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Berlin: Baustellen-Slalomlauf Unter den Linden

Viel Sand, viele Steine – aber kaum Gehwege

Für Fußgänger wird die Orientierung Unter den Linden nicht leichter: Wenn nächste Woche die Abrissvorbereitungen für den Palast der Republik beginnen, wird der Boulevard von vorn bis hinten wie eine riesige Baustelle wirken. Schon jetzt sieht die Straße stellenweise wie eine chaotische Sandwüste aus und ist in Höhe der Staatsoper, des Bebelplatzes und der Humboldt-Universität für Passanten nur im Zickzackkurs zu bewältigen. „Gerade für Touristen stellt sich die Straße zurzeit sehr unglücklich dar“, sagt Projektmanager Mario Gündel von der Stadtentwicklungsverwaltung.

Er versichert, dass alle Arbeiten bis Ende Mai beendet sind. Noch sei man im Zeitplan, aber sehr viele kalte Tage dürfe es nicht mehr geben. Eigentlich müsste mit Hochdruck gearbeitet werden, die im Juni beginnende Fußball-Weltmeisterschaft drängt zur Eile. Aber gestern war bis auf einen kleinen Bagger kein einziger Bauarbeiter zu sehen. „Frost im Boden“, sagt Gündel, da könne man nicht pflastern. Aber zum Glück seien fast alle Leitungsarbeiten erledigt, die Fahrbahnen in Höhe des Bebelplatzes und der Humboldt-Uni fertig.

Der einst breite Mittelstreifen im Anschluss an des Reiterdenkmal – als Parkplatz genutzt und nun seit Eröffnung einer Tiefgarage überflüssig – ist geschrumpft, die Fahrbahnen auf je zwei Spuren verengt. Mit beinahe 20 Metern sind die künftigen Gehwege fast überdimensional breit geworden. Aber sie lassen sich inmitten von Sandbergen nur ahnen, sind durch provisorische Fußgängerpfade ersetzt. Vor derStaatsoper sieht es besonders traurig aus, und der Bebelplatz wirkt an seinem Rand wie ausgefranst. Passanten laufen Slalom, Ortsfremde verlieren oft völlig die Orientierung.

Vor der Universität – sie wirbt gerade für ihre bevorstehende Ausstellung „Studieren in Trümmern“ – sieht es für Fußgänger nicht besser aus. Aber hier wurden wenigstens schon große neue Gehwegplatten verlegt, die aber noch längst nicht zu betreten sind. Auch hier laufen Passanten Zickzack zwischen Uni, Neuer Wache und Zeughaus. Dort, Hinter dem Gießhaus, hat das Deutsche Historische Museum einen Bauzaun gezogen, der selbst die Baubehörde überrascht hat. Hier lagern Handwerker, die beim Aufbau der Ausstellung zur deutschen Geschichte helfen, ihre Materialien.

Rund drei Millionen Euro werden für Straßen, Gehwege und Leitungen verbaut, der einstige Straßenbahn-„Lindentunnel“, der die Straße in Nord-Süd-Richtung quert, erhielt eine neue Dichtung. Hier lagern Kulissen des Gorki-Theaters. Gebaut wird am Komplex „Römischer Hof“, der Staatsbibliothek und am Pariser Platz für den U-Bahnhof. Außerdem wird bald das Hotel Unter den Linden an der Ecke Friedrichstraße abgerissen. C. v. L.

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