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Verdientes Päuschen?

© dpa

Abzocke in Tegel: Taxi-Innung will offensiv gegen Betrüger vorgehen

Berlins Taxifahrer wollen nicht länger hinnehmen, dass einige ihrer Kollegen die ganze Branche in Verruf bringen. Gemeinsam mit den Behörden wollen sie gegen kriminelle Chauffeure vorgehen. Doch Abzocker von Fahrgästen gehen meist straffrei aus.

Die Abzocker von Tegel sind eine überschaubare Gruppe und dennoch gelingt es nicht, ihrer habhaft zu werden. Berlins Taxifahrer wollen nicht länger hinnehmen, dass einige ihrer Kollegen die ganze Branche in Verruf bringen. Gemeinsam mit den Behörden wollen sie gegen kriminelle Chauffeure vorgehen, die, wie berichtet, von Berlin-Besuchern für die Fahrt in die Innenstadt stark überhöhte Preise von teilweise mehr als 200 Euro fordern.

„Wir haben uns mit dem Landeskriminalamt in Verbindung gesetzt“, sagte der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Uwe Gawehn, dem Tagesspiegel. Kurzfristig will man mit der Polizei, dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo), dem Flughafen und anderen Berufsverbänden gezielte Maßnahmen gegen die Abzocker beraten. „Wir wollen nach draußen zeigen, jetzt geht es zur Sache“, so Gawehn.

Von den 120 Betrugsverfahren, die in diesem Jahr bisher gegen Taxifahrer eingeleitet wurden, hat die Polizei bereits 97 an die Staatsanwaltschaft abgegeben. In 51 Fällen konnten Tatverdächtige ermitteltet werden. Darunter befinden sich sechs mehrfach Beschuldigte, gegen einen von ihnen richten sich allein 15 Tatvorwürfe. Ob und in welchem Umfang es bereits zu Anklagen oder Verurteilungen von betrügerischen Taxifahrern gekommen ist, konnte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag nicht sagen.

Nach Erkenntnissen von Christoph Krause, dem zuständigen Labo-Abteilungsleiter sind bisher alle Gerichtsverfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Denn meist fehlen Zeugen, und selbst wenn der Halter eines Taxis ermittelt werden konnte, muss dieser nicht zwingend der Fahrer gewesen sein.

Auch die von seiner Behörde verhängten Verwarnungs- und Bußgelder werden von den Gerichten regelmäßig abgeschmettert. Zwischen 35 und 200 Euro kostet es, wenn sich ein Taxifahrer nicht an die Regeln hält, den Nachrückeplatz in Tegel ignoriert, direkt in den Flugsteigring fährt und Fahrgäste außerhalb der offiziellen Halteplätze aufnimmt; Praktiken, die auch unter Abzockern üblich sind. Behauptet der Taxifahrer allerdings, der Kunde habe ihn telefonisch gerufen, muss ihm das Gegenteil nachgewiesen werden, so Krause. Denn in diesem Fall ist die direkte Anfahrt zulässig.

Nur sechs Labo-Mitarbeiter sind für die rund 7000 konzessionierten Taxis in Berlin zuständig. Das reicht nicht für tägliche Kontrollen, doch sei man regelmäßig auch in Tegel präsent, sagt Krause. Allerdings seien die Gesichter der Kollegen unter den Fahrern längst bekannt und so läuft, sobald die Kontrolleure auftauchen, stets alles korrekt. Sogenannte „Schwarzlader“ werden in der Regel nur vom Sicherheitspersonal der Flughafengesellschaft angezeigt.

Krause schätzt die Zahl der Betrüger auf einen kleinen Personenkreis „im unteren zweistelligen Bereich“. Auch die Namen seien bekannt, sagt Innungschef Gawehn. Man habe den Behörden bereits angeboten, eigene Mitarbeiter als Fahrgäste zu tarnen, um die Täter zu überführen, doch dies sei abgelehnt worden. Bei der Polizei wollte man sich zu der Frage, ob gegen die betrügerischen Taxifahrer auch offensiv ermittelt wird, nicht äußern.

Innungschef Gawehn fordert ein entschiedeneres Vorgehen der Behörden. Auch Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel sagte, dem gesetzwidrigen Treiben müsse „ein Riegel vorgeschoben werden“. Mit den Taxiverbänden sei man im Gespräch. Gedacht wird dort und beim Labo auch an Präventionsmaßnahmen, etwa mehrsprachige Hinweistafeln und Flyer. Sowohl Gawehn als auch Krause empfehlen Reisenden, unbedingt die offiziellen Halteplätze zu nutzen sowie auf die Konzessionsnummer und das Einschalten des Taxameters zu achten. Im Zweifelsfall sollten Kunden schon beim Einsteigen nach dem ungefähren Fahrpreis fragen.

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