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Mitarbeiter der BVG riefen die Polizei zu einem Bahnsteig des U-Bahnhofes Alexanderplatz. Die fasste einen 17-Jährigen.

© Paul Zinken/dpa

Berlin-Mitte: Auf einer Bank Schlafender geschlagen und getreten

Am Berliner Alexanderplatz hat eine Gruppe junger Männer in der Nacht auf Samstag einen schlafenden 28-Jährigen angegriffen und verletzt.

Kurz vor Weihnachten ist der Alexanderplatz erneut Schauplatz für eine brutale Gewalttat geworden, die sich zudem offenbar ohne jeden Anlass ereignete. Wie die Polizei am Sonnabend mitteilte, war in der Nacht zuvor ein Mann, der auf dem Bahnsteig der U-Bahn auf einer Bank schlief, aus einer größeren Personengruppe heraus angegriffen, dabei getreten und geschlagen worden. Dabei wurde auch ein Gürtel benutzt. Erst das Eingreifen von Sicherheitspersonal der BVG beendete die Attacke. Einer der Täter konnte festgehalten werden.

Der Alexanderplatz gilt als kriminalitätsbelasteter Ort, erst Mitte Dezember hatte die Polizei dort die neue „Alexwache“ eingerichtet, ein aus zwei Modulen zusammengesetzter, pavillonähnlicher Bau, der ständig von drei Polizeibeamten und einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes besetzt ist.

Bei dem Angegriffenen handelt es sich um einen 28-jährigen Mann aus Somalia. Hinweise auf einen rassistischen Hintergrund hat die Polizei bislang nicht. Der vom BVG-Personal Festgehaltene ist selbst Syrer, ein stark alkoholisierter 17-Jähriger, der in einer Jugendeinrichtung lebt.

Der Vorfall hatte sich am Sonnabend gegen 2.40 Uhr auf dem Bahnsteig der zwischen Wittenau und Neukölln verkehrenden U-Bahnlinie 8 ereignet. Mitarbeiter der BVG hatten die Polizei alarmiert, nachdem der schlafende Mann aus der 10- bis 15-köpfigen Personengruppe attackiert worden war. Drei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes waren dem 28-jährigen zu Hilfe geeilt, woraufhin die Angreifer flüchteten. Nur der 17-Jährige konnte bis zum Eintreffen der alarmierten Polizeibeamten festgehalten werden. Er wurde zu einer Gefangenensammelstelle zwecke Entnahme einer Blutprobe gebracht und danach in seiner Jugendeinrichtung den Betreuern übergeben.

Die Aufklärungschancen stehen nicht schlecht

Der 28-Jährige hatte bei der Attacke Kopfverletzungen erlitten und wurde von Sanitätern der Feuerwehr ambulant behandelt. Die Ermittlungen übernahm die Kriminalpolizei der Direktion 3. Die Aufklärungschancen stehen wohl nicht schlecht, da U-Bahnhöfe videoüberwacht sind und die Polizei auf Aufzeichnungen zurückgreifen kann.

Der Angriff, der offenbar ohne jeden Anlass erfolgte, erinnert an einen Vorfall, der sich fast auf den Tag genau vor einem Jahr, in der Nacht auf den 25. Dezember, auf dem ebenfalls zur U 8 gehörenden U-Bahnhof Schönleinstraße an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln ereignet hatte. Aus einer Gruppe von Jugendlichen heraus, die zwischen 2014 und 2016 als Flüchtlinge aus Syrien und Libyen nach Deutschland gekommen waren, wurde neben den Kopf eines auf einer Bank Schlafenden ein brennendes Taschentuch gelegt. Die Flammen drohten auf den Mann überzugreifen, andere Fahrgäste retteten ihn.

Die Gruppe der Jugendlichen war mit der nächsten Bahn geflüchtet, sie konnten aber dank Videoaufzeichnungen überführt werden. Der 21-jährige Haupttäter wurde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, gegen drei 17- und 18-Jährige gab es jeweils acht Monate Haft auf Bewährung, sie mussten zudem 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Zwei weitere Angeklagte, 16 und 19 Jahre alt, wurden wegen unterlassener Hilfeleistung zu vierwöchigem, durch die Untersuchungshaft abgegoltenen Dauerarrest verurteilt. Die Motive der jungen Männer hatten sich dem Richter so dargestellt: „Sie haben sich gelangweilt, dagegen sollte etwas passieren.“

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