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Die Volkswagen Universitätsbibliothek bei ihrer Eröffnung 2005.

© Kristy May HF

Charlottenburg-Wilmersdorf: Linke will Volkswagen-Bibliothek umbenennen

Ist VW nach der Diesel-Affäre nicht mehr würdig, der TU-Bibliothek ihren Namen zu geben? Eine Glosse

Wer heute einen VW-Diesel fährt, ist einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Schuldgefühle zu entwickeln. Die schmutzige Abgas-Wäsche des Autokonzerns hinterlässt überall ihren giftigen Grauschleier. Die weltweiten VW-Emissionen lassen Eisberge wegschmelzen, das Great Barrier Riff ausbleichen und die Lausitz versteppen. Und sogar die Wissenschaft nimmt Schaden, wenn man sie unter einem VW-Logo betreibt. Software-Literatur liest sich in einer Volkswagen-Bibliothek nun mal wie die Anleitung zum Betrügen.

So geht es zumindest einigen Studierenden der Technischen Universität. Und auch die Linksfraktion der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf hegt einen Argwohn gegen den Autokonzern. „Keine Ehrung für Abgasbetrüger und die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft“, lautet der kämpferische Titel eines Antrags, den die Linksfraktion jetzt in die BVV eingebracht hat.

„Insbesondere nach der Diesel-Abgasaffäre“ solle die Zentralbibliothek der TU und der Universität der Künste an der Fasanenstraße nicht mehr „Volkswagen-Bibliothek“ heißen. Das Bezirksamt möge auf die Umbenennung hinwirken, später könnten Studenten der Unis beteiligt werden. Es gehe nicht nur um den Diesel-Skandal, vielmehr stehe „die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft einer kritischen und progressiven Forschung häufig entgegen“.

Das VW-Logo strahlte einst voller Unschuld und Gesetzestreue

Man möchte hinzufügen, auch einer progressiven Politik. Aber jetzt wollen wir mal nicht zuviel Einfluss auf die Jamaika-Verhandlungen nehmen. Neben den Diesel-Stinkern gibt es ja noch die Kohle-Verstromer, deren Auspuffrohre deutlich größere Eisberge zum Schmelzen bringen. Wahrscheinlich müssen sich demnächst auch RWE-Bibliotheken einer kritischen Debatte stellen. Wenn es sie irgendwo geben sollte.

Liest sich Software-Literatur in der VW-Bibliothek wie eine Anleitung zum Betrug?
Liest sich Software-Literatur in der VW-Bibliothek wie eine Anleitung zum Betrug?

© Kristy May HF

Nicht unerwähnt bleiben kann die Tatsache, dass der Autokonzern zum Bau der Bibliothek einen Zuschuss von fünf Millionen Euro geleistet hat. Anfang der nuller Jahre war das, damals strahlte das VW-Logo noch wie ein Sinnbild von Unschuld und Gesetzestreue über der Autorepublik Deutschland.

Die BVV-Ausschüsse werden nun ausgiebig über den Antrag der Linken beraten. Egal was dabei herauskommt, die Universitäten wollen ihrem Sponsor die Treue halten. „Die TU Berlin beabsichtigt derzeit nicht, an dem Status quo etwas ändern zu wollen“, stellte Sprecherin Steffi Terp klar. Kriminelle Intelligenz ist der Wissenschaft ja per se nicht fremd. Ihretwegen sollte man nicht den ganzen Forschungsbetrieb lahmlegen.

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