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Eine Radfahrerin umfährt ein auf dem Radweg stehendes Auto.

© Alexander Heinl/dpa

Berliner Polizei geht gegen Falschparker auf Radwegen vor: "Ich arbeite hier. Wo soll ich sonst parken?"

Die Berliner Polizei kontrolliert von Montag bis Freitag auf Radwegen und Busspuren Falschparker. Fahrradaktivisten fordern eine Erhöhung des Bußgeldes von 30 auf 100 Euro.

Klar wären strengere Regeln eine Lösung, aber das kann auch zum Bumerang werden. Besser wäre ein Miteinander und das klappt nicht, wenn sich eine Gruppe da herausnehmen will und nur mit dem Finger auf andere zeigt.

schreibt NutzerIn tempus_fugit

20 Euro kostet in Deutschland das Parken auf einer Radspur. 30 Euro kostet es, wenn dort länger als drei Stunden geparkt wird. 30 Euro kostet es auch, wenn ein Radfahrer behindert wird. Preisfrage: Was kostet das Knöllchen bei Behinderung und mehr als drei Stunden? Der „Tatbestandskatalog“ der Polizei verrät es: 35 Euro. „Die Bußgelder sind viel zu niedrig“, meint denn auch der Verkehrspolizist, der die Information aus dem Katalog herauskramte.

Fahrradaktivisten sind der gleichen Ansicht, so fordert der Initiator des Radentscheides, Heinrich Strößenreuther, eine Erhöhung auf etwa 100 Euro. Von Montagfrüh bis Freitagnachmittag läuft, wie berichtet, eine Sonderaktion der Polizei. Falschparken auf Rad- und Busspuren soll geahndet werden.

Aktivisten und auch der ADFC bemängeln seit Langem, dass die Polizei wegschaue. Um 8.15 Uhr trifft es einen Kleinlaster in der Invalidenstraße. Die beiden Fahrradpolizisten aus der City-Direktion 3 kassieren 30 Euro und schicken den schimpfenden Fahrer weg. Die Radspur ist nach fünf Minuten wieder frei. Doch das ist eine Ausnahme. Eine Testfahrt am Montag von Prenzlauer Berg nach Mitte zeigt: Alle paar hundert Meter steht ein Auto so auf der Fahrradspur, dass gefährliche Situationen entstehen. In allen Fällen waren es Fahrzeuge von Lieferanten oder Handwerkern.

Nur in etwa jedem zweiten Fall war ein Fahrer ansprechbar. Manche zeigen sich reuig, einer stellt sein Auto besser ein, einer lehnt kategorisch ab: „Ich arbeite hier. Wo soll ich sonst parken?“ Eine Polizeistreife fährt vorbei, stoppt aber trotz des winkenden Radfahrers nicht. Der Dachdecker feixt.

So etwas erleben Radfahrer täglich. Erstmals hat nun auch Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) zugegeben, dass „der beste Radweg nichts nutzt, wenn er nicht genutzt werden kann“. Wie viele Autofahrer am Montag zahlen mussten, konnte die Polizei nicht sagen. Am Dienstag sollen in Wilmersdorf die Radspuren kontrolliert werden, und zwar auch in den drei Straßen des Bezirks, die bei einer Umfrage des ADFC 2014 besonders oft als zugeparkt benannt worden sind.

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