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Bei Eis und Schnee wird es für Radfahrer ungemütlich. Wer dennoch nicht auf sein Fahrrad verzichten möchte sollte sich gut vorbereiten.

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Fahrradfahren im Winter: Nicht ohne Mütze und Profil

Mit kalten Fingern und schweißnassem Rücken schlittert so mancher Radfahrer im Winter schlecht beleuchtet über den verschneiten Asphalt. So wird es nicht gemacht. Experten geben Tipps, wie Radler auch bei Kälte und Schnee sicher und bequem ans Ziel kommen.

Viele Radfahrer nutzen ihr Zweirad auch im Winter - trotz widriger Witterungsbedingungen. Doch Schnee und Eis machen das Radeln in der dunklen Jahreszeit oft gefährlich. Und Mensch und Material müssen vor Kälte geschützt werden. Wer ein paar Tipps beachtet, senkt das Sturz- und Unfallrisiko. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), die Deutsche Verkehrswacht und der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann kann ich im Winter noch aufs Rad steigen?

Halbwegs geübte Fahrer müssen im Winter grundsätzlich nicht auf ihr Bike verzichten. Ungeübte "Schönwetter-Radler" sollten jedoch besonders vorsichtig sein, warnt Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht. Andreas Götz vom BDR empfiehlt: "Jeder sollte morgens vor der Tür den Untergrund begutachten." Berufspendler müssten sich sicher sein, dass sie gefahrlos zur Arbeit kommen. "Bei stärkerem Schnee, überfrierender Nässe und Glatteis ist es meist vernünftiger, nicht mehr Fahrrad zu fahren."

Was bringen Spikes?

Spike-Reifen helfen laut Andreas Götz bei Asphalt mit gefrorener Eisschicht nicht weiter und haben nur bei Extrembedingungen mit viel Schnee Sinn. Und solche Verhältnisse seien ohnehin nur etwas für sehr geübte Fahrer. Für Schnee gebe es als Alternative auch günstigere Winterreifen mit speziellem Profil im Handel, etwa von Continental und Schwalbe. Ist ein Radler unsicher, sollte er auch mit Spikes nicht auf sein Rad steigen, da Spikes "eine falsche Sicherheit" vermitteln könnten, so der Experte.

Die Reifen benötigen auf jeden Fall gutes Profil im Winter. Es kann aber auch etwas Luft abgelassen werden.
Die Reifen benötigen auf jeden Fall gutes Profil im Winter. Es kann aber auch etwas Luft abgelassen werden.

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Wie fahre ich richtig auf Schnee?

Der ADFC empfiehlt: Abstand halten, langsam fahren und bei fester Schneedecke und Glätte in Kurven weder treten noch bremsen. Wenn der Fahrer doch bremsen muss, dann sollte er dies frühzeitig und maßvoll tun. Auf Glatteis ist es besser, das Lenken ganz zu vermeiden. Der Luftdruck der Reifen sollte bis auf den Mindestwert gesenkt werden. So bekommen die Reifen eine größere Auflagefläche, was vor allem auf Schnee Vorteile bringt. "Das geht zwar auf Kosten der Schnelligkeit, aber Sicherheit geht vor", sagt Hannelore Herlan. Außerdem macht es Sinn, den Sattel niedriger einzustellen - dann sind die Füße schneller auf dem Boden, wenn es rutschig wird.

Die Deutsche Verkehrswacht rät im Winter generell zu mehr Aufmerksamkeit und vorausschauendem Fahren. "Bedenken Sie, dass viele Fußgänger bei Regen und Schneetreiben auf den Boden schauen und nicht auf Radfahrer achten", mahnt Herlan. "Radler sollten sich außerdem vor Straßen mit Kopfsteinpflaster, eisernen Kanaldeckeln und Brückenbereichen mit überfrierender Nässe hüten." Im Zweifel gilt: absteigen und schieben. Denn das Stürzen lässt sich nur schwer kontrollieren: "Auf Eis ist das so unberechenbar, da haben Sie keine Chance, auch wenn Sie den Fuß noch auf den Boden kriegen", warnt Andreas Götz vom BDR.

Auf Schnee und Eis ist es wichtig vorausschauend zu fahren, sowie möglichst wenig zu bremsen und zu lenken.
Auf Schnee und Eis ist es wichtig vorausschauend zu fahren, sowie möglichst wenig zu bremsen und zu lenken.

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Was ziehe ich am besten an?

Funktionskleidung beugt Erkältungen vor, weil der Rücken des Radfahrers nicht nass und kalt wird, sagt Götz. Berufsfahrern rät er, die normale Arbeitskleidung an kalten Tagen nach Möglichkeit erst im Büro anzuziehen. Bei Temperaturen von 0 Grad Celsius und weniger sei eine Anzughose einfach zu kalt. "Geht es nicht anders, bei schlechtem Wetter am besten über Hose und Jacke funktionale Kleidung ziehen." Handschuhe und eine dünne Mütze unter dem Helm sind an kalten Tagen ohnehin Pflicht.

Wie mache ich das Rad wintertauglich?

"Gut eingestellte Bremsen sind ein Muss", betont Hannelore Herlan. Bei kaltem Wetter verlängere sich in der Regel der Bremsweg, weil die Bremsgummis härter werden. Wichtig ist auch das Licht: Damit Radler bei Dunkelheit sehen und rechtzeitig gesehen werden, sei eine funktionierende Beleuchtung "eine kleine Lebensversicherung." Der vordere Scheinwerfer und das Rücklicht
müssten zusammen leuchten, betont Herlan. Je zwei Speichenreflektoren oder reflektierende weiße Streifen am Reifen sind zusätzlich sinnvoll. Zur Sichtbarkeit tragen auch helle Kleidung und Reflektorbänder bei, die sich um die Hosenbeine tragen lassen.

Wie pflege ich mein Rad?

"Nässe kriecht überall rein", sagt Andreas Götz. "Züge können zufrieren, Schaltung und Bremsen funktionieren dann nicht mehr." Die Kette roste im Winter extrem schnell, wenn das Rad draußen steht. Und durch extreme Kälte werden die Gummis der Reifen angegriffen. "Der Verschleiß ist insgesamt größer, und Streusalz ist ein extremer Multiplikator." Das Rad sollte deshalb am besten in einem trockenen Keller stehen und stets von Dreck gereinigt werden. Götz hat noch einen Profitipp zur Vorbeugung: "Unsere Mechaniker sprühen das Rad im Winter mit einem feinen Zerstäuber komplett mit Frostschutz ein."

Philipp Laage

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