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Macht Kopfschmerzen. Im Bierpinsel wird schon lange kein Pils mehr gezapft, stattdessen lief das Wasser aus – der Schaden war enorm.

© Kirchner

Öffnet der Bierpinsel 2017?: Die bunte Ruine vom Steglitzer Boulevard

Seit zehn Jahren steht der Turm unnütz an der Schlossstraße. Passiert da mal was? Ein Ortstermin mit dem Inhaber in 46 Metern Höhe.

Axel Bering stellt sich diese Frage immer wieder: „Wie locke ich die Menschen unten auf der Straße hinauf in den Turm?“ Vor allem in der warmen Jahreszeit, wenn sich die Stadtmüden nach frischer Luft und Ruhe sehnen.

Nur: Ruhig ist es an der quirligen Straße nicht. Und eine Dachterrasse gibt es auch nicht. Aber Axel Bering will endlich eine passende Antwort finden. Mit dem „Turm“ ist der Bierpinsel in Steglitz an der Schlossstraße gemeint; ein Wahrzeichen im Südwesten Berlins, das seit zehn Jahren ungenutzt vor sich hin döst und von dem immer wieder angekündigt wurde, dass eine Wiedereröffnung bevorsteht. Bering hofft jetzt auf eine Eröffnung bis Ende 2017.

Eröffnung 2017? Der Traum

„Eine bekannte, große Marke, die wie ein Magnet die Menschen anzieht, wäre gut“, sagt Bering. Und er hat auch eine Idee, aber die will er nicht verraten. In den überwiegenden Teil des vierstöckigen Turmes soll Gastronomie einziehen. Denn das ist im Erbbaurechtsvertrag so geregelt. Zuvor jedoch muss der Bierpinsel noch saniert werden.

Axel Bering ist der Geschäftsführer der Eigentümerfirma Schlossturm GmbH und Lebensgefährte der Turmbesitzerin Tita Laternser. Das 46 Meter hohe Bauwerk – von allen nur „Bierpinsel“ genannt – wurde 1976 als Turmrestaurant Steglitz eingeweiht (siehe Text links). Eine Wiedereröffnung bis Ende 2017 ist durchaus optimistisch, das sagt auch Bering. Denn bis dahin gibt es viel zu tun: Sanierungskonzept, Bauantrag, Baugenehmigung, Sanieren, Versicherungsstreit beilegen und passende Mieter finden.

Vier Millionen Euro kostet die Sanierung

Etwa vier Millionen Euro würde die Sanierung laut Gutachter kosten, sagt Bering. Dass die Summe so hoch sei, liege hauptsächlich an einem Wasserschaden vor sechs Jahren im Winter. Dadurch sei die Heizung teilweise zerstört und das Gebäude beschädigt worden.

Und in der Tat offenbart ein Blick ins Innere selbst für den Laien einen desolaten Zustand. Kabel und Rohre hängen zu Boden, Verkleidungen der Decke fehlen, sodass der blanke Beton des Rohbaus und Stahlträger zu sehen sind, Farbe blättert von Wänden. Zwar wurde einiges bereits saniert, berichtet Bering, aber seit dem Wasserschaden stagnierten die Arbeiten wieder. 1,5 Millionen Euro habe die Versicherung inzwischen bezahlt. Es reicht aber nicht, sagt er. Das Bezirksamt habe ihm jetzt wissen lassen, dass auch der Brandschutz in dem Bauwerk erneuert werden müsse.

Auf Anfrage erklärt dazu der zuständige Bezirksstadtrat Frank Mückisch (CDU): „Durch die teilweise Demontage der sicherheitstechnischen Einrichtungen wie Sprinkleranlage, Einrichtungen zur Entlüftung und Entrauchung sowie für die Wiederaufnahme der Nutzung des Gebäudes ist ein neues Brandschutzkonzept aufzustellen.“ Vermutlich stammten die sicherheitstechnischen Einrichtungen aus den Jahren 1973 bis 1975, weil die Baugenehmigung entsprechend datiert sei. „Nach heutiger Betrachtungsweise wird das Gebäude als Sonderbau eingestuft“, fügt Mückisch noch hinzu. Der Bierpinsel sei als Turmrestaurant mit 398 Besucherplätzen konzipiert worden. Das Gebäude habe einen sogenannten Sicherheitstreppenraum, sprich: nur einen Rettungsweg und zudem Fenster, die nicht geöffnet werden können.

"Das geht nicht Hopplahopp"

Dass der Bau kein normales Einfamilienhaus ist, sondern ein kompliziertes Gebäude mit komplizierter Technik, weiß auch Axel Bering. „Das geht nicht Hopplahopp“, sagt er. Notfalls müsse er den Wiederaufbau zunächst mit einem Gesellschafterdarlehen vorfinanzieren. Die Fassade soll eine neue Optik erhalten. Das Bezirksamt spricht sich für die Ursprungsfarbe aus, also rot. Teile der Fassadenplatten seien aus Asbest, deshalb müsse das eine Spezialfirma übernehmen.

Und vermutlich entstünde nach einem Umbau auch mehr Platz – vornehmlich in der vierten Etage. Hier sind bislang Büroräume und die Technik untergebracht. Der Charme der 1970er Jahre weht durch diese Etage. Schaltkästen im Retrodesign geben das Gefühl, als stünde man in einem Technik-Museum. „So viel Platz für Heizung und Elektrik wird heute nicht mehr gebraucht“, sagt Bering, der die Lücke zwischen Straße und Turm schließen will. Er will den Bereich unter der Joachim-Tiburtius-Brücke bebauen und hier Geschäfte und Bars einziehen lassen. Wird aber nicht so einfach, wie eigentlich immer schon alles am Bierpinsel.

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