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Berlin: Berlins Tanklager nicht optimal gesichert

Drei Anlagen haben keine Brandmeldezentrale. Katastrophe in London alarmiert Feuerwehrchef Broemme

Die verheerende Tanklager-Explosion bei London hat die Brandschutzverantwortlichen in Berlin alarmiert. Nach einer neuen Aufstellung der Feuerwehr haben drei der sieben Tanklager in der Stadt keine eigene Brandmeldezentrale. „Ein optimales Lager hat eine solche Zentrale“, sagt Landesbranddirektor Albrecht Broemme. Wenn die Feuerwehr dies für nötig halte, könne man es nachträglich auch anordnen, heißt es dazu bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Sie hat die Tanklager genehmigt.

Feuerwehr, Senatsverwaltung und Landesamt für Arbeits-, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) versichern aber, dass alle Lager sicher seien. Paul Ehren von der Genehmigungsbehörde wies auf jährliche Kontrollen mit Feuerwehr, Lagetsi und TÜV hin. Die Betreiber von Tanklagern müssten regelmäßige Sicherheitsberichte anfertigen und auf mögliche Gefahren hinweisen, das schreibe eine europaweite Richtlinie vor. Die Anlagen in Berlin seien bei weitem nicht so groß wie bei London, die Tanklager am Westhafen in Moabit und an der Freiheit in Spandau kämen aber von der Struktur dem englischen am nächsten: Auch hier seien gleichzeitig Benzin und Diesel gelagert, was bei einem Brand eine höhere Explosionsgefahr bedeute als nur die Lagerung von Diesel und Heizöl. Diese Tanklager sind übrigens mit Brandmeldezentralen ausgestattet.

Zur Sicherheit gehören auch die stählernen Hüllen um die Tanks und teilweise Betonwände zwischen den Behältern, Sprinkleranlagen und Wasserkanonen. Die Tanks sind mit empfindlichen Detektoren ausgestattet. Mit ihnen könnten Brände, auch mögliche Explosionen, rechtzeitig verhindert werden. Die Löschanlagen funktionieren voll- oder halbautomatisch, um Tanks sind zur Kühlung Ringleitungen montiert. „Normalerweise ist alles durch Technik abgesichert,“ sagt Broemme. Bei einem Unfall müsse die Feuerwehr vor allem kühlen, um nicht weitere Tanks zu gefährden, und den Brand mit Schaum bekämpfen. Berlin blieb bislang von Tanklager-Unfällen verschont. Aber es gab 2004 die Explosion am unterirdischen Gasspeicher an der Glockenturmstraße. Drei Arbeiter wurden lebensgefährlich verletzt. Die letzte Tanklager-Brandschutzübung der Feuerwehr liegt zwei Jahre zurück, die nächste ist 2007 geplant. „Ich habe immer Angst gehabt, dass in Haselhorst etwas passiert, wenn ein Flugzeug abschmiert,“ sagt Broemme. Aber das größte Tanklager unter der Einflugschneise wurde nach dem Mauerfall aufgegeben. Heute liegt das größte mit einer Kapazität von 349 000 Tonnen an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Lankwitz. Dann folgen die Lager in Spandau, in Rudow (Straße 3a), am Westhafen, an der Quedlinburger Straße in Charlottenburg und zwei Lager am Tempelhofer Weg in Britz. Zwei Lager am Tiefwerder Weg in Spandau und an der Provinzstraße 40 wurden 2005 stillgelegt. Offizielle Abstandsregeln zu Wohngebieten gibt es nicht. „Darüber wird noch auf europäischer Ebene diskutiert“, sagt die Senatsverwaltung.

Christian van Lessen

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