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Berlin-Köpenick: Bald ist Funkstille in Grünau

Das Kunsthaus am Dahmeufer steht bald leer. Dort sollen Wassersportler einziehen – irgendwann einmal. Die Künstler müssen ihre Kisten packen.

Ein Floß liegt am Dahmeufer und schwankt hin und her. Darauf sitzen zwölf Leute und machen ernste Gesichter – es gibt schließlich etwas zu besprechen. Direkt gegenüber: das „Funkhaus Grünau“. Es sind die Männer und Frauen vom Verein „Kunterfunk“, zwei Sommer lang haben sie in dem leer stehenden Funkhaus Kunst und Kultur geschaffen. Nun müssen sie das Haus verlassen. Am 31. Oktober endet ihr Zwischennutzungsvertrag mit der Hamburger Verwaltungsgesellschaft EHP, der das Haus gehört.

2008 ersteigerte die EHP das denkmalgeschützte Haus für 655 000 Euro. Seit April 2012 durfte der Verein Kunterfunk es nutzen – sein Ziel: Das Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und einen Raum für Kunst und Kultur zu schaffen. Seitdem gab es hier Renovierungsaktionen, offene Werkstätten und Veranstaltungen zur Umweltbildung. Im August lieferten sich zum Beispiel 16 Teams bei einer „Schrottregatta“ mit selbstgebastelten Recycling-Booten ein Wettrennen auf der Dahme.

Dass das alles jetzt vorbei ist, hat sich der Verein im Grunde selbst eingebrockt: „Wir selbst haben die Kündigung für Ende Oktober geschickt“, erklärt Volker Rueß, „und zwar mit der Bitte, einen neuen Vertrag aufzusetzen. In dem sollten nicht mehr einzelne Leute, sondern der Verein als Nutzer stehen.“ Es sei lediglich um eine Neuformulierung gegangen. Doch die EHP nimmt die Kündigung als endgültig hin: „Die drei Herren, die im Vertrag standen, haben gekündigt. Und einen neuen Vertrag zu machen, kommt für uns nicht infrage“, sagt Geschäftsführerin Susanne Bühler. Bühler äußerte sich nicht dazu, ob die EHP mit dem Wassergrundstück möglicherweise selbst Pläne hat.

Solche Pläne würden eine Hürde überwinden müssen: Das Funkhaus liegt auf jenem Abschnitt der Regattastraße, auf dem der Bezirk Treptow-Köpenick eine wassersportliche Nutzung zwingend vorschreibt. „Aus dem Funkhaus dürfte beispielsweise ein Ruder-Vereinsheim, eine Tribüne oder ein Bootshaus werden“, erklärt Ulrike Zeidler, Leiterin des Stadtentwicklungsamtes, „aber nur ausnahmsweise eine Gaststätte für Ruderer oder ein Wohnhaus für Wassersport-Vereinsmitglieder“. Durch die Regelung sollen die vielen Ruderclubs am Dahmeufer vor „Verwertungsdruck durch Wohnbebauung“ geschützt werden. Es könnte also sein, dass das Funkhaus erst noch ein paar Jahre leer steht, bis ein Nutzer gefunden ist.

„Es wäre einfach schade, wenn es nach uns nur wieder verfallen würde“, sagt Rueß. Gegen ein solches Szenario könne auch der Bezirk nichts tun, so Ulrike Zeidler vom Stadtentwicklungsamt: „Es liegt in der Hand des Besitzers, ob die Leute bleiben dürfen oder nicht.“ Am Freitag gab es ein Gespräch des Vereins mit der Hausverwaltung, in dem ausgehandelt wurde, dass dem Verein noch ein weiterer Monat zugestanden wird, um das Haus leer zu räumen. Einzelne Veranstaltungen wie die Schrottregatta sollen außerdem auf Antrag noch stattfinden dürfen. Die Funkhaus-Leute auf dem Floß klingen resigniert. „Wir haben hier so viel Energie, Zeit, Arbeit und Geld reingesteckt. Wofür?“, fragt Volker Rueß. „Und trotzdem“, fügt er hinzu, „wir sind auch total dankbar für die letzten anderthalb Jahre.“

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