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Im Moment werden die Call-a-Bike-Räder nach der Winterpause frisch gemacht.

© dapd

Leihräder zunächst nur noch in Mitte: Bahn schränkt Call-a-Bike-System in Berlin ein

Das Mietradsystem "Call a Bike" der Deutschen Bahn wird in Berlin umgestellt. Künftig können Räder nur noch an festen Stationen ausgeliehen und zurückgegeben werden. Und das zunächst auch nur in Mitte.

Besuch ist da, das Wetter schön, eine Stadtrundfahrt auf Rädern wäre toll. Dafür braucht es aber noch ein Gästerad. Gibt es da nicht diesen feinen Leihradservice von der Bahn, bei dem man ein Rad an einer Ecke der Stadt ausleihen kann und irgendwo anders wieder abstellen kann, sofern der Standort an einer größeren Kreuzung innerhalb des S-Bahn-Ringes liegt? Genau, „Call a Bike“ heißt das System – und die silbernen Räder mit den markanten Gepäckträgern gehörten in den letzten Sommern zum Stadtbild.

Also flugs angemeldet. Rund 27.000 registrierte Benutzer gibt es in Berlin bereits. Doch ob die dem Unternehmen alle erhalten bleiben, ist fraglich. Denn derzeit ist nirgendwo ein Rad zu finden. Und das wird auch erst mal so bleiben. Die Mieträder sind nämlich erstens noch in der Winterpause, wie man nach einigem Suchen auf der Website erfährt, und zweitens wird das Call-a-bike-System in Berlin in diesem Jahr komplett umgestellt. Man könnte auch sagen, abgeschafft, denn das eigentliche Prinzip, dass man überall ausleihen und abstellen kann, wird aufgegeben.

Künftig kann man die Räder nur noch an festen Stationen ausleihen, und zwar zunächst nur im Bezirk Mitte, wie Regina Marusczyk, Sprecherin der  DB Mobility Logistics am Donnerstag erklärte. Ende April, Anfang Mai sollen dort die ersten Stationen eröffnet werden, der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, im Moment wird noch gebaut. Bis dahin kann man überhaupt keine Bahnräder ausleihen. Im Laufe des Jahres sollen dann weitere Stationen in Kreuzberg und Prenzlauer Berg hinzukommen. Insgesamt 80 Stationen sollen es werden, auf einer Grafik im Internet kann man sich das Gebiet genauer ansehen. An den Stationen werden rund 1600 Mieträder zur Verfügung gestellt.

„Durch das neue System wird die Ausleihe vereinfacht und die Planbarkeit erhöht“, sagte Marusczyk. An den Standorten soll es Terminals geben, an denen man sich mit seiner EC- oder Kreditkarte anmelden kann. Befragungen von Kunden hätten ergeben, dass das bisherige System, bei dem man sich per Handy anmelden musste und einen Öffnungscode besorgen musste, zu kompliziert gewesen sei. Bei der neuen Ausleihmethode braucht man kein Telefon. Den Kunden wird künftig ein fester Öffnungscode zugeschickt, erläuterte die Sprecherin.

Ein weiterer Vorteil des Stationen-Prinzips sei, dass die Kunden nun die Gewissheit hätten, an festen Standorten auch tatsächlich ein Fahrrad vorzufinden, sagte Marusczyk. Das Rad müsse nicht an der Ausleihstation zurückgegeben werden, sondern könne an jeder beliebigen Station abgestellt werden.

Auf den Einwand, dass das System damit vor allem für Menschen interessant sei, die Mitte per Rad erkunden wollen, antwortete Marusczyk, ihre Zielgruppe seien keineswegs nur Touristen. Studien des Nutzerverhaltens hätten vielmehr ergeben, dass die meisten Fahrräder in Berlin in genau den Gebieten ausgeliehen und genutzt werden, in denen jetzt die Stationen errichtet werden. Durchschnittlich 45 Minuten würden die Räder genutzt, bevor sie wieder abgegeben werden. Im vergangenen Jahr habe man das neue System in Berlin mit dem Forschungsprojekt Stadtrad getestet. „Für den Einzelnen werden die Möglichkeiten vielleicht eingeschränkt, der Gesamtzahl der Kunden werden die Räder dadurch aber besser zugänglich gemacht“, sagte Marusczyk.

Martin Schlegel, Verkehrsexperte beim Umweltverband BUND, hat Verständnis für die Bahn. "Da sind in den letzten Jahren so viele Fährräder verschwunden oder beschädigt worden, dass ich die Umstellung auf ein Standortsystem schon nachvollziehen kann", sagte er dem Tagesspiegel. Viel wichtiger als die Leihsysteme auszubauen sei es, generell mehr in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur zu investieren. Als wichtigste Maßnahmen nannte Schlegel den Ausbau der Fahrradspuren, radfahrerfreundliche Ampelschaltungen und die streckenweise Asphaltierung von Kopsteinpflasterstraßen. Erst am Dienstag hatte der BUND einen Maßnahmenkatalog zur Radverkehrsförderung in Berlin vorgestellt.

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