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Berlin: DNA-Analyse verriet mutmaßlichen Täter

Anklage gegen 35-Jährigen wegen Raubmordes an Rentnerin erhoben – er sitzt bereits wegen Diebstahls

Eine unscheinbare DNA-Spur hat erneut die Fahnder der Kriminalpolizei auf den richtigen Weg gebracht. Dreieinhalb Jahre nach dem Raubmord an der 66-jährigen Rentnerin Brigitte Weigand hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben. Der 35 Jahre alte Ismet H. sitzt derzeit eine sechsjährige Haftstrafe wegen Bandendiebstahls ab. Nach dieser Verurteilung wurde dem Bosnier routinemäßig eine Speichelprobe genommen und dieser „genetische Fingerabdruck“ zur DNA-Datenbank des Bundeskriminalamtes geschickt. Von dort kam die Meldung aus dem Computer: Treffer. An dem Klebeband, mit dem die Rentnerin in ihrer Wohnung gefesselt worden war, hatten die Experten der Kripo Hautpartikel sichergestellt. Mittlerweile reichen winzige Proben, selbst ein ausgefallenes Haar, um daraus die DNA zu ermitteln. Ismet H. leugnet die Tat dennoch. Wann der Indizienprozess beginnt, steht noch nicht fest. Unbekannt ist weiterhin der Komplize des Täters, nach dem immer noch gefahndet wird.

Zwei Männer waren in den letzten Märztagen des Jahres 2000 in die Hochhauswohnung der Alleinstehenden eingedrungen. Sie knebelten und fesselten die alte Frau, dann stahlen sie mindestens 14000 Mark Bargeld sowie Euroschecks und andere Wertsachen. An der Knebelung erstickte Brigitte Weigand später, der genaue Todestag konnte nicht mehr ermittelt werden. Ihre Leiche wurde erst Tage später gefunden. Die Kripo stand vor schwierigen Ermittlungen, schnell wurden 5000 Mark Belohnung ausgesetzt. Obwohl die Täter in der Wohnung eine auffällige Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Knock Out“ verloren haben, gab es keine Hinweise auf die Täter, auch nicht, als diese Kappe ein gutes Jahr später in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ gezeigt wurde. Zu dieser Zeit saß Ismet H. schon in Tegel in Haft, im Dezember 2000 war er wegen anderer Taten verurteilt worden. Der Polizei ist Ismet H. seit vielen Jahren als Dieb bekannt.

Solche Treffer aus dem Computer des Bundeskriminalamtes gibt es in letzter Zeit häufiger – für die Berliner Fahnder jedoch noch zu selten. Denn Berlin hat bislang nur gut 7000 der 300000 beim BKA gespeicherten Datensätze geliefert. Andere Bundesländer verzeichnen mehr Fahndungserfolge, weil sie mehr Proben geliefert haben. So wurde der erste Mord in Berlin erst im August 2002 durch einen automatischen Abgleich geklärt, und zwar der Doppelmord von Weißensee. Am 10. August hatte der 32-jährige Oliver A. im Rausch ein Ehepaar in dessen Villa erstochen. Ein verlorenes Haar überführte ihn. Seine DNA war gespeichert, da er schon einmal einen Menschen erschlagen hatte. Er wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Unter den im Jahr 2002 im Bundesgebiet aufgeklärten Straftaten waren 3094 Diebstähle, 250 Raubtaten und Erpressungen, 135 Sexualstraftaten und 66 Tötungsdelikte. In der Datenbank werden DNA-Identifizierungsmuster – in Form eines Zahlencodes – erfasst. Diese DNA-Muster stammen von am Tatort gesicherten Spuren sowie von beschuldigten oder verurteilten Personen. Voraussetzung für die Einstellung in die Datei ist eine Straftat von erheblicher Bedeutung. Für die Analyse wird nur der „uncodierte“ Teil der DNA herangezogen, der zur Identifizierung erforderlich ist. Rückschlüsse auf das Erbgut, also Haarfarbe und ähnliches, sind nicht möglich.

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