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Auf ein Bier auf die Brücke. Seit drei Sommern nun schon ärgern sich Anwohner über den beliebten Treffpunkt vor ihrer Haustür. Bis Ende November hat das seit April tätige Mediationsteam Zeit, gemeinsam mit allen Betroffenen langfristige Lösungen zu finden.

© Kai-Uwe Heinrich

Brief an Reiseführerverlage: Anwohner: Admiralbrücke aus Reiseführern streichen!

Im Streit um den Lärm an der Admiralbrücke in Kreuzberg haben die Vermittler eine neue Idee. Reiseführer sollen den Ort künftig einfach verschweigen. Einen Haken hat die Sache - die meisten Besucher wohnen im Kiez.

Eigentlich wollte Klaus Wowereit auf der Admiralbrücke nur einen kleinen Scherz machen. Man solle doch die Verlage anschreiben und sie bitten, die Admiralbrücke in ihren Reiseführern nicht mehr als Geheimtipp und ultimativen Partyort zu bewerben, schlug der Regierende Bürgermeister (SPD) bei seinem Kiezbesuch in Friedrichshain-Kreuzberg augenzwinkernd vor. Alle lachten. Keiner der Anwesenden sah darin offenbar ernsthaft eine Möglichkeit, den seit drei Sommern bestehenden Konflikt zwischen genervten Anwohnern und feierfreudigen Brückengästen im Graefekiez zu lösen. Doch seitdem ist die Idee in der Welt – und tatsächlich wurden inzwischen Briefe ähnlichen Inhalts an Reiseführerverlage verschickt.

„Wir können selbstverständlich keinem Verlag vorschreiben, ob und in welcher Form er sich zu einem Ort äußert“, sagt Sosan Azad vom Mediationsteam Admiralbrücke. Doch man habe zwei große Verlage um Unterstützung gebeten und in einem Fall durchaus positive Rückmeldungen bekommen. Leider habe es jedoch bisher kein Vertreter geschafft, an einem der regelmäßigen Mediationsgespräche zwischen Anwohnern, Politikern, Gewerbetreibenden, Musikern und Brückenbesuchern teilzunehmen, so Azad. Die Namen der beiden angeschriebenen Verlage wollte Sosan Azad nicht nennen. Die denkmalgeschützte Brücke am Landwehrkanal soll in manchen Reiseführern als stimmungsvoller Ort beschrieben sein, an dem es sich an lauen Abenden bei Wein, Bier, Musik und Sonnenuntergang toll in die nächste Partynacht starten lässt.

„Natürlich respektieren wir die freie Meinungsäußerung“, sagt auch Antje Kapek, Fraktionssprecherin der Grünen im Bezirk. Sie finde jedoch ebenfalls viele Berichte in Zeitungen und Fernsehen bedenklich, die die Brücke als Partyzone Nummer eins bewerben würden. „Dabei gibt es so viele spannende Orte in Berlin und im Bezirk. Durchaus auch zum Feiern – aber eben ohne lärmgeplagte Anwohner“, sagt Kapek. Ein Beispiel sei das große Gelände an der Revaler Straße in Friedrichshain.

Bis Ende November hat das seit April tätige Mediationsteam Zeit, gemeinsam mit allen Betroffenen langfristige Lösungen zu finden. In den alle zwei Wochen stattfindenden Gesprächen wird hauptsächlich nach Lösungen für die Themen Lärm, Müll, Vandalismus, Alkohol- und Drogenkonsum und Urinpfützen in den Hauseingängen gesucht. Auch die fünf besten Vorschläge aus einem gerade beendeten Ideenwettbewerb sollen in die Konzepte einfließen und dem Bezirk und der Bezirksverordnetenversammlung vorgestellt werden.

Obwohl sich der Partyrummel auf der Brücke wegen der eher unfreundlichen Witterung laut Azad zuletzt in Grenzen gehalten hat, ist zurzeit immer noch an jedem Abend Polizei vor Ort, um schnell gegen etwaige Ruhestörer vorgehen zu können. Nur wenige von den Besuchern sind allerdings Touristen, die von der Admiralbrücke aus einem Reiseführer oder aus der Zeitung erfahren haben: Denn nach einer Erhebung des Mediationsteams sind es überwiegend Menschen aus dem Kiez und den umliegenden Bezirken, die die Brücke zum abendlichen Stelldichein nutzen.

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