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Anwälte: Berliner Kanzleinbranche boomt

In den vergangenen 13 Jahren hat sich die Zahl der Anwälte in Berlin mehr als verdoppelt. Besonders für Großkanzleien ist die Hauptstadt attraktiv - hier gibt es besonders viel qualifiziertes Nachwuchspersonal.

Großkanzleien sind in Berlin auf Expansionskurs. Die Kanzlei Taylor Wessing eröffnete gestern in Mitte ihr neues Büro – 31 Anwälte arbeiten nun auf rund 2000 Quadratmetern Bürofläche. „Ich habe beschlossen, sofort noch jemanden einzustellen, weil wir die Arbeit nicht mehr schaffen“, sagt Managing Partner Konstantin Graf Lambsdorff. „Unser Geschäft läuft dermaßen gut – ich verstehe die Klagen nicht.“ Bis nächstes Jahr sollen es über 40 Anwälte sein.

Die Konkurrenz in Berlin ist hart, und die Zahl der Anwälte steigt seit Jahren: Während es 1995 noch 5114 Berliner Anwälte gab, waren es Ende Juni 11 884. Es gab auch schon Großkanzleien, die ihre Berliner Büros wieder geschlossen haben, weil hier nicht das erhoffte Geschäft zu machen war – zum Beispiel Lovells und Clifford Chance. Viele der erfolgreichen Großkanzleien haben sich spezialisiert. „Wir sind uns nicht zu fein dafür, ein junges IT-Unternehmen zu beraten, das natürlich am Anfang nicht mal unsere Rechnung bezahlen kann“, sagt Lambsdorff, Neffe des prominenten FDP-Politikers. Deshalb schicke man erst gar keine. Wenn die Firma dann anfängt, Geld zu verdienen, geht dort recht bald die Anwaltsrechnung ein.

Auch Hengeler Mueller aus Mitte expandiert – die Kanzlei ist bundesweit die mit den meisten Milliardendeals; sie zahlt Berufsanfängern Einstiegsgehälter von 100 000 Euro. Die über 40 Berliner Anwälte sollen im September umziehen und sich auf dann 4000 Quadratmeter fast verdoppeln. „Uns geht es blendend in Berlin“, sagt der Berliner Partner John Flüh. Wobei zwar viele Mandanten, aber längst nicht alle Berliner sind. „Hengeler Mueller hat die Landesbank in ihrer Umstrukturierung bis zum Verkauf begleitet, ebenso Bayer-Schering“, zählt Flüh auf. Letztlich sei es aber egal, wo der Schreibtisch stehe.

In Großkanzleien kann die Arbeitsstunde 300 bis 800 Euro kosten. Auch die Kanzlei Hogan Hartson Raue hat sich seit der Büroeröffnung 2001 verdoppelt – knapp 60 Anwälte belegen fünf Etagen im Kollhoff-Haus am Potsdamer Platz. Das Einstiegsgehalt liegt bei 85 000 Euro; erwartet werden eine abgeschlossene Doktorarbeit, im Ausland erworbene Englischkenntnisse und Top-Examina. An Berlin schätzt Partner Gernod Meinel auch den Nachwuchs: „Sie haben hier mehr gute Bewerber als anderswo, weil die Stadt so attraktiv ist.“ Fatina Keilani

Fatina Keilani

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