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Rußgeschwärzt. Die Polizei sicherte die Spuren des Brandanschlags auf das islamische Kulturzentrum. Foto: dapd

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Berlin: Brandsatz gegen Moschee

Feuer griff auf Fassade von muslimischem Zentrum in Tempelhof über Sondergruppe des Staatsschutzes ermittelt nach Serie von Anschlägen

Berlin - Erneut ist ein Anschlag auf eine islamische Einrichtung verübt worden. Unbekannte haben am Donnerstag einen Brandsatz auf ein islamisches Kulturzentrum im Stadtteil Tempelhof geworfen. Dabei ist die Fassade in Brand geraten. In dem Gebäude der „Islamischen Kulturgemeinde der Iraner in Berlin-Brandenburg“ in der Ordensmeisterstraße befanden sich zur Tatzeit zwei Menschen, die allerdings nicht verletzt wurden. Das Feuer ist Polizeiangaben zufolge von selbst erloschen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verurteilte diesen und vorhergehende Angriffe auf islamische Einrichtungen. „Ich setze darauf, dass die Polizei die Täter bald fassen wird und diese Anschlagsserie beendet“, sagte Wowereit. Das Bündnis „Rechtspopulismus stoppen“ rief noch für Donnerstagabend zu einer Spontandemonstration in Tempelhof auf.

Der Staatsschutz ermittelt mit Hochdruck, die Fahnder gehen von einer Serie aus, die möglicherweise mehr als zehn Taten umfasst. Am Donnerstag ist dazu eine Sonderarbeitsgruppe eingerichtet worden. Ob es sich um rechtsextreme Täter handelt, wollte die Polizei nicht kommentieren. Den Ermittlern sind bereits sechs Taten bekannt, die seit Juni dieses Jahres verübt worden sind. Am 16. Juni, am 1. und 10. August sowie am 19. November war die Sehitlik-Moschee am Neuköllner Columbiadamm das Ziel antimuslimischer Angriffe noch unbekannter Täter. In der Nacht vom 27. zum 28. November wurde versucht, an der Al-Nur-Moschee in der Haberstraße in Neukölln Feuer zulegen. Menschen wurden bisher nicht verletzt, die Flammen erloschen meist von selbst, es entstand aber Sachschaden.

Nun haben bei der versuchten Brandstiftung am Donnerstag der oder die Täter den Ermittlern zufolge Hinweise zurückgelassen, wonach es sich bei diesem Angriff um eine Tat aus einer Serie mit mehr als zehn Anschlägen handeln könnte. Nicht sicher sei, ob man die bereits bekannt gewordenen Taten dazuzählen könne, sagte ein Polizeisprecher. Bisher hatte es geheißen, ein Zusammenhang zwischen den Anschlägen auf die Al-Nur-Moschee und die Sehitlik-Moschee sei nicht erkennbar. Der Staatsschutz vermutet deshalb, dass es mehr als vier weitere Taten gebe, die noch nicht angezeigt worden sind. Moscheebesucher oder andere Zeugen werden gebeten, nicht angezeigte Fälle nun zu melden, auch wenn kein Schaden entstanden sei. Anrufer können sich unter der Telefonnummer 46 64 - 90 90 40 mit dem Staatsschutz in Verbindung setzen.

Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) gab am Donnerstag Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine indirekte Mitschuld: Merkel, aber auch CSU-Chef Horst Seehofer, hätten Migranten in ihren Reden pauschal „im Zusammenhang mit Integrationsverweigerern und grundgesetzfeindlichen Islamisten erwähnt“. Auch die öffentlichkeitswirksamen Thesen von Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin könnten „Impulsgeber“ seien, erklärte der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen.Hannes Heine

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