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Sicherheitsvorkehrungen für Obama-Besuch in Berlin: Polizisten stehen am Donnerstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Am 18. und 19. Juni wird sich US-Präsident Barak Obama in Berlin aufhalten. Für den Besuch gilt die höchste Sicherheitsstufe 1+, bei der auch Teile der Innenstadt abgeriegelt werden.

© dpa

Berlin vor dem Besuch von US-Präsident Barack Obama: Polizei ruft Sicherheitsstufe 1 plus aus

Die Gullydeckel sind verplombt, die Polizei verteilt Info-Flyer, das erste Flugzeug der US Air Force ist bereits gelandet: Berlin bereitet sich auf den Besuch von US-Präsident Barack Obama vor. Es gilt Sicherheitsstufe 1 in der Stadt, oder wie es im Polizeipräsidium in Tempelhof heißt: „eher 1 plus“.

Ding, Dong! Am Nachmittag klingelt’s an der Haustür in Charlottenburg, nahe dem Schloss. „Hallo, wer da?“, fragt der Bewohner. „Berliner Polizei! Wir holen Ihren Wohnungsschlüssel ab. Wir wollen auf die Dachterrasse … is’ wegen Obama.“ Die Anwohner entlang der Route des US-Präsidenten Barack Obama haben viele dieser Geschichten zu erzählen. Fenster müssen geschlossen bleiben (auch bei der drückenden Sommerhitze), am Brandenburger Tor kreisen längst auffällig viele Hubschrauber, werden Gullydeckel von Polizisten verplombt. Und in die eigene Wohnung kommt so mancher nur mit persönlicher Polizeibegleitung. Manchmal quartiert sich die Polizei auch gleich mit ein, oder besser: die Präzisionsschützen auf dem Dach wie am Schloss Charlottenburg, ausgestattet mit Fernglas und Gewehr und bestem Blick auf die Autokolonne, in der die Limousine des Präsidenten mitrollt. Das erste Flugzeug der US Air Force ist in Tegel bereits gelandet.

In den Kiezen stecken die Info-Flyer der Polizei längst in den Briefkästen oder hängen am schwarzen Brett. Ob am Potsdamer Platz (hier wohnt er), am Brandenburger Tor (hier spricht er), in Charlottenburg (hier isst er) oder am Flughafen Tegel (hier landet er). Er? „Herr Barack Obama“, wie die Polizei leicht gestelzt mitteilt.

Der 24-jährige Friseur Hakan Kara erzählt, neulich hätten zwei Polizisten in Zivilkleidung im Frisörladen „Magic Cut“ gestanden, gegenüber dem Schloss. „Sie haben uns gesagt, wir sollen uns ganz normal verhalten.“ Was auch immer ,normal‘ heißen mag, Kara bleibt ziemlich gelassen: „Er kommt ja nicht zu uns zum Haareschneiden.“ Obama fährt nur vorbei, rüber zum Schloss Charlottenburg, in dem übrigens Tim Raue das Abendessen für den US-Präsidenten zubereitet. Die Speisekarte? Psst, streng geheim. Mit ein paar Brötchen – belegt mit Salami, Käse, Ei – lockt jedenfalls schon mal Yasar Demirel, 40 Jahre alt und Chef der kleinen Bäckerei gegenüber. „Obama ist herzlich zum Frühstück eingeladen.“

Es gilt Sicherheitsstufe 1 in der Stadt, oder wie es im Polizeipräsidium in Tempelhof heißt: „eher 1 plus“. Die Polizei hält sich extrem bedeckt. Nur kein Wort zu viel, es könnte ja unangenehme Folgen haben. Die höchste Sicherheitsstufe erhalten nur wenige Gäste: neben dem amerikanischen Präsidenten der israelische und der russische, außerdem der Papst, die Queen. 8000 Polizisten sind Dienstag und Mittwoch im Einsatz, wie es in Sicherheitskreisen heißt. Das sind 1000 mehr als rund um den Ersten Mai.

Die Sicherheit bringt ein paar hübsche Stilblüten mit sich. Obama wird nach der Landung durch die Cité Guynemer rollen, dort befindet sich seit 1994 der Regierungsflughafen, ein Flachbau aus den Zeiten, als hier die französischen Soldaten stationiert warten. „Aus Sicherheitsgründen dürfen die Mülltonnen nicht näher als 30 Meter an die Fahrbahn gestellt werden“, schreibt die Polizei an die Bewohner. „Eine Hausmüllentsorgung am 18. und 19. Juni 2013 wird aber stattfinden.“ Die Polizei, dein Freund und Helfer.

Von Tegel wird die Autokolonne – etwa 70 bis 100 Fahrzeuge, manche aus den USA – sich in die Stadt aufmachen. Welche Route es langgeht? Es gibt drei, vier Varianten in die Stadtmitte. Die Gullydeckel sind aber schon überall verplombt, sogar die Schifffahrt wird ausgebremst. Die Spree-Oder-Wasserstraßen sind am Mittwoch komplett gesperrt, auch Touristendampfer dürfen rund ums Kanzleramt nicht anlegen. Nicht weit entfernt, am Potsdamer Platz, wird Barack Obama übrigens wohnen: im „Ritz Carlton“. Dort hatte er bei seinem Berlin-Trip 2008 ein bisschen Sport im Fitnessstudio gemacht, das Personal sollte ihn also kennen. Andere US-Präsidenten hatten woanders gewohnt: Bill Clinton stieg 1994 im Hotel Intercontinental ab. George W. Bush schlief im Adlon.

Am Brandenburger Tor wird Barack Obama am Mittwoch vor mehr als 1000 geladenen Gästen reden (Polizeianweisung: „Halten Sie ab 14 Uhr die Fenster geschlossen!“ Oder: „Achten Sie auf Personen, die Sie in Ihrem Wohngebiet nicht kennen.“) Ab dem heutigen Freitag, 8 Uhr, ist dort alles gesperrt, selbst Fahrradfahrer kommen nicht mehr durch. Und schon gar keine Kunden, die eine Schrankwand schleppen möchten. „Wir kriegen keine Entschädigung für den Ausfall“, sagt Maria-Magdalena Steidten, die in ihrem Möbelgeschäft an der Wilhelmstraße am Potsdamer Platz sitzt. Aufgekratzt dürften auch schon all die Flugzeugfans sein. So eine Airforce One landet ja auch nicht jeden Tag in Tegel. Die „Planespotter“ treffen sich traditionell mit ihren Kameras auf dem Parkdeck des Einkaufszentrum „Der Clou“, da können sie das Reifenprofil der Maschinen erkennen, so dicht sind sie dran. „Unsere Bierbar bleibt da oben offen“, heißt es im Einkaufszentrum. „Jedenfalls hat die Polizei nichts anderes gesagt.“

Die Ermittler wollen sich aber am Montag melden und reden, wegen Obama.

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