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Selfiezeit: Tanja und Johnny Haeusler sind Gründer und Organisatoren der re:publica. Was 2007 mit ein paar hundert Teilnehmern in der Kalkscheune begann, ist zur größten Digitalmesse Europas geworden.

© privat

Digitalmesse in Berlin: "Auch Zeitungsleser fühlen sich bei uns wohl"

Die Digitalmesse re:publica startet am Montag in Berlin. Zwei Gründer freuen sich auf besondere Highlights. Ein Interview.

Frau und Herr Haeusler, darf man auch als Print-Leser die re:publica besuchen?

TANJA HAEUSLER: Ich kann verraten, dass unser Design in diesem Jahr hauptsächlich aus Holz besteht. Von daher fühlen sich bestimmt auch Zeitungsleser bei uns wohl. (lacht)

Was erwartet die Besucher ansonsten?
JOHNNY HAEUSLER: Eine Menge. Wir haben in diesem Jahr 1171 Sprecher auf 20 Bühnen. Darunter wieder echte Highlights. Zu Beginn werden vier Journalisten aus verschiedenen Ländern über Pressefreiheit sprechen. Danach wird die Publizistin und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Caroline Emcke, auftreten.

TANJA HAEUSLER: Auch wieder eine Journalistin – noch was für Zeitungsleser. Ich werde mir den ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow anschauen. Eine inspirierende Persönlichkeit.

Das klingt ja schon fast nach Mainstream. Was ist denn für das klassische re:publica-Publikum im Programm?
JOHNNY HAEUSLER: Ich freue mich wie in jedem Jahr auf Sascha Lobo. Er hat im letzten Jahr viel zu Hass und Trollen im Netz recherchiert, worüber er uns berichten wird. Es gibt aber auch wieder Absurdes. Ein Wissenschaftler hat Milchkühe mit Sensoren ausgestattet, um ihre Vorlieben beim Grasen auf der Wiese und beim Melken herauszufinden.

In diesem Jahr steht die digitale Liebe im Mittelpunkt. Also alles zu Tinder und Paarship?
JOHNNY HAEUSLER: Nein, es geht uns darum, eine Contra-Punkt gegen die vielen negativen Stimmen im Netz zu setzen. Wir wollen das Gefühl einer lebenswerten Gesellschaft vermitteln – auch im Netz. Deshalb müssen wir einfach lauter sein als die vielen Hass-Kommentare.

Oft geht es bei der re:publica um Chancen der Digitalisierung. Wo liegen die?
TANJA HAUSLER: Vor allem im Bereich der Virtual Reality, also dem Überblenden realer Bilder mit virtuellen, entwickelt sich einiges. Der WDR wird beispielsweise an einem Stand einen virtuellen Rundgang durch den Kölner Dom geben. Gerade für Bildungszwecke ist da viel möglich.

JOHNNY HAEUSLER: Bei der Digitalisierung tobt der ewige Kampf, wie man Technik einsetzt. Die re:publica setzt sich dafür ein, die Technik für die Menschen zu nutzen – nicht dafür, um ihn zu unterjochen.

Es gibt schon seit Jahren Kritik, die re:publica sei zu groß geworden und habe zu viele Sponsoren.
JOHNNY HAEUSLER: Auch bei der ersten re:publica haben wir mit Google und IBM zusammengearbeitet. Diese Konzerne gehören zu einer Digitalmesse dazu. Klar, wir sind gewachsen, aber die re:publica sind immer noch viele kleine Veranstaltungen in einer Großen. Es gibt viele Fachvorträge für Experten, und es gibt die großen Events. Das ist einmalig.

Was sollte man beachten, wenn man das erste Mal zur re:publica geht?
JOHNNY HAEUSLER: Man sollte mit offenem Geist und Herz herkommen und die Leute hier ansprechen. Dann ist man hier ganz schnell Teil der Veranstaltung.

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