zum Hauptinhalt

Pro & Contra: Bibliotheken auch am Sonntag öffnen?

ProViele echauffieren sich darüber, dass sich das Gros der Gesellschaft lieber mit Chipstüten auf dem Sofa vor der Glotze niederlässt und schwachsinnige Programme konsumiert, statt ein Buch in die Hand zu nehmen. Doch braucht sich darüber niemand wirklich zu wundern.

Pro

Viele echauffieren sich darüber, dass sich das Gros der Gesellschaft lieber mit Chipstüten auf dem Sofa vor der Glotze niederlässt und schwachsinnige Programme konsumiert, statt ein Buch in die Hand zu nehmen. Doch braucht sich darüber niemand wirklich zu wundern. Denn Bibliotheken als Orte für Kommunikation, Bildung und Bücherausleihe arbeiten zu wenig dienstleistungsorientiert. Sie müssen nicht nur räumliche Anreize schaffen, um die Benutzer zum Besuch zu motivieren. Das Angebot bestimmt die Nachfrage und sichert letztlich auch den Standort einer Bibliothek. Sie muss ein gutes Sortiment haben und vor allem serviceorientiert arbeiten. Dazu gehören vor allem kundenfreundliche Öffnungszeiten abends und am Wochenende. Dort können am Sonntag nicht nur Studenten lernen, sondern Berufstätige in Ruhe in den Bücherreihen stöbern und vor allem Eltern mit ihren Kindern gemeinsame Freizeit verbringen, ihnen vorlesen oder den Wert von Büchern plastisch vor Augen führen. Denn leider gibt es solche Kindersendungen wie „Lemmi und die Schmöker“ aus den siebziger Jahren in der ARD nicht mehr, in der ein Bücherwurm unterhaltsam über neue Bücher informierte. Und dass Sonntagsöffnungen nicht finanzierbar sind, zieht als Argument überhaupt nicht. Es gibt studentische Hilfskräfte und Mitarbeiter im Stellenpool, die für die reine Ausleihe eingesetzt werden können. Fachkundige Beratung gibt es dann wieder an Werktagen. Sabine Beikler

Contra

Die Idee, Bibliotheken auch am Sonntag zu öffnen, ist an sich ja gar nicht schlecht, kommt aber leider zum völlig falschen Zeitpunkt. Solche Pläne kann man nur verwirklichen, wenn der Haushalt es zulässt. Die Realität in Berlin sieht, wie wir wissen, aber anders aus. Das Geld ist knapp und zwar allerorten. Etliche Bibliotheken kämpfen ums Überleben, die Zahl der Standorte in den verschiedenen Bezirken ist in den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen, auch die Bestände leiden.

Sonntägliche Öffnungszeiten sind schon ein Luxus, sie sind ohne zusätzliche Mittel nicht möglich. Man braucht auf jeden Fall mehr Personal. Und der Einsatz am Sonntag ist auf jeden Fall teurer als in der Woche. Denn an diesem Tag, der eben kein normaler Arbeitstag ist, werden Zuschläge für die Mitarbeiter fällig, und zwar zu Recht. Das Personal an den übrigen Wochentagen auszudünnen, ist ebenfalls keine Lösung. Darunter würde der Service erheblich leiden und die verbleibenden Mitarbeiter müssten noch mehr Aufgaben übernehmen als ohnehin schon. Ihre Motivation würde dies bestimmt nicht steigern.

Das Land Berlin hat zudem durch seine angespannte Haushaltslage jede Menge Probleme in seinem öffentlichen Dienst – wie Überalterung oder hohen Krankenstand – , die es dringender lösen müsste.

Übrigens, viele Bibliotheken sind ja am Sonnabend geöffnet. Da kann man sich die Bücher und Medien ausleihen, um sie am Sonntag zu genießen. Sigrid Kneist

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false