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Geteilte Freude. Vor der Mauer ließen die West-Veranstalter des 750. Stadtjubiläums 1987 die Wappen-Bären Ost (mit roter Mauerkrone) und West (mit Goldkrone) tanzen. In Ost-Berlin sah der Jubiläumsbär etwas anders aus (kleines Bild). Am Montag präsentierte Klaus Wowereit ein dickes B. zum 775ten (oben). Fotos: Cinetext, dpa (2)

© dpa

Berlin feiert 775. Geburtstag: Berlin brummt

Vor 25 Jahren gab es noch Paraden in Ost und West, zum 775. der Stadt steigt die Geburtstagsfeier im Nikolaiviertel – aber nicht nur dort.

25 Jahre nach den getrennten Jubiläumsfeiern zum 750. Geburtstag Berlins im Jahre 1987 gibt es nun wieder Grund, die vereinigte Stadt auf den Kopf zu stellen: Mit einem großen Fest in der historischen Mitte zwischen Marienkirche und Nikolaiviertel feiert Berlin am 28. Oktober seinen 775. Geburtstag. Genau an diesem Tag anno 1237 taucht der Name Cölln in einer Urkunde auf. Archäologen behaupten zwar, dass eine verkohlte Bohle, die bei jüngsten Ausgrabungen gefunden wurde, die Jahreszahl 1198 trägt, aber das soll der Feierfreude keinen Abbruch tun – 775 Jahre sind ja auch eine ganz schön lange Zeit.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) stellte am Montag das Festprogramm vor und bezeichnete die 775 als eine Art „Zwischenpunkt“: Das Jubiläum sollte gebührend begangen werden, aber etwas kleiner und ohne das Brimborium der „runden“ Daten einer 750- oder 800-Jahrfeier, die im Jahre 2037 vielleicht wieder einen Festumzug durch Berlin rollen lässt – wie er 1987 durch den Ostteil zog, während die West-Berliner mit einem großen Schiffs-Corso auf dem Wasser feierten.

Die Urkunde mit der Ersterwähnung von Cölln aus dem Jahr 1237.
Die Urkunde mit der Ersterwähnung von Cölln aus dem Jahr 1237.

© dapd

Berlin erlebte glanzvolle Epochen und dunkle Zeiten, „aber die Stadt hat sich immer wieder neu erfunden – bis heute“ sagt Wowereit und kündigt an, dass sich Berlin zum halbrunden Jubiläum auf seine mittelalterlichen Wurzeln besinnt, gleichzeitig aber zeigen möchte, wie kosmopolitisch Deutschlands Hauptstadt war und ist. „Berlin ist seit dem Mittelalter in Bewegung und war schon immer ein Ort, an den interessante Menschen neu zugewandert sind. Diese Energie macht Berlin zu einer Weltstadt.“ Das soll mit einer Ausstellung auf dem Schlossplatz vom 25. August bis zum 28. Oktober bewiesen werden. „Von Hugenotten, Russen, Türken und anderen Berlinern“ heißt die Schau.

Auf der grünen Wiese am Ufer der Spree wird ein riesiger begehbarer Stadtplan aufgebaut. Man kann also Berlin im wahrsten Sinne des Wortes betreten – wie es Hugenotten, Zuzügler aus Böhmen, polnische Wanderarbeiter, Juden aus Osteuropa, Kriegsflüchtlinge, Aussiedler und neuerdings eine junge Elite von Kunst und Kultur getan haben, um irgendwann vom Neu- zum Alt-Berliner zu werden. In der literarischen Ecke begegnet der Stadtplanwanderer zum Beispiel Theodor Fontane, Wladimir Kaminer, Herta Müller, Vladimir Nabokov und Joseph Roth. So sind zehn Themenkomplexe dargestellt, auch kulinarische, künstlerische, politische, religiöse und sportliche Vielfalt.

Tanzende Berliner Bären mit Schärpen in Sichtweite des Brandenburger Tors, aufgenommen im ehemaligen West-Berlin.
Tanzende Berliner Bären mit Schärpen in Sichtweite des Brandenburger Tors, aufgenommen im ehemaligen West-Berlin.

© dapd

Ein paar Schritte weiter von dieser Open-Air-Schau am Schlossplatz lockt das ganz uralte Berlin im Mittelalter: Markierungen werden die einstige, knapp vier Kilometer lange Stadtgrenze sichtbar machen. So führt der Spaziergang durch die Doppelstadt Berlin-Cölln mit ihren Kirchen, Klöstern, Marktplätzen und Brücken innerhalb der Stadtmauer. Zu sehen sind Grabungsergebnisse der letzten Zeit, Keller, Brunnen, Häuserreste und Gräber. Für kurze Zeit werden Fundorte und Zeugnisse für das Leben unserer Vorfahren sichtbar gemacht, bevor sie wieder unter neuen Straßen, Bauten und Plätzen verschwinden.

Vor der Marienkirche erzählt die Ausstellung „Berlin inszeniert Berlin“, wie das 750. Jubiläum im Jahr 1987 in den beiden Hälften der durch die Mauer getrennten Stadt begangen wurde und wie Berlin 25 Jahre zuvor als „Reichshauptstadt“ die 700-Jahr-Feier ein Jahr nach den Olympischen Spielen von 1936 zelebrierte.

Schon am 18. April beginnt im Ephraimpalais die Schau „Berlinmacher“ mit 775 Porträts, im Juni feiert Neukölln 275 Jahre Böhmen in Berlin, und im August belebt die Historiale das Nikolaiviertel. Höhepunkt der Feiern, bei denen sich Berlin kräftig auf die Schultern klopft, ist der offizielle Geburtstag am 28. Oktober: Festakt in der Nikolaikirche, mittelalterliches Treiben, und am Abend lodert und brennt die Stadt: Französische Feuerpoeten illuminieren mit unzähligen Flammen und 800 Feuertöpfen die alte City.

Details und Daten zum Fest: www.berlin.de/775

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