zum Hauptinhalt
Das Diakonie Hospiz in Wannsee: Die tägliche Arbeit mit sterbenden Menschen und der Umgang mit Leid stellen eine besonders hohe Anforderung an alle Beteiligten dar. Shiatsu-Massagen sollen die Mitarbeiter energetisieren und ihnen dabei helfen, sich auch wieder auf sich selbst zu besinnen

© Anett Kirchner

Shiatsu am Diakonie-Hospiz Wannsee: Was uns gesund erhält

Das Diakonie-Hospiz Wannsee bietet Shiatsu für die Mitarbeitenden an. Die Pflegedienstleiterin erzählt dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf an dieser Stelle, welche Erfahrung das Team des Hospizes mit dieser japanischen Massagetechnik macht.

Die tägliche Arbeit mit sterbenden Menschen, der Umgang mit Leid und unausweichlicher Endlichkeit stellt eine besonders hohe Anforderung an alle in diesem Bereich Tätigen.

Die wiederholte und ständig wiederkehrende Begegnung mit dem Tod löst bei allen Beteiligten eine existentielle Betroffenheit aus. In der wissenschaftlichen Studie „Wieviel Tod verträgt das Team?“ (von Müller, Pfister, Markett und Jaspers, 2009) nannten die Befragten ihr Team als bedeutendsten Schutzfaktor, gefolgt von Humor und Privatleben, Familie, Ritualen, Mitgefühl, Glaube, Supervision und Ablenkung.

Die Gemeinschaft und die Qualität der sozialen Interaktion am Arbeitsplatz sind zentrale Ressourcen der Arbeitszufriedenheit und damit der seelischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Mitarbeitenden. Regelmäßige Supervision für die Selbstfürsorge im Umgang mit dem Tod und Sterben ist vom Gesetzgeber für Hospize vorgeschrieben.

Rituale sind im Hospiz-Alltag fest etabliert

So finden in unserem interprofessionellen Team auch regelmäßig Fallbesprechungen statt, um gemeinsam Erlebtes zu reflektieren und Belastendes zu bearbeiten. Sie sind zusammen mit Dienstübergaben und Fortbildungen verbindliche Strukturen, die der Stabilität eines Teams dienen. Außerdem sind Rituale, die unser Leben strukturieren und Kraft, Ordnung, Sinn und Gemeinschaftserleben schaffen, fest im Hospiz etabliert. Dazu zählen die Erinnerungskerzen, wöchentlich stattfindende Mittagsgebete, die Aussegnungen nach dem Versterben eines Gastes, das monatliche Gedenken an die Verstorbenen sowie die zweimal jährlich stattfindenden Erinnerungsgottesdienste.

Seit dem Sommer 2015 bietet das Diakonie-Hospiz Wannsee darüber hinaus den Mitarbeitenden eine Erholungs- und Entspannungspause mit Shiatsu, einer etwa 100 Jahre alten japanischen Therapieform. Shiatsu vereinigt die traditionelle asiatische Akupressur mit Massagetechniken aus dem westlichen Raum und ist eine wunderbare Möglichkeit, sich einmal tief zu entspannen und abzuschalten. Shiatsu gibt die Möglichkeit, sich selbst im eigenen Körper zu spüren. Durch den Kontakt mit den sowohl energetisierenden als auch beruhigenden Berührungen können die eigenen Bedürfnisse und Kräfte, aber auch die Grenzen im Alltag wahrgenommen werden, um sich somit wieder auf sich selbst zu besinnen. Die seelische Widerstandsfähigkeit der Mitarbeitenden wird nachhaltig und langfristig verbessert. Denn auch im Hospiz gilt: Zufriedene Mitarbeiter arbeiten motivierter und bleiben gesund.

Die Autorin ist Pflegedienstleiterin im Diakonie-Hospiz Wannsee.

Wenn auch Sie Anregungen haben oder selbst etwas für den Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf schreiben wollen, wenden Sie sich gerne an steglitz-zehlendorf@tagesspiegel.de und folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter und Facebook.

Doreen Kossack

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false