zum Hauptinhalt

Charlottenburg: Autoreifen am Savignyplatz zerstochen

Die Polizei hat einen Verdächtigen für die Reifenstecherei am Savignyplatz, aber der Mann ist schuldunfähig. Ihm sei nicht beizukommen, heißt es.

Der Ärger der Autobesitzer war groß. Gleich an fünf Fahrzeugen, die nahe dem Savignyplatz in Charlottenburg parkten, wurden am Dienstagmorgen sämtliche Reifen zerstochen. Für den zuständigen Polizeiabschnitt ist das nichts Neues. Seit Jahresbeginn zählten die Ermittler dort bereits 24 weitere Fälle. Und sie ahnen auch, wer der Täter sein könnte: ein 57-jähriger gebürtiger Vietnamese, der den Kiez rund um den Savignyplatz seit fünf Jahren terrorisiert.

Doch wie ein Beamter sagte, sei dem wohnungslosen Mann strafrechtlich nicht beizukommen: Er sei psychisch krank und laut medizinischem Gutachten schuld- und haftunfähig. Er soll bereits mehrere Hundert Autoreifen willkürlich zerstochen haben. Während der Tat hätten die Beamten ihn noch nicht erwischt. Aber mehrfach hätten sie ihn nahe dem Tatort mit einem Messer aufgegriffen, kurz nachdem wieder ein Fall gemeldet worden war.

Doch nach der Vernehmung kommt er immer wieder frei. „Der Mann gilt nun einmal strafrechtlich als schuldunfähig“, sagte Justizsprecher Michael Grunwald. Die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie komme in diesem Fall nicht infrage, „weil seine Taten einen verhältnismäßig geringen Schaden anrichten“. Für derartige Taten werde man nicht so leicht eingesperrt.

Wäre der Mann schuldfähig, würde er wahrscheinlich erst einmal zu einer Geldstrafe verurteilt. Da bei ihm die Wiederholungsgefahr offensichtlich ist, würde er irgendwann wohl auch hinter Gittern landen – aber eben nur, wenn er schuldfähig wäre. Abschieben könne man den Verdächtigen auch nicht, „da sein Heimatland ihn nicht aufnehmen will“, sagte ein Ermittler. Die Polizei sei in diesem Falle „machtlos“. Und die Autobesitzer blieben meist auf dem Schaden sitzen. „Es sei denn, sie haben eine Vollkaskoversicherung“, sagt ein Beamter.

Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag hat ein Unbekannter in Neukölln je einen Reifen an zwei Polizeiwagen zerstochen – und das direkt auf dem Parkplatz des Abschnitts 55 im Rollbergviertel. Doch die Beamten sehen keinen Zusammenhang zwischen dieser Tat und den Charlottenburger Fällen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false