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Bundesinnenminister Thomas de Maizìere informiert die Öffentlichkeit über die Hintergründe des versuchten Anschlags auf das Bundeskanzleramt.

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Update

Nach Sprengstoffalarm im Kanzleramt: De Maizière mahnt zur Vorsicht

Der Sprengsatz, der am Dienstag in der Poststelle des Bundeskanzleramts gefunden wurde, kam aus Griechenland. Das erklärte Innenminister de Maizière am Abend - und mahnte zu besonderer Vorsicht.

Das Bundeskanzleramt in Berlin ist am Dienstag einem Anschlag entgangen, den mutmaßlich griechische Linksextremisten verüben wollten. In der Postverteilerstelle war gegen 13 Uhr ein kleines Paket mit einem ausgehöhlten Buch vom Logistikunternehmen UPS abgegeben worden, das nach Angaben von Sicherheitskreisen eine Rohrbombe enthielt und an Bundeskanzlerin Angela Merkel adressiert war. "Es sah aus, als habe jemand ein Zeichen setzen wollen", sagte ein Experte dem Tagesspiegel, "ein Spaßding war das nicht." Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte am Abend, das Paket habe die gleiche Bauart gehabt wie der Sprengsatz, der am Dienstag in Athen in der Botschaft der Schweiz explodiert war.

Eine weitere Paketbombe ging in der russischen Vertretung in der griechischen Hauptstadt hoch. Verletzt wurde niemand. Ein Sprengsatz, der an die deutsche Botschaft gerichtet war, konnte rechtzeitig entschärft werden. In Athen waren am Montag und Dienstag insgesamt neun Paketbomben gefunden worden, die an mehrere ausländische Botschaften und an Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy adressiert waren. Für die Anschlagsserie machen die griechischen Behörden die linksextreme Gruppe "Verschwörung der Zellen des Feuers" verantwortlich. Die griechische Polizei nahm zwei Personen aus dem linksterroristischen Spektrum fest. Am Dienstagabend wurden zwei weitere Briefbomben im Athener Flughafen entdeckt. Sie seien das Europäische Polizeiamt (Europol) in Den Haag und an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg adressiert gewesen, hieß es.

Sprengstoffpaket auch an deutsche Botschaft in Athen

Ein Entschärfungskommando des Berliner Landeskriminalamtes machte das Päckchen im Kanzleramt mit einer Wasserkanone unschädlich. Wäre es im Postverteilzentrum explodiert, hätten Personen wahrscheinlich Verletzungen erlitten, hieß es in Sicherheitskreisen. Der Sprengsatz hätte "durchaus nicht unerheblichen Schaden anrichten können", sagte de Maizière. Die Art des Sprengstoffs ist allerdings noch unklar. Zunächst hatten Sicherheitskreise von Schwarzpulver gesprochen. Später hieß es, in der "unkonventionellen Sprengvorrichtung" könnte sich auch ein Gemisch aus Schwarzpulver und einer weiteren Substanz oder ein anderes Laborat befunden haben. Das Bundeskriminalamt untersucht die Reste des Päckchens.

Das Päckchen wurde laut de Maizière vor zwei Tagen von Griechenland in die Bundesrepublik versandt. Als Absender sei das griechische Wirtschaftsministerium angegeben worden, hieß es in Sicherheitskreisen. Der Sprengsatz sei mit einer Frachtmaschine nach Deutschland gebracht und vom Logistikunternehmen UPS im Kanzleramt abgegeben worden. UPS hatte Ende vergangener Woche auch eine der Paketbomben transportiert, die mutmaßlich Al Qaida im Jemen aufgegeben hatte und die auf dem Flughafen Köln/Bonn nach Großbritannien weitergeleitet worden war. Eine Verbindung zu Al Qaida hält das Innenministerium bei dem versuchten Anschlag auf das Kanzleramt aber für unwahrscheinlich.

Größere Gefahr für das Kanzleramt habe nicht bestanden, sagten Experten, das Gebäude wurde nicht geräumt. Die Postverteilerstelle befindet sich nicht direkt im Amt, sondern einige Meter daneben. Dort werden alle eingehenden Sendungen durchleuchtet. Kanzlerin Angela Merkel hielt sich nicht in Berlin auf, sondern war nach Belgien gereist. Die Bediensteten stoppten die Weitergabe des verdächtigen Päckchens und alarmierten die Polizei. Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, betonte am Abend, dass niemand verletzt worden sei. Das Päckchen habe "verdächtige Merkmale" aufgewiesen, die auf einen Sprengsatz hindeuteten.

De Maizière widersprach Gerüchten, wonach es eine Warnung gegeben habe. Der Minister appellierte an "alle öffentlichen Stellen in Deutschland", besondere Vorsicht walten zu lassen bei Postsendungen, die ungewöhnlich erscheinen.

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