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Eine Funkstreife im Einsatz.

© dpa

Update

Aus dem Umfeld des Ex-Rappers "Deso Dogg": Mutmaßlicher IS-Terrorist in Berlin festgenommen

In der Hauptstadt hat eine Spezialeinheit der Polizei ein mutmaßliches Mitglied des "Islamischen Staats" festgenommen. Der Mann hat einen Wohnsitz in Berlin und soll aus dem Umfeld des Ex-Rappers "Deso Dogg" kommen.

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Eine Spezialeinheit der Berliner Polizei hat ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 40-jährigen Mann mit türkischem Pass und Wohnsitz in Berlin. Zuvor hieß es von Seiten der Staatsanwaltschaft, der Mann sei 30 Jahre alt. Er soll im Januar ausgereist und bis Ende August in einem IS-Lager in Syrien an Waffen ausgebildet worden sein und auch an Kampfhandlungen teilgenommen haben. Daher wurde er mit Haftbefehl gesucht und am Freitag nach seiner Rückkehr festgenommen.

Sicherheitsbehörden stuften Murat S. als "Gefährder" ein. Der Vorwurf lautet nach Paragraf 89a des Strafgesetzbuches auf Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat.

Murat S. war den Berliner Sicherheitsbehörden nach Informationen des Tagesspiegels schon länger bekannt. Sie zählen den Türken zum Umfeld des im Juni 2012 ausgereisten Berliners Denis Cuspert. Der einst als Rapper „Deso Dogg“ bekannt gewordene Cuspert ist  einer der Wortführer der salafistischen Szene und heute in Syrien einflussreicher Propagandist bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Es gebe Hinweise, dass Murat S. für den IS im syrischen Bürgerkrieg gekämpft hat, hieß es in Sicherheitskreisen. Die Informationen hätten gereicht, um einen Haftbefehl zu beantragen.

Keine Anzeichen für geplanten Anschlag

Die Rückkehr von Murat S. nach Berlin im August habe jedoch überrascht. Seine Wohnung sei durchsucht worden, unter anderem nach Fotos und Filmen, die Kontakte von Murat S. zur Terrormiliz und zu deren Anhängern in Deutschland dokumentieren. Möglicherweise sei der Türke aus familiären Gründen zurückgekommen, hieß es. Anzeichen, dass er in Berlin oder an einem anderen Ort in Deutschland einen Anschlag plante, gebe es bislang nicht. Trotzdem seien Leute wie Murat S. gefährlich, da sie „eine gewisse Gewaltschwelle überschritten und eine Entgrenzung erfahren haben“. Bislang ist allerdings offen, ob Murat S. auch in einem der Drohvideos des IS zu sehen ist. Die Terrormiliz veröffentlicht im Internet laufend Filme, in denen Enthauptungen und andere Gräueltaten  verherrlicht werden.

CSU-Innenexperte Mayer rechnet mit weiteren Festnahmen

Murat S. selbst ist bislang nicht bereit, sich zu äußern. Der Türke sei einer von „deutlich weniger als zehn“ Rückkehrern nach Berlin, die in Syrien vermutlich Kampferfahrungen gesammelt haben, war in Sicherheitskreisen zu hören. Aus der Stadt seien seit Beginn des Bürgerkrieges ungefähr 60 Salafisten nach Syrien gereist.

Derzeit liegt das Verfahren noch bei der Staatsanwaltschaft Berlin. Allerdings steht diese in engem Kontakt zum Generalbundesanwalt. In Karlsruhe heißt es, dass man den Fall übernehmen werde, falls sich herausstellen sollte, dass der Festgenommene tatsächlich IS-Mitglied ist. Das werde man dann aber sorgfältig prüfen, heißt es weiter.

Der CSU-Innenexperte Stephan Meyer sagte dem Tagesspiegel, er rechne mit weiteren Ermittlungsverfahren und Festnahmen von IS-Anhängern und Kämpfern auf der Grundlage des von Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) erlassenen, bundesweiten Betätigungsverbots. Danach ist es in Deutschland untersagt, die Symbole der Terrororganisation zu zeigen, für sie zu werben oder den IS auf andere Weise zu unterstützen.

Auch Festnahmen in Aachen   

Auch in Aachen gab es vier Festnahmen. Die Aachener Staatsanwaltschaft prüft einen islamistischen Hintergrund der Tat. Die vier Männer, drei Dänen und ein Iraker, sollen am 3. September in Aachen einen 52-jährigen Ägypter entführt haben. Sie wurden noch am selben Tag festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen erpresserischen Menschenraub vor.

Ein islamistischer Hintergrund der Tat werde geprüft

Nach einem Bericht von „Spiegel Online“ soll es sich bei einem der Tatverdächtigen um einen 22-jährigen dänischen Islamisten handeln. Dafür gebe es bisher keine Anhaltspunkte, sagte Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jost Schützeberg, am Montag. „Es liegen uns keine Erkenntnisse vor, dass die Tat in irgendeiner Form dazu diente, Geld für eine solche Organisation zu beschaffen.“ Ein möglicher islamistischer Hintergrund werde bei den weiteren
Ermittlungen aber geprüft.

Laut „Spiegel Online“ gilt der 22-Jährige in dänischen Sicherheitskreisen als islamistischer Gefährder. Während einer Haftstrafe wegen Raubes sei er konvertiert, nach der Entlassung habe er sich radikalisiert und sei zweimal nach Syrien gereist. In Deutschland sei er bislang nicht als Extremist aufgefallen, sagte Schützeberg.

Die vier Männer hätten nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler ihr Opfer mit einem Messer oder Schraubenzieher vor dessen Wohnung in Aachen bedroht und im Auto entführt, sagte Schützeberg. Vom Onkel des Mannes hätten sie 10 000 Euro gefordert. Die Tatverdächtigen seien vor einem Hotel von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden.

Islamisten in Algerien drohen mit Ermordung französischer Geisel

Islamisten mit Verbindungen zum IS haben einen Franzosen in Algerien entführt und mit seiner Ermordung gedroht. Die Gruppe Dschund al-Chilafa erklärte in einem am Montagabend aufgetauchten Video, sie werde ihre Geisel binnen 24 Stunden umbringen, sollte Frankreich seine Luftangriffe gegen den IS im Irak nicht stoppen. Die IS-Miliz rief ihre Anhänger zur Tötung von Bürgern westlicher Staaten auf. Der 55-jährige Franzose, ein Bergführer aus Nizza, fiel der Gruppe Dschund al-Chilafa (Die Soldaten des Kalifats) am Sonntagabend beim Wandern in der Kabylei in die Hände. Auf dem bei YouTube veröffentlichten Video ist der weißhaarige Tourist auf dem Boden kauernd zu sehen, umringt von zwei vermummten Männern mit Kalaschnikow-Gewehren. Der Brillenträger wendet sich direkt an den französischen Präsidenten François Hollande und bittet ihn um Hilfe. Die französische Präsidentschaft erklärte am Abend, Frankreich und Algerien arbeiteten "auf allen Ebenen vollständig zusammen", um den Mann zu finden und zu befreien. Präsident François Hollande habe mit dem algerischen Regierungschef Abdelmalek Sellal über den Fall gesprochen. Paris hatte zuvor bereits die Verschleppung bestätigt. (mit AFP)

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