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Berlin: Brandnacht in Neukölln: Vier Hausflure in Flammen

Anwohner leben in Angst vor möglichen Serientätern. Die Polizei hat noch keine konkrete Spur

Die lebensgefährlichen Brandstiftungen in Neukölln setzten sich auch in der Nacht zu Sonntag fort. Wieder standen mehrere Hausflure in Flammen. Gleich vier Mal schlugen die Täter zu. Nur durch die Aufmerksamkeit einiger Anwohner und eines Zeitungszustellers konnte eine neue Katastrophe verhindert werden. Ein Mieter aber wurde schwer verletzt. Allein in Nord-Neukölln gab es damit seit Jahresbeginn schon mindestens zwölf Brandstiftungen. Im Kiez haben viele Menschen Angst vor neuen Brandanschlägen und rätseln, ob es sich um die Taten eines Serientäters handeln könnte. Die eingesetzte Sonderkommission der Polizei ist im Dauereinsatz.

Der erste Notruf ging bei der Feuerwehr am Sonnabend schon um 21.15 Uhr ein. Unbekannte hatten im Treppenhaus eines Gebäudes in der Warthestraße 7 drei Kinderwagen in Brand gesetzt. Ein 52-jähriger Hausbewohner musste wegen einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus. Spezialisten vom Brandkommissariat sicherten Fingerabdrücke und DNS-Spuren im Haus. Die Überreste der Kinderwagen wurden in Folie verpackt und beschlagnahmt. Das Treppenhaus wurde völlig zerstört, das Haus ist vorerst unbewohnbar.

Nur zwei Stunden nach der Tat musste die Feuerwehr erneut ausrücken. Im Flur des Hauses Sonnenallee 29 brannte ein Stapel Altpapier. Ein Anwohner löschte das Feuer mit einem Eimer Wasser. Das Haus steht nur wenige hundert Meter von dem Gebäude entfernt, wo vor einer Woche das tödliche Feuer gelegt wurde. „Wie kann man nur so was tun?“, fragte eine Hausbewohnerin am Sonntag. „Ich mache mir große Sorge, vor allem um meine Kinder.“ Dass immer noch manche Bewohner ihre Kinderwagen im Flur stehen lassen, macht sie wütend. „Ich hoffe, dass diese feigen Brandstifter schnell von der Polizei gefasst werden“, sagt ein Nachbar. „Wenn das so weitergeht, gibt es bald wieder Tote.“

Gegen 1.15 Uhr brannte ein Mülleimer in einem Hausflur in der Buckower Lipschitzallee 42. Auch hier konnte ein Anwohner Schlimmeres verhindern. Das letzte Feuer der Nacht wurde um 4 Uhr morgens gelegt. Ein 52-jähriger Zeitungszusteller betrat auf seiner Tour den Durchgang eines Wohnhauses in der Richardstraße 65 und entdeckte einen brennenden Kinderwagen. Polizisten trafen als Erstes am Tatort ein und löschten die Flammen mit einem Handfeuerlöscher. „Das ging alles ganz schnell“, sagt der Hausmeister. Als seine Frau ihn geweckt habe, seien die Polizisten schon im Hausflur gewesen. Warum die Täter einen zweiten, nur wenige Meter entfernten Kinderwagen verschonten, gibt den Hausbewohnern Rätsel auf. Über dem Gerippe des abgebrannten Wagens hängt noch ein handgeschriebener Zettel der Hausverwaltung mit dem Hinweis, unbedingt alle Kinderwagen zu entfernen – niemand hielt sich daran.

Zumindest die drei Tatorte in Nord-Neukölln sind alle nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Die Täter hätten in Ruhe zu Fuß alle drei Häuser erreichen können. Ob es sich um dieselben Täter handelt, können die Ermittler noch nicht mit Sicherheit sagen. Erfahrungsgemäß gibt es nach aufsehenerregenden Brandstiftungen häufig Nachahmer, die ähnliche Taten begehen, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Wie viele zusätzliche Streifen in Neukölln eingesetzt werden, um die Feuerteufel zu schnappen, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Zuletzt hielt eine monatelange Brandserie in Hellersdorf die Ermittler in Atem. Von März bis November vergangenen Jahres wurden dort rund 70 Feuer gelegt. Die Täter wurden nicht gefasst. Die Ermittler gingen damals davon aus, dass auch viele Trittbrettfahrer zündelten.

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