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Der BER-Stresstest war offenbar erfolgreich.

© dapd

Entrauchungsanlage am Flughafen: BER besteht den Stresstest

Der Probelauf für die Entrauchungsanlage am neuen Airport war offenbar erfolgreich. Doch die Opposition kritisiert die Informationspolitik als ungenügend: Die Daten sollen wochenlang ausgewertet werden. Erst im August soll eine Entscheidung zum Eröffnungstermin getroffen werden.

Die Planungen für den künftigen Großflughafen BER haben offenbar eine wichtige Hürde genommen. Am Dienstag wurde erprobt, wie die Entrauchungsanlage des Airports bei einem durch einen Brand verursachten Stromausfall reagiert. Den ganzen Tag über erwarteten Vertreter von Politik und Wirtschaft mit Spannung das Ergebnis. Am Abend kam dann die Entwarnung: Nach erstem Augenschein verliefen die Tests erfolgreich, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel.

Trotz simulierter Stromausfälle habe es keinen Rauchübertritt in andere Geschosse gegeben und der Rauch habe sicher abgeführt werden können, sagte Kunkel. Die nun vorliegenden Messergebnisse würden in den kommenden Wochen detailliert analysiert und ausgewertet.

Die Erwartungen an den Probelauf waren enorm gewesen. „Das ist eine wichtige Marke auf dem Weg zum Ziel“, sagte der Sprecher der Industrie- und Handelskammer Berlin, Jörg Nolte, am Nachmittag. Auch ein Siemens-Sprecher äußerte sich nach dem Test zufrieden. Die Steuerung der Anlage, für die Siemens zuständig ist, habe „einwandfrei“ funktioniert, sagte er am Abend. Auch hier hatte es bei Tests in der Vergangenheit mehrfach Probleme gegeben.

Das Ergebnis dieses Tests „wird die gesamte Planung des kommenden halben Jahres bestätigen oder widerlegen“, hatte Piraten-Politiker Delius vor Bekanntwerden des Resultats gesagt. Das Gremium soll untersuchen, wie es dazu kam, dass die eigentlich für Anfang Juni diesen Jahres geplante Eröffnung des Airports gescheitert war. Ob es beim Eröffnungstermin 17. März 2013 bleibt, will der Aufsichtsrat am 16. August entscheiden. Dann soll der neue Technikchef des Flughafens, Horst Amann, seinen Bericht abliefern, der Basis für das Festlegen des Termins sein soll. Probleme gibt es unter anderem auch noch mit sogenannten Kabeltrassen, in denen viele Leitungen eingezogen worden sind.

Bildergalerie: Das Debakel um den neuen Hauptstadtflughafen

Mit großer Spannung erwarteten auch Vertreter von Politik und Wirtschaft am Dienstag die Ergebnisse des Stresstests der Entrauchungsanlage am künftigen Großflughafen BER. Die Regierungschefs Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) hatten beide offiziell an diesem Tag frei, ließen sich aber beide nach Angaben ihrer Sprecher kontinuierlich über den Ausgang der Tests informieren. Ob und auf welchem Wege weitere Aufsichtsratsmitglieder wie Innensenator Frank Henkel (CDU) über den Verlauf des Tests informiert werden, wollten ihre Sprecher mit Verweis auf die Zuständigkeit Wowereits als Aufsichtsratschef nicht sagen.

Dass an so einem wichtigen Tag beide Regierungschefs gleichzeitig nicht im Dienst waren, provozierte bei der Opposition konträre Reaktionen. „Das ist nicht geschickt“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Uwe Doering. „Ich hätte nicht die Ruhe, an so einem Tag irgendwo hin zu fahren.“ Piraten-Politiker Martin Delius, der den parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Flughafen-Debakel leiten soll, sieht das gelassener: „Jetzt zu fordern, Wowereit solle direkt neben den Testern stehen, wäre Symbolpolitik – es ist vernünftig, die Leute in Ruhe arbeiten zu lassen und dann aus dem Ausgang des Tests ehrliche Konsequenzen zu ziehen.“ Der CDU-Fraktionsvize im brandenburgischen Landtag, Dieter Dombrowski, erklärte, „man darf generell erwarten, dass der Ministerpräsident bei einem so brisanten Problem und einem so wichtigen Tag für den Flughafen sein Amt für alle öffentlich wahrnehmbar ausfüllt und nicht nur in Teilzeit“.

Kritik von Piraten und Grünen

Abschließende Ergebnisse sollten am Dienstagabend allerdings noch nicht vorliegen. Gefragt, ob Platzeck öffentlich zu den Tests Stellung nehme, sagte seine Sprecherin: „Das wäre unseriös. Es braucht mehrere Wochen, die Datenreihen zu analysieren.“ Ganz ausschließen wollte sie eine Reaktion des Ministerpräsidenten allerdings nicht – etwa für den Fall, dass sich bis zum Abend eine Versagen der Brandschutzanlage abzeichnet. Dann nämlich könnten Umplanungen oder sogar eine komplett neue Konstruktion der Anlage nötig werden. Und der Eröffnungstermin im März 2013 wäre nicht zu halten.

Dem war nicht so. Beim Test waren im Hauptterminal über mehrere Etagen Feuer simuliert worden. Dabei wurde künstlicher Raum durch brennendes Gas geleitet. Dabei wurde geprüft, ob der Rauch bei einem Stromausfall aus den Abzugskanälen ins Gebäude zurückströmt. Diese Möglichkeit hatte die Genehmigungsbehörde nicht ausgeschlossen. Die Firmen und Planer hatten diese Gefahr nicht gesehen.. Der Rauch wird zum großen Teil von unterirdischen Anlagen angesaugt und ins Freie transportiert. Dazu ist ein kompliziertes System von Klappen erforderlich. Beim Test wurde anhand von Sensoren und mit Videokameras aufgezeichnet, wo sich der Rauch ausbreitete.

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Die Piraten und auch die Grünen kritisierten, dass die Ergebnisse des Tests nicht unmittelbar öffentlich gemacht werden sollten. „Die Flughafengesellschaft und der Aufsichtsrat sind in der Pflicht, die Testergebnisse ehrlich zu bewerten, weiteres Schönreden und Verheimlichen darf es nicht geben“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop.

Selbst der Vize-Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald, Carl-Heinz Klinkmüller, bekam am selben Tag noch keine detaillierte Nachricht über die Ergebnisse. Der CDU-Politiker ist Chef der für den BER zuständige Baubehörden, die die Genehmigung für die geplatzte Eröffnung Anfang Juni wegen der Mängeln an der Brandschutzanlage und fehlender Unterlagen verweigert hatte. Auf der BER-Baustelle würden die Experten und Firmen bis zum Abend um 19 Uhr die Anlage prüfen und an den Stellschrauben drehen. „Die Tests dauern auch noch bis Dezember. Wir bekommen dann die Gutachten der Sachverständigen und erteilen auf dieser Grundlage erst die Genehmigungen", sagte Klinkmüller.

Auf der Baustelle selbst herrschte am „Tag der Entscheidung“ beinahe Friedhofsruhe. So waren lediglich ein kurzes Sirenengeheul und Lautsprecherdurchsagen ab und zu aus dem abgesperrten Terminal zu hören. Zu sehen gab es vom Test nichts.

Allerdings nahm man es mit der Bewachung des Areals nicht ganz so streng. Bauarbeiter, die mit der Beleuchtung und den Springbrunnen auf der Freifläche vor dem Abfertigungsgebäude hantierten, gingen kurzerhand durch eine Öffnung im Bauzaun hindurch. Dessen Felder lassen sich mit einem Handgriff aus dem Betonfuß herausnehmen. Da mutete es schon ein wenig grotesk an, dass am offiziellen Eingang zur Terminalbaustelle ein kleines Gerät zum Scannen der Ausweise steht und die Sicherheitsleute erst nach einem Piepton den Weg frei geben.

Auf diese Weise gelangten auch mehrere Ingenieure und andere Experten zu den sensiblen Feuermeldeanlagen. Sie waren an den Ordnern unterm Arm und an auffallend glänzenden Schutzhelmen zu erkennen. Diese dürften zusammen mit den Schutzwesten vorher kaum einmal in Gebrauch gewesen sein. Auf Nachfragen nach dem bisherigen Ablauf der Tests reagierten die fast ausschließlich aus Männern bestehenden Prüftrupps abweisend. „Wir werden sehen“, ließ sich ein junger Mann wenigstens noch entlocken.

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