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So soll der Bahnhof Zoo einmal aussehen: Gut zu erkennen sind die Terrassen am Zoo mit dem Freiluftbereich.

© Simulation: promo/Bahn

Update

Berlin-Charlottenburg: Bahnhof Zoo wird bis 2020 zur Baustelle

Fünf Millionen Euro werden allein in die Zoo-Terrassen investiert. Der Bau soll aussehen wie in den 1950er Jahren. Und das große Reisezentrum im Inneren wird abgerissen. Der Weg wird frei zu fast unbekannten Rolltreppen.

Die Bahn entdeckt wieder den Bahnhof Zoo. Fernzüge werden dort zwar weiter nicht halten, aber die Einkaufswelt soll größer und schöner werden. Einen zweistelligen Millionenbetrag will die Bahn bis Anfang 2020 investieren. Am Donnerstag hat sie ihre Pläne vorgestellt.
Los geht es mit dem Umbau der Zooterrassen, die seit 2006 verwaist sind. Das damalige Restaurant hatte nach dem Beschluss, am Bahnhof Zoo keine Fernzüge mehr halten zu lassen, wenig später aufgeben müssen – mangels Kunden. Jetzt soll, wie berichtet, die Hamburger-Kette McDonald’s einziehen. Die Bahn äußerte sich auch heute nicht dazu. Verhandlungen mit einem „System-Gastronomiebetrieb“ liefen noch, sagte Friedmann Keßler vom Bahnbereich Station & Service.

Der in den 50er Jahren errichtete Anbau ist nur für einen begrenzten Bereich von Nutzern geeignet. Er ist rund hundert Meter lang, aber lediglich 8,20 Meter breit. Und anders als beim früheren Restaurant, das in mehrere Räume aufgeteilt war, soll es jetzt einen freien Blick durch das gesamte Ensemble geben, kündigte Keßler an.

Das frühere Restaurant ist bereits ausgeräumt. Im Frühjahr, wenn die Genehmigung durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf vorliege, sollen die Ausbauarbeiten beginnen. Fünf Millionen Euro will die Bahn allein in die Zoo-Terrassen stecken. Die Planer wollen dabei Tradition und Moderne verbinden. Die gläserne Fassade soll sich am Vorgängerbau aus den 1950er Jahren orientieren, mit schwarzen und taubenblauen Streben. An der Ecke zur Hardenbergstraße entsteht wieder ein kleinerer Balkon des Restaurants.

Den Innenausbau übernimmt der spätere Mieter. Fertig sein soll alles Anfang 2016.

Ab 2016 wird das Erdgeschoss massiv umgebaut

Dann will die Bahn das Erdgeschoss umbauen. Das erst vor wenigen Jahren aufwändig umgestaltete Reisezentrum wandert im hinteren Bereich an die Jebensstraße und wird dabei von rund 400 Quadratmeter auf 250 Quadratmeter verkleinert. Der Bedarf sei nicht mehr so groß, sagte Keßler. Wo heute Kunden beraten werden, soll es dann einen Durchgang zur hinteren Passage geben, in der jetzt noch die Schließfächer stehen. Diese kommen später zum neuen Reisezentrum. Auch der Informationsschalter und das S-Bahn-Kundenzentrum sollen dorthin ziehen. Der Durchgang, gesäumt von Läden, führt direkt zu den Rolltreppen des Regionalbahnsteigs für die Züge Richtung Westen.

Daneben gibt es einen Aufzug zum Bahnsteig für den Ostverkehr. Die Rolltreppen und der Aufzug sind für Ortsunkundige heute nur schwer zu finden, weil sie von der Haupthalle aus nicht zu sehen sind. Auch Flächen für weitere Geschäfte sind vorgesehen. Zudem wird bis 2020 die Haustechnik erneuert und der Brandschutz modernisiert. Der Umbau sei finanziell „kein Selbstläufer“, begründete Keßler die lange Planungszeit.

Neue Pläne gibt es auch für den Hardenbergplatz, der wie berichtet ruhiger werden soll. Autos soll die Zufahrt von Westen her erschwert werden.

Das sagen die Bürger

Zu den angekündigten Umbaumaßnahmen äußerte sich auch ein Mitarbeiter eines im Bahnhof ansässigen Tabakladens. Herr Schneider arbeitet seit einem Jahr im Bahnhof Zoo und hofft seitdem auf eine Veränderung: „Seit ich hier arbeite, wird eigentlich nur geredet, geredet, geredet. Wenn wirklich mal was passieren würde, wäre es ja schön“, sagt Schneider. Für ihn stellt außerdem neben ständigen Absperrungen des Bahnhofs, beispielsweise wegen der Fußballweltmeisterschaft oder wegen Demonstrationen, der fehlende Fernverkehr der Deutschen Bahn ein großes Problem dar. Und auch das Vorhaben der Bahnhofsmission, ihren Standort außerhalb des Bahnhofsgebäudes nun nach Innen zu verlegen, kritisiert Schneider stark: „Dann werden hier noch mehr alkoholisierte und drogenabhängige Menschen rumlaufen! Das verschreckt wiederum die Kunden“, befürchtet Schneider.

Die Mitarbeiterin eines Souvenirladens betrachtet den Umbau ebenfalls skeptisch: „Natürlich muss hier was gemacht werden, aber trotzdem werden wir uns hier weiterhin die Beine in den Bauch stehen. Seitdem die Züge nicht mehr fahren, geht hier ein Geschäft nach dem anderen pleite.“ Sie fragt sich, warum der Bahnhof Zoo überhaupt noch als Bahnhof bezeichnet wird.

Ein älterer Herr, der täglich vom Bahnhof Zoo mit der S-Bahn zu seiner Arbeitsstelle in Friedrichshain fährt, betrachtet das Vorhaben zunächst positiv, glaubt allerdings auch, dass am Ende die Besucher für die neuen Lokalitäten ausbleiben werden. (Mitarbeit: Merle Collet)

Aha ... das übrigens ist der ziemlich versteckte mittlere Eingang des Bahnhofs, mit Schließfächern (braucht ja kein Berlinern), geschlossenen Schaltern, viel Platz und zwei Rolltreppen - die sollen mit dem Umbau bis 2020 besser erschlossen werden.
Aha ... das übrigens ist der ziemlich versteckte mittlere Eingang des Bahnhofs, mit Schließfächern (braucht ja kein Berlinern), geschlossenen Schaltern, viel Platz und zwei Rolltreppen - die sollen mit dem Umbau bis 2020 besser erschlossen werden.

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