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Damit das nicht passiert. Die meisten Radfahrer werden von abbiegenden Lastwagen getötet. Im Internet können derzeit gefährliche Kreuzungen gemeldet werden.

© dpa

Gute Rad-Schläge: Radfahrer melden mehr als 4000 gefährliche Kreuzungen

Unerwartet viele Radfahrer melden dem Senat unsichere Kreuzungen online. Schnelle Verbesserungen zieht das aber nicht nach sich.

Nur noch eine gute Woche ist Zeit: Bis zum 10. Dezember können Berliner Radfahrer über eine spezielle Internetseite gefährliche Kreuzungen melden. In den ersten drei Wochen sind bereits 4100 unsichere Orte auf dem interaktiven Stadtplan markiert worden. 28 500 Menschen haben die Seite bislang insgesamt angeklickt – eine überraschend hohe Zahl.

Allerdings bezieht sich ein großer Teil der Meldungen auf allgemeine Ärgernisse für Radfahrer, wie zugeparkte oder fehlende Radspuren und -wege. Gefragt hatte die Senatsverkehrsverwaltung nach „Kreuzungs- und Einmündungsbereichen, an denen es Konfliktsituationen beim Abbiegen“ gibt. So hatte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) die Seite beim Start am 12. November beschrieben. Das vierwöchige Projekt finanziert das Bundesverkehrsministerium. Die Berliner Verkehrsplaner erhoffen sich durch die Aktion das „Alltagswissen der Radler“.

Radler bezeichnen das Online-Projekt als Aktionismus

In Radlerforen wird das Online-Projekt zum Teil als „Aktionismus“ kritisiert. Schließlich gebe es seit Jahren die Unfallkommission, in der Senat, ADFC, Bezirke und Polizei Gefahrenpunkte analysieren und Kreuzungen anschließend umbauen. Wie berichtet, muss die seit 2005 bestehende Kommission ständig um ihren ohnehin geringen Etat von 750 000 Euro pro Jahr bangen, teilweise ist Geld verfallen, da Personal in den Behörden fehlte. In den vergangenen acht Jahren wurden 64 Brennpunkte komplett und 32 teilweise entschärft – auf der Warteliste stehen allerdings 1400 gefährliche Stellen, von denen 500 als vordringlich klassifiziert sind. Rechnerisch ist die Unfallkommission für Jahrzehnte ausgelastet. Die hohe Zahl der Meldungen kommentierte ein Radfahrer im Blog „rad-spannerei.de“ so: „Ein Schlag ins Gesicht der ,Fahrradstadt Berlin‘ – da sollte man annehmen, dass Politik und Verwaltung tatsächlich mal reagieren.“

Radfahrer klagen vor allem über zugeparkte Radwege

Staatssekretär Gaebler hatte beim Start angekündigt, dass die 20 meistgenannten Kreuzungen von Experten der Verkehrsverwaltung genauer untersucht werden sollen. Allerdings liegt seit dem Start des Portals das Thema „Penetrantes Parken auf dem Radweg“ mit 450 Nennungen einsam an der Spitze der Meldungen. Tatsächlich klagen Radfahrer seit Jahren über zugeparkte Spuren auf der Fahrbahn, als chronisch zugestellt gilt die Westfälische Straße in Halensee – die Polizei schreitet nicht ein. Mit jeweils fast 200 Meldungen liegen die Sonnenallee in Neukölln und die Oranienstraße in Kreuzberg auf den Plätzen 2 und 3. In diesen stark befahrenen Straßen gibt es keine Radanlagen, dafür aber sehr viele Zweite-Reihe-Parker und Lieferwagen. Auch hier sind also keine Verbesserungen zu erwarten. Gaebler hatte schon beim Start zu große Hoffnungen gedämpft und auf die knappen Kassen verwiesen. Deshalb wünscht sich der Senat besonders Ideen, die wenig kosten.

Die Seite im Internet: radsicherheit.berlin.de

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