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Berlin: Empörung über „mildes“ Urteil

Wie türkische Blätter nach dem Urteil zum Sürücü-Mord berichten

Nach dem Urteil im Mordfall Hatun Sürücü berichtete die Hürriyet groß, dass die Türken das Urteil zu mild fänden. Am vergangenen Mittwoch titelte die Zeitung schließlich: „Ehrenmordlektion für Berlin: Ihr Mörder hätte in der Türkei 20 Jahre bekommen.“ Zuvor war bekannt geworden, dass die Vorsitzende des Ehrenmord-Untersuchungsausschusses im türkischen Parlament, Fatma Sahin, der Bundesrepublik bei der Verfolgung von Ehrenmorden die Hilfe der Türkei angeboten hatte. Zugleich betonte sie, dass sie die Strafe für den Mörder als zu niedrig bewertet.

Am Donnerstag widmete die Hürriyet die halbe Titelseite ihrer Europa-Beilage der Diskussion nach dem Urteil. „Widerstand gegen Sorgerechtsanspruch“, lautete die Überschrift des Haupttextes. „Für den Sohn des Ehrenmordopfers Hatun Sürücü, Can, wurde das Sorgerecht für die Familie beantragt. Der Berliner Jugendsenator Klaus Böger (SPD) hat sich dagegen ausgesprochen, das Sorgerecht der Schwester zu übertragen“, hieß es in den Unterzeilen. Im Text zitierte die Zeitung mehrere andere Politiker und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, die mit Klaus Böger einer Meinung waren.

Am Freitag wunderte sich die Hürriyet, dass die beiden Brüder von Hatun Sürücü, die freigesprochen wurden, für die Haftzeit finanziell entschädigt werden sollen. „Die freigesprochen Brüder bekommen nun auch noch Geld“, beschwerte sich das Blatt in der Überschrift ihres bebilderten Berichtes im Innenteil. Am Sonntag kam das Thema erneut auf die Titelseite. „Ich will meinen Sohn“, zitierte Hürriyet den Ex-Ehemann von Hatun Sürücü. Selbst gesprochen hatte die Zeitung Ismail Aslan nicht. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP in Istanbul, schon bald werde er die Anträge stellen. Dabei zeigte Hürriyet das Gesicht des kleinen Jungen und schrieb, dass er an einem geheimen Ort bei Pflegeeltern lebt.

Suzan Gülfirat

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