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Vor dem Hauptstadtbüro von "Pro Deutschland" in Marzahn wollen Linke am Donnerstag demonstrieren.

© dpa

Marzahn: Demo gegen Islamfeinde im Plattenbau

Bereits im Juli demonstrierten hunderte Linke gegen den Parteitag von Pro Deutschland im Rathaus Schöneberg. Die ultrarechte Gruppierung hat sich in Marzahn eingerichtet - wo es nun erneut Proteste geben soll.

Von Frank Jansen

Der Anblick ist trostlos. Ein Plattenbauriegel in Marzahn, acht Geschosse, noch aus DDR-Zeiten hellbraun verklinkert. Davor rauscht der Verkehr über die Allee der Kosmonauten. Innen ist das Gebäude jedoch nüchtern saniert, in den Etagen reihen sich Büros aneinander. Im fünften Stock residiert die ultrarechte, islamfeindliche „Bürgerbewegung Pro Deutschland“. Zufällig treffen am Mittwoch Polizei und Tagesspiegel gleichzeitig ein. Der Parteivorsitzende Manfred Rouhs, ein großer Mittvierziger in weißem Pilotenhemd und schwarzer Hose, bittet höflich in sein Zimmer. Die Polizisten sind hier, weil Pro Deutschland in Berlin reichlich Gegner hat, die das im Juli eröffnete „Hauptstadtbüro“ so wenig hinnehmen wollen wie einen Laden der bei Neonazis beliebten Modemarke Thor Steinar. Am Donnerstag dürfte es vor dem Plattenbau etwas lauter werden.

Im Juli hatten bereits Hunderte Anhänger einer Allianz von Demokraten und radikalen Linken gegen den Parteitag von Pro Deutschland im Rathaus Schöneberg demonstriert. Das Bündnis ruft nun gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Dagmar Pohle (Linke), zum Protest gegen die erste öffentliche Veranstaltung des Pro-Deutschland-Büros auf. Die Islamfeinde wollen um zehn Uhr in einer Pressekonferenz schildern, „wie wir von hier aus Berlin erobern“, sagt Rouhs und lächelt. Die Gegner kündigen sich bereits für neun Uhr an. Rouhs gibt sich gelassen, der Funktionär Gary Beuth werde die Szenerie fotografieren. Die Polizisten blicken befremdet, „das könnte Reaktionen hervorrufen, vor allem für ihre Scheiben“, warnt Oberrat Karsten Stephan. Doch Rouhs lässt sich nicht beirren. Beuth werde sich schon nicht mit der Kamera demonstrativ herunterbeugen, der Parteichef lächelt wieder.

Als die Beamten weg sind, erzählt Rouhs von sich und der Partei. Er ist Vorstandsmitglied bei Pro Köln, der Keimzelle der Pro-Bewegung, und sitzt im Kölner Stadtrat. Außerdem sei er „einfaches Mitglied“ bei Pro NRW. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen beobachtet beide Gruppierungen und bescheinigt ihnen, sie schürten fremdenfeindliche Ressentiments und missachteten Menschenrechte. Rouhs weist jeden Rechtsextremismusverdacht zurück und betont seine Verachtung für die NPD. Er sagt sogar, er sehe die NPD nicht als ernsthafte Konkurrenz bei den Berliner Wahlen 2011.

Erst mal muss Pro Deutschland jedoch um das Hauptstadtbüro bangen. Der Vermieter, die Dibag Industriebau AG, hatte den Zweijahresvertrag über die 100 Quadratmeter mit Rouhs abgeschlossen. Weder sei bekannt gewesen, dass in den Räumen Pro Deutschland ein Büro betreiben werde, noch um wen es sich dabei handelt, sagt das Unternehmen. Man prüfe, „den Mietvertrag unverzüglich wieder zu beenden“.

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