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Inselgrün.

© Jana Luck

BVG-Aufzug versus Blumenkübel: Bizarrer Denkmalstreit am Ernst-Reuter-Platz

Die sechseckigen Blumenkästen auf dem Ernst-Reuter-Platz sind den Denkmalschützern heilig. Genau dort will die BVG aber einen Aufzug bauen.

Da stehen sie, die drei Sechsecke aus Beton. Ungefähr kniehoch sind die grauen Blumenkübel. Darin: Blumenerde, etwas wildes Gras und mittig ein gelbblühender Baum. Wegen dieser Pflanzkästen die BVG keinen Fahrstuhl für den U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz bauen – denn diese Kübel stehen unter Denkmalschutz.

Ginge es um die Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes, könnte BVG-Sprecherin Petra Reetz die Bedenken der Denkmalschützer noch verstehen: „Es gibt da eine bestimmte Blicksituation“, sagt sie. „Mit wahnsinnig guten Augen würde man von dort ja sogar das Brandenburger Tor sehen. Das ist eben so eine Lichtachse mit Weite und Offenheit, das tut der Stadt gut.“ Auf der Mittelinsel selbst gibt es auch Blumenbeete, „aber um die geht es nicht, sondern um die Pflanzschalen auf der gegenüberliegenden Straßenseite.“ An genau dieser Stelle hatte die BVG den Bau des Aufzugschachts geplant. Das Berliner Landesdenkmalamt legte sein Veto ein.

Der Fahrstuhl ist wichtig

Das Amt schlägt stattdessen eine Stelle ein paar Meter entfernt vor. „Aber da liegen Leitungen“, sagt Reetz. „wie an erstaunlich vielen Stellen rund um die U-Bahn. Das denkt man immer gar nicht, wie viel da so unter der Erde liegt.“ Auf einem Lageplan sind die Leitungen zu sehen, in allen Farben des Regenbogens markiert. Viel Platz zur Bebauung bleibt da tatsächlich nicht. Auf einem anderen Plan sind die verschiedenen Vorschläge verzeichnet. Nur wenige Meter voneinander entfernt befinden sich die geplanten Aufzugschächte. Dazwischen, als Störfaktor: Blumenkübel.

Auch das Eingreifen in die historische Substanz der U-Bahn-Schächte ist nicht unproblematisch. „Das sind große statische Systeme. Man muss sich das so vorstellen, dass von oben in eine Röhre reingebohrt wird und man muss eben aufpassen, dass diese dabei nicht zusammenrutscht. Die Bahnen und Schächte wurden vor etwa 110 Jahren gebaut“, sagt Reetz.

„Da waren Fahrstühle eben noch nicht eingeplant.“ Jetzt seien die Zeiten „glücklicherweise anders, auch Menschen im Rollstuhl oder alte, weniger mobile Menschen, sind unterwegs. Oder etwa Eltern mit Kinderwagen.“ Ein Fahrstuhl am Ernst-Reuter-Platz sei wichtig. Reetz: „Die Technische Universität ist direkt daneben. Viele nutzen die U-Bahn-Station. Man vergisst das schnell, aber es gibt auch viele junge Leute, die auf einen Aufzug angewiesen sind.“

Neue Vorschläge zum Ende der Woche

Bisher „können wir uns eben nicht einigen, wo genau der Aufzug hin soll“, sagt Reetz. Aber sie ist zuversichtlich: „Ich glaube, dass sich hier ein Kompromiss finden lassen wird und der Bau eines Aufzuges nicht an diesen Pflanzschalen scheitert.“ Auch der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, zu dem das Landesdenkmalamt gehört, verbreitet Optimismus: „Der barrierefreie Zugang zum U-Bahnhof wird nicht an Blumenkübeln scheitern.“

Dem Amt gehe es „um die sinnvolle und denkmalgerechte Einordnung von zwei Aufzügen in den denkmalgeschützten Platzraum“. Dabei sei auch „die Erhaltung von zeittypischen Ausstattungen wie zum Beispiel Gruppen von Pflanzkübeln am Originalstandort“ zu beachten. Das Tauziehen um den Aufzug geht weiter. Bis Ende der Woche will die BVG neue Vorschläge einreichen.

Jana Luck

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