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Berlin: CDU sucht Ersatzmann für Klaus Töpfer

Die Berliner Union ist ratlos. Trotzdem will Landeschef Ingo Schmitt bis Ende Januar einen Spitzenkandidaten für die Wahl vorstellen

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Berliner CDU-Führung hat Klaus Töpfer als Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl 2006 wohl endgültig abgeschrieben. Das verlautete gestern aus Parteikreisen. Ohnehin läuft in diesem Monat die Frist ab, die dem Chef des UN-Umweltprogramms gesetzt wurde, um sich verbindlich für oder gegen eine Kandidatur zu entscheiden. Jetzt suchen die Christdemokraten fieberhaft nach einer personellen Alternative.

„Spätestens Ende Januar müssen wir zu einem Ergebnis kommen“, sagte der CDU-Landeschef Ingo Schmitt dem Tagesspiegel. Offiziell wollte er nicht bestätigen, dass Töpfer aus dem Rennen ist, aber: „Wir fokussieren uns nicht auf ihn, es gibt Gespräche in anderer Richtung.“ Ein Interview Töpfers in der österreichischen Zeitung „Die Presse“ machte offenbar die letzten Hoffnungen zunichte, den ehemaligen Bundesminister für die Spitzenkandidatur in Berlin zu gewinnen. 16 Jahre in der deutschen Innenpolitik – „das reicht für ein Leben“, hatte Töpfer zu Protokoll gegeben.

Schmitt nannte diese Äußerung „nebulös“. Trotzdem will der Berliner CDU-Chef erst „im Lauf der Woche“ Kontakt zu Töpfer aufzunehmen, der in Urlaub ist. Zurzeit drücken die Parteiführung andere Sorgen: die große Unruhe an der Basis und die Suche nach bezahlbaren Räumen für den Wahlparteitag. Dort soll der Spitzenkandidat gekürt und ein Wahlprogramm beschlossen werden. „Bis zu den Osterferien wollen wir das vernünftig hinbekommen“, so Schmitt.

Wer wird nun Kandidat? „Wir könnten ja Marlies Wanjura nehmen“, scherzte ein CDU-Kreischef. Die Reinickendorfer Bezirksbürgermeisterin war bisher nicht ernsthaft im Gespräch, aber die Christdemokraten sind durchweg ratlos. „Es bleibt bei dem Bestreben, jemanden von außen zu finden“, sagte der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Frank Henkel. Bisher haben alle potenziellen Kandidaten abgesagt oder sie stießen in der Landes-CDU auf Ablehnung: Laurenz Meyer, Friedrich Merz, Annette Schavan, Dieter Lenzen, Norbert Röttgen, Friedbert Pflüger – und jetzt Klaus Töpfer.

Der ehemalige CDU-Landeschef Joachim Zeller, der auch schon als Spitzenkandidat im Gespräch war, brachte Töpfers Absage auf Raten ein gewisses Verständnis entgegen. „In den Vereinten Nationen steht er ganz oben und kriegt im März von Kofi Annan die Abschiedsurkunde. Da ist es sicher etwas komisch, sich anschließend für den Posten eines Dorfchefs zu bewerben.“ Zeller forderte seinen Nachfolger Schmitt dringend auf, „jetzt zu sagen, was Sache ist“. Es sei die Zeit für klare Aussagen gekommen.

„Es ist an der Zeit, dass Herr Töpfer seine Entscheidung offiziell bekannt gibt“, meinte gestern auch Stefan Tromp, CDU-Kreisvorsitzender in Mitte. Unterdessen bemühte sich Michael Braun, Chef des einflussreichen Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf, um eine optimistische Stimmung. „Wir kriegen das schon hin.“ Bis zur Wahl am 17. September sei „noch vieles drin“. Trotz der schwierigen Lage will der CDU-Landesvorstand sich erst am 27. Januar wieder treffen. Eine Krisensitzung der CDU-Kreischefs ist auch nicht vorgesehen. Stattdessen tagen die „Kungelrunden“.

Lob von allen Seiten erhielt die CDU-Parteichefin Angela Merkel für ihre Mithilfe bei der – bisher erfolglosen – Kandidatensuche. „Konstruktiv und kollegial“ habe sie sich eingebracht, hieß es. Merkel sei in alle Überlegungen einbezogen, bestätigte Schmitt. „Wir wollen gemeinsam das Beste aus der Situation machen.“ Ein Sprecher der Bundes-CDU bestätigte gestern, dass die Zusammenarbeit mit dem Berliner Landesverband derzeit „ausgezeichnet“ sei.

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