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Update

Berliner Zoo: Eisbär Knut starb an Hirnerkrankung

Pathologen haben "deutliche Veränderungen" an Knuts Gehirn festgestellt. Die genaue Todesursache steht aber noch nicht fest. Der erst vier Jahre alte Publikumsliebling war am Samstag plötzlich unter Zuckungen ins Wasser gestürzt und dort ertrunken.

Die Diagnose ist noch nicht das letzte Wort, aber sie weist die Richtung: Bei der Untersuchung des toten Eisbären Knut haben die Pathologen „deutliche Veränderungen des Gehirns“ festgestellt, wie der Zoo am Dienstag mitteilte. Die anderen Organe seien normal gewesen. Nach Auskunft des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Friedrichsfelde soll das Gehirn nun eingehender untersucht werden. „Wir rechnen damit, dass wir am Freitag ein vollständiges Ergebnis haben“, sagte IZW-Sprecher Steven Seet.

Für Heiner Klös, den Raubtierkurator des Zoos, ist die wichtigste Nachricht, „dass alle anderen Organe ohne Befund sind“. Hätte Knut zwischen seinen drei oft aggressiven Mitbewohnerinnen wirklich unter ständigem Stress gestanden, wie von Kritikern behauptet, hätte das seinen Nebennieren erkennbar zugesetzt. Auch Auffälligkeiten am Herzen wären sichtbar gewesen, „und das Thema Vergiftung scheint ebenfalls vom Tisch“. Eine Zeitung hatte spekuliert, dass Knut von einem böswilligen Zoobesucher vergiftet worden sein könnte.

Der Tierschutzbeauftragte des Senats, Klaus Lüdcke, hält einen epileptischen Anfall für die wahrscheinlichste Todesursache. „Das kann alle Tiere betreffen, auch Hunde“, sagte der pensionierte Tierarzt dem Tagesspiegel. Der erst vier Jahre alte Knut hatte sich am Samstagnachmittag vor den Augen hunderter Besucher mehrfach um die eigene Achse gedreht und war zuckend ins Wasser gefallen. „So wird sein Tod tragisch“, sagte Lüdcke: „Ein Elefant oder ein Löwe wäre auf den Sand gefallen und nicht ertrunken.“ Epilepsie lasse sich bei Menschen und Tieren zwar nicht heilen, aber mit Medikamenten beherrschen. Dazu hätte Knut vorsorglich untersucht werden müssen – „aber wer untersucht schon einen Eisbären?“, fragt Lüdcke. Bei rechtzeitiger Diagnose hätte das Tier zeitlebens Spritzen bekommen müssen. Das neben dem Tierpark Friedrichsfelde angesiedelte IZW sieht Lüdcke über jeden Zweifel erhaben: „Die Leute dort sind spitze.“ Aus Sicht von Lüdcke kommt zwar auch eine Hirnblutung infrage, aber die wäre deutlich erkennbar gewesen.

Raubtierkurator Klös hält die vermutete Epilepsie für plausibel. Öffentliche Behauptungen eines Nürtinger Tierschützers, wonach es bereits mehrere solche Fälle unter Knuts Vorfahren gegeben habe, bezeichnete Klös als „Geschwätz“. Nach seiner Kenntnis habe auch Knuts Vater Lars nicht daran gelitten. Dass Tierschützer die Epilepsie-Diskussion mit Inzucht-Vorwürfen gegen Zoo und Tierpark in Verbindung bringen, disqualifiziert sie aus Sicht von Klös erst recht.

Im Gedenkbuch auf den Internetseiten des Zoos dominiert die Trauer der Fans in aller Welt, aber immer wieder wird auch der Zoo für die Haltungsbedingungen des Tieres kritisiert. Bis Dienstagabend waren rund 4500 Einträge online.

Der Freundesverein der Hauptstadtzoos will dem Publikumsliebling Knut ein Denkmal setzen. Geplant sei eine lebensgroße Skulptur des Babys, als das Knut – gemeinsam mit seinem 2008 verstorbenen Ziehvater Thomas Dörflein – Millionen Menschen auf der ganzen Welt gerührt hat. Die Plastik solle aus Spenden finanziert werden. Vereinschef Thomas Ziolko schätzt die Kosten auf etwa 15 000 Euro. Als Standort schwebe ihm der Bereich um die Eisbärenanlage vor.

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