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Tiefgefrorenes vergnügen. Henkel und Kandt in einer Berliner Eisdiele.

© Polizei Berlin

1. Mai in Berlin: "Uns kann keener"

Pflastersteine, Molotowcocktails, Schwarzer Block? Von solchem Quatsch lässt sich die Führung der Berliner Polizei nicht die Stimmung verderben. Stattdessen gibt es vergnügte Tweets aus der Eisdiele. Unser Autor singt ein Loblied der heiteren Gelassenheit.

Die Schwarze Magie ist ein wenig aus der Mode gekommen. Kaum jemand, jedenfalls im hiesigen Kulturkreis, glaubt noch daran, dass sich die Zukunft durch geheimnisvolle Zauberrituale in dieser oder jener Richtung beeinflussen ließe. Aus dem Kaffeesatz lesen? Nicht bei uns. Das ist die Regel, aber auch hier gibt es Ausnahmen, Restbestände des magischen Bewusstseins, kaum noch als solches zu erkennen, aber doch präsent. Zum Beispiel am Mittwoch in einer Berliner Eisdiele, wo sich zwei mittelalte, sichtlich gut gelaunte Herren mit je einer Portion Tiefgefrorenem vergnügten, Innensenator der eine, Polizeipräsident der andere. „Nach dem Besuch bei Unterstützungskräften stärken sich Senator Henkel & PPr Kandt für die Einsatzbegleitung“ – hatte die Polizei ihr per Twitter verbreitetes Eisdielenfoto betitelt, das ein am selben Tag von einem Fotografen der Agentur dpa geschossenes Bild desselben Gute-Laune-Duos aufs Schönste ergänzt.

Gut gelaunt durch die Walpurgisnacht: Innensenator Frank henkel (l.) und Polizeipräsident Klaus Kandt.
Gut gelaunt durch die Walpurgisnacht: Innensenator Frank henkel (l.) und Polizeipräsident Klaus Kandt.

© dpa

„Uns kann keener“ würde wohl der Durchschnittsberliner das dargestellte Wohlbefinden der beiden umschreiben – demonstrative Gelassenheit gegenüber jedweder Herausforderung, die Walpurgisnacht und 1. Mai ihnen womöglich zu bieten hätten. Pflastersteine, Molotowcocktails, Schwarzer Block? Von solchem Quatsch lassen wir uns unsere Festtagsstimmung doch nicht verderben. Soziologen sprechen bei solchen Gelegenheiten gern von einer „self-fullfilling prophecy“ – einem zwischenmenschlichen Mechanismus, in der das erwartete, ja, erhoffte Verhalten des Gegenübers durch das eigene quasi erzwungen wird. Fast ist das wie Zauberei: Ich tue so, also könne nichts passieren, gebe mich betont locker – und tatsächlich: Es passiert nichts. Allerdings, nicht erst seit Harry Potter wissen wir, wie leicht beim Zaubern auch etwas danebengehen kann . . .

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