberen und unteren Extremitäten, also Arme oben und Beine unten sind mit 36,8 und 29,9 Prozent noch häufiger betroffen. Die Auswirkungen von Verletzungen am Kopf sind allerdings deutlich höher. Arme und Beine können in der Regel wieder hergestellt werden und selbst bei einem Verlust einer Extremität kann der Mensch gut weiterleben. Wird das Gehirn allerdings verletzt, dann sind Folgen meist weitaus gravierender.

Hälfte der tödlichen Radunfälle vermeidbar

Nicht alle schweren Verletzungen kann der Helm verhindern. Bei Kindern aber ist der Kopfschutz ein Muss. Die Knochen sind noch viel weicher als die von Erwachsenen.
Nicht alle schweren Verletzungen kann der Helm verhindern. Bei Kindern aber ist der Kopfschutz ein Muss. Die Knochen sind noch viel weicher als die von Erwachsenen.

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Für Radfahrer ohne Helm können Unfälle leicht tödlich enden. Denn sie sind oft so schnell unterwegs, dass die Schädeldecke allein das Gehirn bei einem Sturz nicht mehr ausreichend schützt. Das Hirn müsse besonders gut vor Verletzungen bewahrt werden, erklärt Prof. Tim Pohlemann von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in Bochum. Verletzungen am Gehirn führen schnell zum Tod oder zu Schwerbehinderungen. Normalerweise verhindert der Schädelknochen solche Schäden. Radler erreichten allerdings so hohe Geschwindigkeiten, dass der Knochen bei manchen Stürzen nicht mehr ausreiche. Pohlemann schätzt, dass etwa die Hälfte der tödlichen Radunfälle mit einem Helm anders geendet wären.

Immer wieder kommen Diskussionen um eine Helmpflicht für Fahrradfahrer auf. Jüngster Anlass ist eine Entscheidung des schleswig-holsteinischen Oberlandesgerichts. Eine Radlerin erlitt eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung, als sie wegen einer plötzlich geöffneten Autotür stürzte. Die Richter hielten sie für mitschuldig, weil sie keinen Helm trug. "Ein Helm kann eine ganze Reihe der sehr schweren Verletzungen verhindern oder sehr stark abmindern", sagt Pohlemann. „"in Helm hilft zwar nicht, wenn ein Lkw den Radfahrer überrollt", räumt der Unfallchirurg ein. Aber Radunfälle seien häufig Stürze, bei denen der Kopf auf einen harten Gegenstand aufschlägt, etwa den Bordstein oder ein Auto. (mit dpa)

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