zum Hauptinhalt

Berlin: Die von den Löwen schwärmt

Birgit Möhring wird Chefin des Liegenschaftsfonds. Manches, was sie für den neuen Job braucht, hat sie in Namibia gelernt.

Pumba nennt sie ihr Auto, „das Warzenschwein“, sie ist an einem Wildschutzgebiet in Namibia beteiligt – und versichert, dass nicht etwa Finanzsenator Ulrich Nußbaum, sondern eine Personalberatung sie für ihre neue Aufgabe ausgewählt habe: An der Spitze einer der streitbarsten landeseigenen Gesellschaften Berlins, des Liegenschaftsfonds, steht künftig die 51-jährige Birgit Möhring. Eine echte Berlinerin – das ist an der Sprache zu erkennen – und an den unverblümten Antworten sowie dem befreiten Lachen, mit denen sie persönliche und auch provokante Fragen pariert.

Auf ihren Gesprächspartner richtet Möhring einen aufmerksamen Blick, offen, ohne zu lauern, und sie antwortet auf die Frage, ob ihr neuer Job nicht mal ein echter Aufstieg sei: „Natürlich!“ Denn erstmals trägt die Managerin die alleinige Verantwortung für eine Firma. Zuvor war sie bei der ebenfalls landeseigenen „Berliner Immobilien Management“ (Bim) als Prokuristin tätig. Jetzt führt sie die Geschäfte selbst.

Dass sie lieber selbst entscheidet, welcher Weg einzuschlagen ist, daran lässt sie wenig Zweifel. „Für den diplomatischen Dienst bin ich ungeeignet. Ich sage, was ich denke, auch wenn andere Fehler machen.“ Sie wolle greifbar sein für andere. Unbequem dürfte es auch mal werden. Aber kompromisslos, das nicht.

Einer muss den Weg weisen, aber was kann einer schon alleine? Diese Lektion hat sie gründlich gelernt, als 23-Jährige im namibischen Hinterland. Da sei sie mit zwei Freundinnen im Jeep unterwegs gewesen, der auf einer Piste urplötzlich den Dienst einstellte. Drei Europäerinnen, auf sich selbst gestellt in Namibia, eineinhalb Tage lang. Nun erschließt sich auch, warum sie kurz zuvor auf die Frage nach ihrer größten Niederlage geantwortet hatte: „keine“ – denn diese Panne sei zugleich ihr größter Erfolg gewesen: Gemeinsam mit ihren Freundinnen fand sie nämlich den Weg zurück.

Namibia ist heute, ein Vierteljahrhundert später, ihre zweite Heimat, ach was, ihre heimliche Heimat. Sie ist Vize-Präsidentin der deutsch-namibischen Gesellschaft. Sie kämpft für die Erhaltung der Nashörner. Und sie kann endlos erzählen: von der Löwin in ihrem Reservat, von der Notwendigkeit, bei der Selektion in den Antilopen-Herden auszuhelfen, und davon, wie Ziegenhirte vom Tourismus profitieren. „Win-win-Situation“ nennt sie das, plötzlich wieder ganz die Kauffrau.

Bange ist ihr nicht davor, zerrieben zu werden in ihrem neuen Job. Am Liegeschaftsfonds zerren Senatsverwaltung für Finanzen und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Senat und Abgeordnetenhaus. „Das ist Teil des Jobs“, sagt sie, das kenne sie von der Bim. Die Firma verwaltet alle vom Land genutzten Gebäude. Jetzt geht es eben nicht mehr um die Sanierung, sondern um die Verwendung landeseigener Grundstücke, um die Frage, wer sie kaufen oder nutzen darf.

Hier zu vermitteln, darauf freut sie sich, zumal sie die neue Politik des Senats im Umgang mit landeseigenen Liegenschaften befürwortet. Ihr Vorgänger auf dem Posten, Holger Lippmann, hatte seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängert – um sich „noch einmal woanders beruflich zu bewähren“, wie es hieß. Nun ist es an Möhring, den Fonds zu führen. Über Details will sie ein andermal sprechen. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in neuer Funktion – in wenigen Wochen. Ralf Schönball

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false