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Zug um Zug. Wer noch keine Idee für Weihnachten hat, braucht nur einen Drucker, Kleber und Spielfiguren. Und einen gewissen Humor.  

© Mike Wolff

Das Spiel zum S-Bahn-Chaos: Fahrgast, ärgere dich nicht!

Das passende Spiel zur ewigen Krise der S-Bahn ist da, zum Ausdrucken und Kleben. Manches ist auf dem Feld wie im wahren Leben – an anderer Stelle haben sich die Erfinder Belohnungen ausgedacht, die es auf Berlins Gleisen leider nicht gibt.

„Die Betriebssituation ist völlig unklar. Keiner weiß, wie es weitergeht.“ Was am Donnerstag beim Zusammenbruch des S-Bahn-Verkehrs ein erfüllter Albtraum für Tausende von Fahrgästen war, kann jetzt jetzt sogar Spaß machen – vorausgesetzt, man vergisst das echte Leben auf den Gleisen draußen und fährt zu Hause S-Bahn. Auf dem Spielfeld.

Im Internet kursiert das Spiel „Fahrgast-ärgere dich nicht“. Es orientiert sich am „Mensch ärgere dich nicht“, erschwert den Weg zum Ziel aber durch Störungsfelder, auf denen die Spieler mit den Alltagsproblemen der S-Bahn konfrontiert werden. Auf der Störungskarte zur unklaren Betriebssituation heißt es dann: „Setze eine Runde aus und ziehe danach eine weitere Karte!“ Das Aussetzen unterbricht das Spiel nur kurz; vor einer Woche mussten Fahrgäste bis zu eineinhalb Stunden in Zügen ausharren, die auf freier Strecke stecken geblieben waren.

Und selbst im Winter, der vielleicht doch noch mit Schnee und Eis kommt, muten die Entwickler des Spiels den Teilnehmern viel weniger zu als die S-Bahn in der Eiszeit vor einem Jahr. Damals waren die Fahrgäste viel länger als sonst unterwegs, weil die Züge nur noch mit 60 km/h fahren durften statt mit Tempo 80, so dass viele aufeinander abgestimmte Anschlüsse verloren gingen. Auch im Spiel bricht der Winter völlig unerwartet aus und der Verkehr auf dem Brett zusammen. Gelöst wird das Problem, indem alle Spieler vier Felder zurückgehen. Sogar bei einem totalen Stromausfall geht die Fahrt nach dem Rückzug um ebenfalls vier Felder gleich weiter. Wenn’s draußen doch auch nur so einfach wäre!

Auf dem Spielfeld klappt sogar, was in der Praxis gar nicht mehr geht: Man kommt schneller voran als gedacht. Wer nämlich laut Karte einem verzweifelnden Mitreisenden im Chaos das eigene Handy zum Benutzen anbietet, darf drei Felder vorrücken. Na bitte! Bei den Belohnungen sind die Spielmacher aber ohnehin großzügig. Drei Felder Gewinn gibt es auch, wenn man einer alten Dame einen Platz anbietet. Vielleicht ist das in den häufig überfüllten Zügen inzwischen ja so selten geworden, dass die Geste so viel wert ist wie das Ausleihen des Handys.

Gelegentlich sind Spiel und Praxis aber auch identisch. „Du grölst auf dem Bahnsteig und belästigst andere Fahrgäste – das macht man aber nicht … nur interessiert das keinen“, steht auf einer Spielkarte. Die Folgen für den Spieler sind die gleichen wie beim echten Gröler auf dem Bahnsteig: „Es passiert gar nichts“. Das gilt auch beim Rauchverbot – auf dem Spielfeld generell und auf dem Bahnhof meist.

Wer mitspielen kann, druckt sich das Spielfeld und die Spielkarten aus, und nach dem Ausschneiden kann’s sofort losgehen. Am besten, man nimmt das Spiel mit auf die nächste S-Bahn-Fahrt. Dann macht die garantiert kommende Panne wenigstens etwas Spaß.

Das Spielfeld zum Ausdrucken gibt es auf "ÖPNV online" - einer privat und aus Interesse am Nahverkehr betriebenen Webseite.

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