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Sparen mit Salzstangen. In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es für neue Staatsbürger nur wenig Verköstigung.

© Gina Sanders - Fotolia

Einbürgerungsfeiern in Berlin: Salzstangen statt Schnittchen

In der City West wird bei Einbürgerungsfeiern nur noch wenig serviert. Peinlich, finden Lokalpolitiker – und überlegen, selbst Stullen zu schmieren.

Jährlich finden drei bis fünf Einbürgerungsfeiern im BVV-Saal des Rathauses Charlottenburg statt. Die seien etwas Besonderes für die meisten der je etwa 100 Teilnehmer, hat Susanne Klose beobachtet. „Die Leute kommen sehr stolz, zum Teil in traditionellen Gewändern, und erwarten etwas“, sagt die Vorsitzende der CDU-Fraktion in Charlottenburg-Wilmersdorf. Festliche Reden und Musik gibt es nach wie vor. Aber keine ordentliche Bewirtung mehr. „Nur noch Salzstangen und Brezeln“, sagt sie, „das ist dürftig und mehr als peinlich.“ Und mit dieser Meinung steht Klose nicht allein.

„Früher gab es Häppchen“, sagt Annegret Hansen (SPD), die den Ausschuss für Bürgerdienste leitet. Jetzt bestehe das Angebot aus Wasser, Säften und Wein sowie Salzstangen, Chips und „Keksen aus einer 99-Cent-Tüte“. An Brezeln erinnert sie sich nicht. Aus Gesprächen mit Teilnehmern weiß Hansen, dass manche „gehofft hatten, etwas zu essen zu bekommen“. „Wenigstens Schnittchen müssen drin sein.“ Siegfried Schlosser von der Piratenfraktion nennt das Catering „beschämend“.

Andernorts gibt es belegte Brötchen oder ein Menü

Inzwischen feiern die meisten Bezirke mit neuen Staatsbürgern. Die City West war vor rund zwölf Jahren einer der Vorreiter. Der Nachbarbezirk Tempelhof-Schöneberg folgte 2008. Dort gibt es Häppchen, auch wenn Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) den „besonderen Stellenwert“ mehr beim Wahlrecht sieht, das mit dem deutschen Pass verbunden ist: Demokratie „braucht die Beteiligung aller hier lebenden Menschen“.

In Marzahn-Hellersdorf gab es erst Ende 2013 einen Festakt – aber mit Schnittchen und Sekt. Ins Schloss Bellevue lud 2011 der damalige Bundespräsident Christian Wulff ein, die nächste Feier plant sein Nachfolger Joachim Gauck am 22. Mai. Bundeskanzlerin Angela Merkel empfängt seit 2009 Menschen mit Migrationshintergrund, die Deutsche werden. Im November 2013 fand der erste Festakt im Berliner Abgeordnetenhaus statt.

„Da gab es ein Drei-Gänge-Menü“, sagt die Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadträtin für Bürgerdienste, Dagmar König (CDU). Gute Bewirtung sei „ein Zeichen der Wertschätzung“, nur wisse sie beim besten Willen nicht, woher mehr Geld kommen soll. Die CDU fordert, einen jährlichen Zuschuss von etwa 2500 Euro zu prüfen. Laut König kosteten Häppchen früher rund 300 Euro pro Feier. Ein inzwischen geschlossenes Ausbildungshotel am Kurfürstendamm lieferte zum Sonderpreis, Lehrlinge bedienten gratis die Gäste. Heute decken Bezirksamts-Azubis freiwillig Tische und servieren.

2013 hatte die SPD angeregt, sowohl deutsche Institutionen als auch Migrantenorganisationen als Sponsoren zu gewinnen. Dann aber kamen in der Fraktion Zweifel auf, ob Letztere sich zuständig fühlten für Menschen, die Deutsche geworden sind. Helfen könnten jedoch Bezirksverordnete, die regelmäßig zu den Feiern kommen, findet Annegret Hansen. Mit Marion-Ise Halten-Bartels von der CDU habe sie bereits vereinbart, notfalls selbst Stullen zu schmieren.

Auch inhaltlich sieht Christoph Wapler, Vize-Fraktionschef der Grünen, „noch Luft nach oben“. Man müsse besser zeigen, was interkulturelles Zusammenleben bedeutet. In den Bezirken sind Reden von Bürgermeistern oder Stadträten üblich, als Infomaterial liegen unter anderem Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung aus. Das musikalische Rahmenprogramm steuert in der City West oft die Musikschule bei. Zudem singt man die Nationalhymne, dann erklingt die europäische Hymne. In Tempelhof-Schöneberg wird die Nationalhymne nicht gesungen, während in Neukölln auch Hymnen der Herkunftsländer ertönen.

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