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Berlin: Die Sehnsucht des Star-Produzenten

Jaka Bizilj steckt hinter der Cinema-for-Peace-Gala, die inzwischen zu den glanzvollen Höhepunkten im Berlinale-Glamour-Marathon zählt. Für den gebürtigen Slowenen ist sie das beste Mittel, um für Toleranz und Frieden zu werben – so, wie es Dustin Hoffman vor einem Jahr tat

Das kann eigentlich nicht wahr sein: Da sitzt ein Intellektueller, ein Künstler vielleicht. Drei-Tage-Bart, Brille, schmal, nachdenklich. Das soll der Mann hinter Berlins glamourösester Filmgala sein? Im vorigen Jahr war die Cinema-for-Peace-Gala ein Höhepunkt der Berlinale. Kurz vor dem Irakkrieg hatte sich Oscar-Preisträger Dustin Hoffman spontan zu einer Friedensrede entschlossen, die weltweit die Menschen bewegte. Am kommenden Montag werden wieder Weltstars wie Liza Minelli erwartet.

Als Jaka Bizilj im September 2000 nach Berlin kam, reizte ihn die Offenheit der Stadt. Der 32-Jährige wurde praktisch über Nacht zum Wunderkind und Enfant terrible zugleich. Ersteres, weil er es schaffte, sich gewissermaßen aus dem Nichts heraus mit einigen der mächtigsten Eminenzen der Berliner Gesellschaft zu verbünden, zum Beispiel mit der viel umschmeichelten Gala-Organisatorin Isa Gräfin von Hardenberg und mit dem damaligen Columbia-Film-Boss Jürgen Schau. Es waren noch andere Leute involviert, als im Februar 2001 der erste Versuch startete, während der Berlinale eine richtig glanzvolle Filmgala hinzulegen. Aus dem Versuch wurde ein voller Erfolg – mit schönen Schauspielerinnen wie Catherine Deneuve, engagierten Künstlern wie Bob Geldof und Filmstars wie Christopher Lee. Die bunten Blätter überschlugen sich vor Begeisterung. Danach gab es Streit, und Jaka Bizilj kehrte das enfant terrible, das „schreckliche Kind“ heraus. Soundso viel Leute hatten mitzureden, und, ja, er habe jedes Mal fünf Meinungen eingeholt. „Aber einer musste doch am Ende die Entscheidungen treffen.“ Und da war er, wie er es selber sah, genau der Richtige. Dass angesichts seines vergleichsweise zarten Alters und seines Newcomer-Status gestandene Filmbosse und hoch arrivierte Society-Gräfinnen ganz und gar anderer Meinung waren, damit konnte er leben. Auch mit dem Krach, der folgte, und damit, dass ein Teil der Leute ausstieg, die mit ihrem Know-how die erste Gala erst ermöglicht hatten.

Vielleicht waren es die paar Semester Philosophie, seine Liebe zu den alten Griechen, die ihm diese Art von Gelassenheit gegeben haben. Vielleicht auch die Tatsache, dass er Glamour-Galas wirklich nicht so ernst nimmt und sie ausschließlich als Mittel für einen guten Zweck schätzt. Ihm geht es darum, Sensibilität zu schärfen für die Notwendigkeit von Mitgefühl, für einen verantwortungsvollen und behutsamen Umgang mit dem Thema Gewalt im Film, für Toleranz gegenüber Religionen, für Völkerverständigung jenseits von Oberlehrer-Sprüchen. So wie es Dustin Hoffman im letzten Jahr gemacht hat. Wird das zu toppen sein?

Jaka Bizilj zuckt lässig mit den Schultern. Es sind für ihn die Inhalte, die zählen, allein die Inhalte. Im vergangenen Sommer überzeugte er Amerikas berühmtesten Coach, Deepak Chopra (der unter anderem Madonna betreut), bei einem Cinema-for- Peace-Lunch in der Villa Aurora zu reden. Chopra sprach über die Unfähigkeit, Schmerz zu empfinden in einem von Konsumwahn und Arroganz verursachten Realitätsverlust. Jaka Bizilj sieht das ähnlich und hat Chopra ebenfalls zur Gala eingeladen. Er glaubt, dass die Kunst eine Aufgabe hat, nämlich, das Schmerz-Empfinden im Angesicht von Barbarei zu intensivieren und natürlich auch die Sehnsucht nach Frieden. Und wenn man das, so wie unsere Gesellschaft nun mal tickt, mit einer Glamour-Gala erreichen kann, über die in auflagenstarken bunten Blättern ausführlich berichtet wird, ist das für ihn in Ordnung. Seine Träume und Visionen gehen ohnehin darüber hinaus.

Geboren wurde er in Slowenien, in Ljubljana, in der Straße des Proletariats 2. In der ersten Klasse lernte er, wie man den Sozialismus mit Jubelgedichten auf Tito verherrlicht. Dann gingen die Eltern mit insgesamt fünf Kindern als Entwicklungshelfer nach Libyen, Tansania und Malaysia. Vielleicht war es das Fehlen von großen Kinopalästen, die Jaka Biziljs Liebe zum Film erst richtig anfachte. Einmal Regie zu führen in einem eigenen Film, das ist immer noch sein ganz großer Traum.

Zunächst musste er aber noch Geld machen. Womit? Ein Nietzsche-Wort inspirierte ihn: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Seine Firma Star-Entertainment produziert populäre Musik-Shows. Er begann damit Mitte der 90er Jahre in der Nähe von Bad Kreuznach, wo sich die Familie inzwischen niedergelassen hatte, mit einer Gospel-Show. In Berlin ist für den Sommer unter der Überschrift „Oper unter den Sternen“ Aida in der Waldbühne geplant, inszeniert als Monumentalspektakel. Der finanzielle Erfolg mit solchen Dingen hat es ihm überhaupt erst möglich genacht, in Hobby-Projekte wie die Cinema-for-Peace-Gala jährlich 100 000 Euro hineinzubuttern.

Hat er manchmal Lampenfieber? „Ja“, sagt er, „aber in einem bestimmten Sinn. Ich will das Bestmögliche herausholen aus mir und anderen. All das, was in dem Moment möglich ist, auch erreichen.“ Am liebsten mit einer extra glamourösen Gala.

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